Montag, 31. Dezember 2012

Jahresrückblick 2012

Stil? - Was ist das?
Nachdem ich die letzten Tage damit verbracht habe, die Feiertage in meiner Wohnung an mir vorüber ziehen zu lassen, zieht es mich heute wieder in die Innenstadt und unter Menschen.
Ich habe in den letzten Tagen viel nachgedacht und mir viele Gedanken über mein Aussehen und meinen Stil gemacht.

Nach endlosen Anprobier-Orgien hab ich glaube ich was für mich gefunden.
Weil ich von Natur aus eher eine blasse Hautfarbe habe, hab ich mich für eine rötliche Haarfarbe und kinnlanges Haar entschieden. Bei längerem Haar wirkt mein Hals so kurz und ich sehe mit meinen 1,68  ziemlich gedrungen aus.

Außerdem hab ich wohl ein eher breites Becken und Röcke passen definitiv besser als Hosen. Dazu ein kuscheliger Pulli und ich bin wohl fast schon tageslichttauglich.
Nagellack und Lippenstift sind wohl noch meine Problemzonen. Irgendwie kaufe ich sie immer zu dunkel oder zu hell. Damit wirken sie entweder zu knallig oder gar nicht.
Kajal und Wimperntusche klappt jetzt aber schon ziemlich gut und ich sehe nicht mehr aus, als ob ich gerade verprügelt worden bin.

Mein Jahr 2012
Da ich ja erst im Oktober angefangen habe, meinen Weg zu gehen, wird das wohl eher ein kurzer Jahresrückblick. Aber mein Kaffee in meinem Lieblings-Starbucks ist auch schon fast leer.

Oktober 2012
Ich entschließe mich eher spontan das Kämpfen und Verdrängen meines Wesens aufzugeben und fange an zu leben.
Kleidung, Schuhe, Accessoires und Kosmetik trudeln fast von selbst in meiner Wohnung ein und ich werde eine gute Kundin verschiedener Online-Shops.
Mit vor Aufregung roten Ohren trage ich zum ersten Mal Frauenschuhe im Alltag und habe das Gefühl, dass mich alle Menschen ansehen müssen.
Leider schränkt mich meine nicht gerade schlanke Figur in der Kleiderauswahl ziemlich ein.
Ich besuche zum ersten mal den Gruppentreff von Trans-Ident Nürnberg und lerne viel Neues und nette Menschen kennen.

November 2012
Ich beginne eine Diät, die mir weil sie mir auf meinem Weg hilft, gar nicht schwer fällt.
Es werden alle möglichen Arten von Kleidung ausprobiert und ich lerne einiges über Makeup, Augenbrauenzupfen und ähnliche Dinge.
Ich werde langsam selbstsicherer und trage jeden Tag unauffällige weibliche Kleidung oder Accessoires. Zweimal die Woche werden die Nägel frisch lackiert und eine Kollegin spricht mich an, dass meine Nägel schöner sind als ihre.
In meinem Blog mache ich mir erstmals Gedanken über ein Leben als Frau und habe es immer noch nicht geschafft, die Liste der November-Gedanken abzuarbeiten.
Mein erster Besuch in einem Studio für dauerhafte Haarentfernung in Nürnberg verläuft eher negativ.
Beruflich bin ich viel unterwegs und schaffe es dadurch leider nicht zu Stammtischen oder Treffs meiner Selbsthilfegruppe.

Dezember 2012
Ich gehe zu meinem ersten Trans-Ident-Stammtisch komplett in Frauenkleidung, die aber noch sehr unauffällig aussieht. Aber es ist trotzdem ein aufregendes Gefühl. Auch wenn es auf die anderen wohl sehr verhalten und unentschlossen wirkt - aber ich kann nicht so einfach von heute auf morgen - etwas in mir braucht etwas Zeit. Es wird ein interessanter Abend mit vielen netten Menschen und ich unterhalte mich gut mit Carla, Sandra und Petra von hairfree aus Ansbach. Bei der ich im Januar bestimmt einen Termin machen werde.
Meine Diät ist ein Erfolg und ich bin trotz Glühwein, Lebkuchen und Weihnachtsfeier so leicht wie lange nicht mehr. Aber mein Ziel ist erstmal Größe 44.
Emotional ist es eine sehr schwierige Zeit für mich. Ich hab mich noch nicht geoutet und gerade meine Beziehung beendet, weil ich mir einfach nicht vorstellen kann, als Mann zu leben und Vater zu werden.
Die Feiertage und das Jahresende sowie einige Erkältungen legen viele Pläne auf Eis und steigern meine Frustration noch.
Silvester "feiere" ich zum ersten Mal in meinem Leben ganz allein.

Einen guten Rutsch ins Jahr 2013
Auch wenn die Zeiten manchmal schwer und dunkel sind, ich freue mich auf das neue Jahr.
Mein Kopf ist voller Pläne, Hoffnung und Zuversicht. Auch wenn ich immer noch keine vernünftige Frisur habe und kleidungsmäßig ein Angsthäschen bin.

Haltet den Kopf hoch! - Wir können nur gewinnen.
Und damit: Guten Rutsch! Prosit Neujahr, happy new year!
Eure Biggi


Montag, 24. Dezember 2012

Frohe Weihnachten?

Frohe Weihnachten oder doch nur ein Weihnachtsevent?

Ja, für mich sind es trotzdem Frohe Weihnachten, obwohl ein nächtlicher Stromausfall meinen Wecker erfolgreich daran gehindert hat, mich pünktlich zu meinem Frühstückskaffee in meinem Lieblings-Starbucks zu wecken.
Ich hab es aber trotzdem noch geschafft einen schönen Fensterplatz mit einem tollen Blick auf das Vorweihnachts-Gewusel zu ergattern.
Die Kaffeetasse ist auch randvoll mit Christmas-Blend - es kann also losgehen.

Ich hab den Titel für diesen Post wegen meiner Erfahrungen der letzten Tage gewählt.
Obwohl ich (mal wieder) erkältet war, konnte ich es doch nicht lassen Glühwein und Lebkuchen auf diversen Weihnachtsmärkten zu genießen.

Zuerst kam natürlich der Nürnberger Christkindlesmarkt dran. Ich denke noch gerne an 1984 zurück, als dieser Markt wirklich noch ein tolles, weihnachtliches Flair hatte.
Heute bin ich kurz davor nicht mehr hinzugehen, weil es überall amerikanische, spanische und was weiß ich noch für Weihnachtslieder hagelt.

Obwohl wir ein Nürnberger Christkind haben, steht an jeder Ecke ein Santa. Die Glühweinstände dominieren den Markt und haben sich inzwischen zu vollwertigen Bars gemausert, an denen sich die Besucher aus allen Teilen der Erde so richtig einen hinter die Binde kippen können.
Christkindles-Glühwein, Heidelbeere-Glühwein,Feuerzangen-Bowle, Alpen-Power, Apfelpunsch, Zimtpunsch - das Ganze gerne noch mit einem Schuss Wodka, Rum, Calvados - einfach wundervoll.

Dann möchten ein paar ganz Verirrte den Markt auch noch bis ins neue Jahr verlängern - so eine Art weihnachtlicher Vergnügungspark. Nuremberg-Disney sozusagen.

Dieses Jahr habe ich mir zum ersten mal den Fürther Weihnachtsmarkt und den Mittelalterlichen Weihnachtsmarkt zu Fürth angesehen.
Der kleine Fürther Weihnachtsmarkt war nun keine Offenbarung, aber er brachte mehr Weihnachtsstimmung rüber wie unser Nuremberg-Disney.

Begeistert hat mich der Mittelalter-Weihnachtsmarkt. Erwartet hatte ich nicht viel, da sich Nürnberg ja schon vor einigen Jahren halbherzig an einem versucht hatte.
Dieser hier war jedoch anders. Obwohl mitten in der Stadt auf der Fürther Freiheit hatte ich doch das Gefühl in eine andere Zeit einzutauchen.
Am Stand "Roter Hahn" gab es dann selbst gemachten Glühwein oder Suppe, die ich an einem Feuerkorb, sozusagen am Lagerfeuer genießen konnte. Gemütlich kein Trubel und Zeit nachzudenken - besinnlich eben.
Neben Leipzig war dies einer meiner schönsten Weihnachtsmärkte.

Heute ist der 24. und ich wollte ihn unbedingt hier beginnen. Warum weiß ich auch nicht genau.
Psychisch könnte es mir wirklich besser gehen. Ich habe meine Beziehung beendet, weil ich weiß, dass ich diese Rolle nicht mehr spielen kann und es unehrlich und unfair wäre.

Weihnachten und Silvester "entschleunigen" mich leider wirklich.
Seit einigen Wochen habe ich das Gefühl, dass es auf meinem Weg nicht mehr voran geht, sondern ich irgendwie stehengeblieben bin.

Obwohl Geduld wichtig ist, bin ich deswegen doch in einer schlechten Verfassung. Ich möchte endlich vorankommen. Psychologe, Haarentfernung und viele andere Dinge muss ich aufs neue Jahr verschieben, weil es zwischen den Feiertagen einfach keinen Sinn macht und in diesem Weihnachts-Chaos wohl eher etwas schief geht.
Aber so ist das nun mal - ich habe mich nun entschlossen und jetzt will ich mich auch weiterentwickeln bzw. alles tun was ich kann um das zu werden was ich wirklich bin und nicht untätig herumsitzen.

So zwischen den Welten zu schweben ist ein fürchterlicher Zustand. Manchmal weiß ich gar nicht mehr, ob ich gerade eine Rolle spiele oder wirklich so bin. Ist das jetzt die Männerrolle, oder noch fraulich? Sind das Herren-Jeans? ich bin langsam total verwirrt - lange kann ich das nicht mehr machen.

Aber ich werde es schaffen müssen - eine Alternative hab ich ja nicht. Aufgeben kann ich mir schon deshalb nicht vorstellen, weil es sonst ja niemals aufhört.
Dabei will ich ja einfach nur "normal" sein.

Jetzt ist auch noch mein Kaffee leer. Deshalb wünsche ich euch ein fröhliches, ruhiges Weihnachtsfest, egal woran ihr glaubt, ob ihr Bio, oder Trans seid - wir sind alle Menschen.

Dienstag, 18. Dezember 2012

Trans-Frau und soziales Umfeld

Seit ich mich intensiv mit meiner Transsexualität auseinandersetze, beschäftigen mich einige Fragen ganz besonders.

Derzeit kreisen meine Gedanken neben Weihnachten, Lebkuchen, Glühwein, Christkindlesmarkt und Weihnachtseinkäufen hauptsächlich darum, wie ich auf meinem Weg weiterkommen kann und wie ich mich outen soll.

Am einfachsten wäre es vielleicht einfach loszulegen und den Fragen und Situationen offen und ehrlich zu begegnen. Je mehr ich mich allerdings mit dem Thema Trans beschäftigt habe, desto deutlicher wurde mir klar, dass unheimlich viel kaputt gehen kann.

Job, (Ehe-)Partner, Freunde, Kollegen, Nachbarn werden genau wie ich vor eine vollkommen neue Situation gestellt. Obwohl ich Tag und Nacht darüber grüble, wie ich wem am besten was erklären kann, so habe ich doch eine ziemliche Angst vor diesem wichtigen Schritt.
Wenn er nämlich einmal getan ist, werden sich Dinge ereignen, auf die ich nur noch reagieren kann.

Frei nach dem Zitat:"Wenn Worte erst einmal den Mund verlassen haben, sind sie nicht mehr aufzuhalten."

Einige wenige Menschen sind mir besonders wichtig und ich würde ihnen ungern weh tun, und sie auf meinem weiteren Lebensweg mitnehmen.

"Das kannst Du mir doch nicht antun!" Solche oder ähnliche Reaktionen wurden mir schon oft berichtet.
Es ist doch wirklich paradox, dass eines unserer vielleicht größten Probleme, das der anderen mit uns ist...

Ich möchte einen Mann sehen, zu dem man als Kind sagt: "So, Du bist ein Mädchen - jetzt sind erst mal 30 Jahre als Frau angesagt." Umgekehrt wäre der Gedankengang wohl genauso absurd.

Leider ist er das aber nicht. Bei Trans-Weib habe ich einen Artikel gelesen, wo ein Junge bereits als Kleinkind wusste, dass er ein Mädchen ist. Wenn ich aber über dreißig bin heißt es: "Das geht doch nicht! Das kannst Du mir doch nicht antun!"

Aber jahrzehntelang mit dem falschen Geschlecht leben zu müssen, ist in dieser Gesellschaft in Ordnung. Das kann man einem Menschen antun - anstatt etwas tolerant zu sein.

Meine bisher eiserne Disziplin (mein kleines Ziel ist Größe 44) wird derzeit auf eine harte Probe gestellt. Schoko-Elisen-Lebkuchen und Glühwein machen mir das Leben schwer.

Aber nach dem anstrengenden Kampf um die letzten Weihnachtsgeschenke genieße ich es einfach in einer Holzhütte mit einem Becher Glühwein an einem Holzofen zu stehen und meine Blicke und die Gedanken schweifen zu lassen.

Bis bald.


Samstag, 8. Dezember 2012

Samstag Vormittag in Nürnberg

Wenn die Frankenmetropole "multikulti" wird
Eine meiner Lieblingsbeschäftigungen ist es, am Samstag Morgen möglichst früh in die Nürnberger Innenstadt zu fahren um dort zu Bummeln und vielleicht ein bisschen zu Shoppen.
Leider gibt es aber auch zwei Dinge, welche jedes mal vehement versuchen, mich daran zu hindern:

  1. Mein Geldbeutel
  2. Ich bin Langschläferin
Aber meistens schaffe ich es doch mich aus dem Bett zu quälen, mich etwas aufzuhübschen und die nächste U-Bahn zu nehmen.
Im Winter ist das Ganze natürlich besonders schwierig, weil mir immer noch elend kalt ist, egal was ich drunter anziehe.
Da kann ich manche Biofrauen wirklich nur bewundern, bei denen es mich schon friert, wenn ich sie nur ansehe.
Eine wichtige weibliche Eigenschaft scheint also Kälteresistenz zu sein. Das kannte ich bisher nur aus Rollenspielen...
Aber vielleicht haben die auch einfach nur mehr Übung. Das ist ja schließlich mein erster Winter.

Als ich heute am Weissen Turm in Nürnberg ankam, fielen mir sofort die vielen Touristen, die wegen des Christkindlesmarktes gekommen waren auf. Chinesen, Japaner, Franzosen und Briten wuseln nur so durch die Fußgängerzone und sorgen schon morgens um 9 Uhr für reichlich Umsatz bei den Glühweinständen.
Seit ich auf meinem neuen Weg bin, zieht es mich da ja gar nicht mehr hin und diese Kerle kommen mir mittlerweile reichlich merkwürdig vor.

Da natürlich alle Cafés restlos überfüllt sind, gönne ich mir ein kleines Brötchen als Frühstück und beobachte das Treiben in der Karolinenstraße.
Dabei fällt mir auf, dass viele deutsche Bio-Frauen im Vergleich zu den Touristinnen aus dem Ausland modisch ziemliche - entschuldigt den Ausdruck aus meinem alten Leben "Rohrkrepierer" sind.

Ihr Outfit besteht meist nur aus "Basics" Jeans, Pulli, schlichte Jacke, Stiefel. Asiatinnen hingegen scheinen im direkten Vergleich viel mehr Wert auf ihr Äußeres zu legen. Italienerinnen und Französinnen ebenfalls. Der Unterschied ist wirklich frappierend und auf den ersten Blick erkennbar.

Ich will hier ja niemand zu nahe treten. Ich habe früher auch nie besonders auf meine Kleidung geachtet, aber das kam daher, dass ich dieses langweile Männerzeugs schon immer gehasst habe. Deshalb schien mir der Aufwand nicht angebracht.
Aber als Frau - wo ich so viele Möglichkeiten habe! Geht es da wirklich nur ums Geld, oder um die Bequemlichkeit? oder ist den Frauen ihr Aussehen einfach nicht mehr so wichtig wie früher?

Ich habe nun schon einige Trans-Frauen getroffen und wirklich jede hat im Rahmen ihrer Möglichkeiten bestimmt viel Zeit, Geld und Gefühl in ihr Outfit investiert.
Das mag daran liegen, dass wir so lange auf schöne Kleidung verzichten mussten, oder vielleicht um eindeutig zu zeigen, zu welchem Geschlecht wir uns zugehörig fühlen, oder für ein besseres "Passing".

Auf jeden Fall kenne ich einige Trans-Mädels von denen ihr euch eine gute Scheibe Stil abschneiden könntet Bio-Mädels.

Da ich ja selbst erst am Anfang stehe, renne ich natürlich mit großen Augen durch die Frauenwelt und versuche so viele Scheiben wie möglich abzubekommen.

So schön diese Stadtbummel auch sind, so schwierig sind sie für meine Psyche.
Immer wenn ich schöne Frauen sehe, wird mir bewusst, was für einen weiten und schwierigen Weg ich noch zu gehen habe und ich möchte am liebsten sofort kehrt machen und mich in meiner Wohnung verkriechen.

Aber das geht natürlich nicht. Deshalb sitze ich hier in einem meiner Lieblings-Starbucks am Josephsplatz und habe wirklich noch den Katzentisch zwischen den ganzen Touristen erwischt.
Das ist also mein erster Post aus "meinem" Starbucks und bestimmt nicht der letzte.

So, jetzt ist aber mein Kaffee alle und weil die Plätze begrenzt sind und ich ein anständiges Mädel bin, räume ich jetzt das Feld.

Bis zum nächsten Mal aus dem kalten, glühweingeschwängerten Nürnberg.

Donnerstag, 6. Dezember 2012

Wenn Dinge einfacher werden

Weniger Aufregung und weniger Durst
In den letzten Tagen, musste ich wieder einmal feststellen, dass es die richtige Entscheidung war nunmehr immer mehr zu dem zu werden, was ich schon immer war.

Noch vor kurzer Zeit war ich oft depressiv und "genoss" mein Leben in vollen Zügen - oder eher in vollen Krügen. Auf Parties war ich immer beim "harten Kern". Ich gehörte zu denen, die immer zuletzt von Parties gingen und betrieb die guten wie die schlechten Dinge immer exzessiv.

Nun lebe ich schon eine kurze Zeit für mich als Trans-Frau und gehe offen mit dem Thema um.
Ich kaufe mir endlich schöne Kleidung und lebe in meinen vier Wänden endlich so, wie ich es schon lange hätte tun sollen.

Erstaunlicherweise geht es mir fast wunderbar - es geht mir auf jeden Fall viel besser, obwohl sich meine Lebensumstände leicht verschlechtert haben. Aber die kleinen Probleme verblassen neben meinem neuen Leben.

Ich bin zum ersten Mal seit über 20 Jahren wieder einmal innerlich ruhig. Es scheint so, als hätte ich auf wundersame Weise meine innere Ruhe wiedergefunden.
Parties, Guinness und die unterschwellige Angst im Leben etwas zu verpassen, nehmen plötzlich immer weniger Raum in meinem Leben ein.
Das Beste ist, ich vermisse es kein bisschen. Ich brauche es einfach nicht mehr - teilweise kann ich es selbst nicht verstehen.
Ich geniesse mein Leben, die Pfunde purzeln und ich freue mich schon auf neue Kleidung.

Die einzigen Dinge, welche meine persönliche Situation noch toppen könnte, wäre ein erfolgreiches Outing vor meiner Familie und meinen Kollegen.
Diese Menschen (und auch deren Meinung von mir) bedeuten mehr sehr viel.
Deshalb fällt es mir so furchtbar schwer, diesen entscheidenden und unbedingt notwendigen Schritt zu gehen.
Wenn ich das endlich geschafft habe, gibt es bestimmt noch viele Probleme und Hürden zu überwinden, aber für mich ist innerlich das Wichtigste geregelt.

In diesem Jahr werde ich mich nicht mehr outen. Vielleicht eignet sich ja die Vorweihnachtszeit besonders gut und ich begehe vielleicht einen Fehler. Aber fühle einfach, dass jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt ist.

Fest auf meinem Plan stehen jedoch Bartentfernung, Brille, Haare und Therapie.
Um diese Dinge werde ich mich gleich Anfang nächsten Jahres kümmern.

Aber bevor es richtig losgeht, lasse ich mich hier erst mal in seliger Ruhe einschneien...

Montag, 3. Dezember 2012

Gutes und Schlechtes

Gut oder schlecht?
Der Alltag hält so manche gute, aber auch so manche schlechte Überraschung für uns bereit.
Wobei ich mit "uns" nicht nur uns Trans-Frauen, sondern alle meine Mitmenschen meine.

Ich habe jetzt einige Zeit nicht gebloggt, weil ich zuerst krank war und es auch (vielleicht auch dadurch) nicht viel interessante Dinge zu erzählen gab.
Jetzt bin ich aber wieder fit und habe mich natürlich gleich wieder ins "Getümmel" gestürzt.
Dabei sind mir wirklich gute Dinge passiert.

Biggi bibbert sich durch Nürnberg
Leider hat nun auch bei mir im Süden der Winter Einzug gehalten, und der Schnee liegt überall.
Ich mag zwar den Winter, aber keinen Schnee. Aus meinem alten Leben hab ich da noch ganz schlechte Erinnerungen von Zelten im Schnee und Bibbern in Erdlöchern.

Am letzten Samstag war nun Stammtisch meiner Selbsthilfegruppe und weil es für mich der erste Stammtisch war, war ich natürlich ziemlich aufgeregt!
Was ist das für eine Gegend? was für ein Lokal? wer ist da? kenne ich wen? und so weiter.
Aber ich wollte unbedingt - ich musste unbedingt hin.

Und was für mich ein absolutes Novum war - ich wollte vollständig in Frauenkleidern hin.
Das hab ich nun Dank eines nicht näher genannten Versands nicht geschafft, weil diese Firma einfach meine Jacke verbummelt hat.

Also dann, mit Männermantel aber ansonsten nur in (sehr unauffälligen) Mädelklamotten rein in die U-Bahn. Nachdem ich mich mindestens - wenn nicht noch öfter... vergewissert hatte, dass mich niemand anstarrt - und ich mich von größeren Ansammlungen Halbstarker erfolgreich ferngehalten hatte, kam ich in Nürnbergs Westen an.

Dort hatte ich die tolle Idee, doch das letzte "kleine Stück" zu Fuß zu gehen. Damit sollte ich wohl zuerst aufhören - wahrscheinlich rennt keine Frau nachts allein in dieser Gegend rum.
Außerdem - trotz dicker Strumpfhosen, Socken, hohen Stiefeln, Unterhemd, Pulli und Wintermantel hätte ich fast den Po abgefroren! Dabei brauch' ich den doch noch! Wie sieht das denn sonst aus!

In der Gaststätte musste ich mich dann mit einem Ouzo wieder auftauen.
Ich hab ganz viele nette und interessante Menschen getroffen - falls ihr das lest, vielen Dank an euch!
Es gab viele hübsche Trans-Mädels (da könnte ich glatt neidisch - oder auch schwach werden), aber auch nette Trans-Männer.

Ich hab wieder unheimlich viel mitgenommen (nein - nicht nur die Giros) und auch was für mich gelernt: Ich hab immer noch zu viel Angst.
Ich muss, wenn ich diesen Weg gehen möchte - auch anfangen loszulaufen.
Es hilft mir nichts, wenn ich zwar in Frauenkleidung gehe, aber so dezent, dass es niemand merkt bzw. mich als Frau wahrnimmt.
Daran muss ich unbedingt noch arbeiten und ich muss da auch irgendwie durch.

Also muss ich meine Garderobe aufstocken - und zwar mit tatsächlicher Frauenkleidung - nicht wie die sprichwörtliche Mega-Transe, aber eben sichtbar.

Es gibt auch schlechte Dinge
Männlich ausgedrückt "läuft es im Business wie mit der Gesundheit momentan eher suboptimal."
Weiblich ausgedrückt "möchte ich heute am liebsten losheulen."

Aber ich darf mich nicht unterkriegen lassen!
Deshalb mache werfe ich jetzt die CD von Sade aus dem Player, höre auf lauwarmen Apfeltee zu schlürfen und euch mit meinen traurigen Gedanken zu nerven.

Ich schaue jetzt nach vorne - auch wenn ich die Probleme schon am Horizont erkennen kann.


Mittwoch, 21. November 2012

Die Tücken des Alltags

Elende Erkältung
Nun bin ich schon wieder (oder immer noch?) erkältet.
Zwei graue Tage hab ich nun damit verbracht im Bett zu liegen, zu lesen, Tee zu trinken und über mein Leben nachzudenken.

Mehr als die zwei Tage kann u hause bleiben. Hier fällt mir langsam aber sicher die Decke auf den Kopf. Ich muss unbedingt raus hier - ins Büro und unter Leute.
Deshalb gehe ich morgen auch auf jeden Fall wieder ins Büro.

Fingernägel
Biggi bekommt Krallen - das wollte ich noch vor ein paar Tagen schreiben.
Lange Fingernägel haben mich schon immer fasziniert - ich kann immer noch nicht verstehen, warum viele Bio-Frauen mit so furchtbar ungepflegten Fingernägeln rumrennen - dabei wäre es für sie doch so einfach.

Als neues T-Girl häufen sich ja die Schwierigkeiten geradezu auf. Keiner erklärt Dir was Du anziehen kannst, was Du mit deinen Haaren machen kannst, wie Du dich richtig schminkst und auch nicht, wie Du dir richtig die Nägel lackierst.

Mir scheint, als ob es zwar eine ganze Menge Transgender, Transsexuelle, transidentische Menschen gibt, aber alle sind irgendwie Einzelkämpfer(innen). Jede(r) scheint das Rad neu zu erfinden.

Dabei gibt es so viele Fragen, die mit etwas Erfahrung so einfach zu beantworten wären z.B. für jede größere Stadt einen Transgender-Führer (mit NoGo-Areas, Treffpunkten, Tipps, Bars, Gaststätten und Shops, Arztempfehlungen, Friseure, Therapeuten, SHG's) eben alles, was wir unbedingt brauchen.

Aber zurück zu meinen Fingernägeln. Zum Glück bin ich von Geburt an mit langen, schlanken Fingern und nicht zu großen Händen gesegnet.
Dazu trage ich meistens klaren Nagellack und die Nägel sind eher kurz (um im Job nicht so aufzufallen).
Bevor ich mich oute, will ich unbedingt zuerst mit einem Therapeuten reden, oder zumindest öfter zur SHG. Deshalb halte ich mich mit Kleidung und Styling momentan eher zurück.

In der letzten Zeit war ich aber eher zu hause und hab die Nägel deshalb gehegt und gepflegt und wachsen lassen.
Nach einer Woche sahen meine Hände wirklich toll und vorallem weiblich aus.

Klarlack aufzutragen ist ja eher einfach, deshalb hab ich diese Woche mal mit verschiedenen Farben experimentiert - vom leichten Pink-Ton bis zu dunklem Violett - gar nicht so einfach eine glatte Oberfläche ohne ausgefranste Ränder hinzubekommen. Dafür ist jetzt mein Nagellackentferner fast leer...

Aber nächste Woche bin ich wieder beruflich unterwegs und da gehen lange Nägel gar nicht.
Also wurde Birgit wieder zurückgefeilt - es tat mir so in der Seele weh - ich hätte am liebsten geheult.
Wieder schön in die verd***** Männerform. Ekelhaft!
Ich kann jede Frau verstehen, die beim Abschneiden ihrer langen Haare, oder wenn ihr ein Nagel abbricht weint.
Deshalb geht's mir momentan nicht so gut.

Bestellen einfach - liefern schwierig
Kleidung bestelle ich ja gerne im Internet, obwohl ich mich langsam auch in die Läden traue.
Ich will aber auch nicht bei jedem Versand ein Kundenkonto haben, deshalb habe ich mir lange überlegt, ob ich bei BonPrix einen Damen-Parka bestelle, den es so nur dort gibt.

Also gut - Konto angelegt - einen echt schönen Parka in meiner Lieblingsfarbe bestellt. Das Teil war echt super. Es sah toll aus und war nicht zu weiblich geschnitten. Es hätte mir echt gut gepasst.
Ich hab mich echt schon gefreut, damit durch den Winter zu laufen.

Abgesehen davon, dass bei diesem Versand eine bemerkenswert Große Anzahl von Artikeln überhaupt nicht lieferbar ist wurde das Geld von PayPal nach zwei Tagen ohne Info einfach zurückgebucht.
Auf dem Online-Portal des Versands war auch keine Info zur Bestellung - die Bestellung war einfach weg. Trotz vorheriger Bestätigungsmail.
Ein Anruf bei der Kundenbetreuung brachte Licht ins Dunkel. Der Artikel war ausverkauft. Hallo? ausverkauft? Ich konnte ihn doch online bestellen! Und dazu nicht mal eine Info.

Also so wird das nix. Gut ist anders.

Aber das fehlte mir ja heute gerade noch.
Jetzt kann ich wieder auf die Suche gehen - viel Hoffnung hab ich aber nicht.

Morgen ist ein neuer Tag - da wird alles besser...

Sonntag, 18. November 2012

Trans-Frau und Selbstmord

Selbstmord - warum?
Es ist unbestritten, das wir Transsexuellen häufig und ganz außergewöhnlichen psychischen und psychomentalen Belastungen ausgesetzt sind.

Trotz immer neuen Gesetzesentwürfen, Selbsthilfegruppen, Diversity-Vorhaben in den Unternehmen, Berichten in den Medien und vielen anderen Dingen, werden gerade Trans-Frauen immer noch Beschimpft, erniedrigt, teilweise sogar geschlagen - auch hier in Deutschland.

Dazu kommt noch die allgemeine Ablehnung, durch Personen des näheren sozialen Umfelds, der Familie, Kollegen, Freunde und Lebenspartnern oder Ehepartner.
Auch Jobverlust und der daraus evtl. resultierende soziale Abstieg können uns fertigmachen.
Wenn ich auf der Straße Bio-Frauen beobachte, gibt mir das jedesmal einen Stich.

Aber - warum gehen wir diesen Weg? wir hätten doch alles so lassen können wie es war - oder nicht?

Ich bin ja noch am Anfang meines Weges, dennoch habe ich mir davor viele Jahre lang Gedanken gemacht. Viele meiner heutigen Ansichten werden sich in den nächsten Jahren noch ändern bzw. werden sich ändern müssen, weil nach meinem Outing und im Alltagstest und auch in der Zeit danach Dinge auf mich einwirken werden, die mich vielleicht auch in die Knie zwingen.

Aber ich habe in der langen Zeit einen festen Grundgedanken gefasst:
Wenn ich mich schon oute, alles auf mich nehme, mein ganzes bisheriges Dasein auf den Kopf stelle, meine Eltern belaste...

... dann bringe ich mich niemals um.

Selbstmord ist nichts anderes als das vollständige Aufgeben, die bedingungslose Kapitulation, das Ende. Die Chance auf ein glückliches Leben im richtigen Geschlecht ist dann ein für alle mal vertan.

Es muss immer einen Weg geben - irgendeinen besseren als diesen.

Ein verlorenes Wochenende
Wunderbar! Die Erkältung hat mich wieder voll im Griff. Nach einer Nacht mit Schüttelfrost fühle ich mich dementsprechend.
Mit der Wohnung gibt es ebenfalls technische Probleme, die ich aber erst am Montag lösen kann.
Es bleibt mir also wieder nicht viel anderes übrig, als mit einem Buch und Tee im Bett zu liegen.
Hoffentlich wird es morgen wieder besser - diese Einzelhaft macht mich fertig.

Der Stammtisch
Im Dezember will ich zum ersten mal zu einem SHG-Stammtisch gehen. Nach dem SHG-Gruppentreff im Oktober ist das erst das zweite Mal, dass ich Kontakt zu anderen Transsexuellen aufnehme.

Ich bin schon immer die Stille und Zurückhaltende gewesen, und es fällt mir nicht leicht, einfach so zu einem Stammtisch zu gehen, wo ich noch niemand so richtig kenne. So ganz anders wie in meinem Beruf.

Ich berste natürlich schon fast vor Fragen. Aber mir ist auch klar, dass ich es nicht übertreiben darf. Schließlich wartet dort wahrscheinlich niemand auf Frauen, die einen mit Newbie-Fragen löchern.
Aber es wird schon passen und ich freue mich schon darauf. Ich darf mich nicht unter Druck setzen und muss es einfach locker angehen lassen.

Kleider komplett
Ganz aufgeregt bin ich allein schon deshalb, weil ich an diesem Abend wahrscheinlich zum ersten Mal komplett in Frauenkleidern aus dem Haus gehe. Dezent zwar und vielleicht merken es die Leute nicht mal, aber ich weiß, was ich anhabe.
Ob, es klappt hängt nun davon ab, ob meine neue Winterjacke bis dahin geliefert wird und ob sie passt.
Nach monatelangem Hungern hab ich nun 4 Kleidergrößen geschafft und ganz mutig in der neuen Größe bestellt.
Langsam hab ich jetzt zumindest die Basics zusammen, die ich mit ein wenig Geschmack untereinander kombinieren kann, ohne als Charlies-Tante oder Super-Transe aufzufallen.

In kleinen Schritten langsam vorwärts
Ich versuche ohne Eile, aber stetig Dinge zu regeln, Besorgungen zu machen, Informationen zu sammeln, Kontakte zu knüpfen und mich dabei aufrecht zu halten, um meinen Weg wenn auch in kleinen Schritten immer weiter zu gehen.

In einem tollen Blog von Svenja aus Kiel, dass ich wirklich sehr gerne lese, habe ich einen Satz ihres Therapeuten gelesen, den ich mir gemerkt habe. Auch wenn ich noch nicht genau weiß, wie ich das umsetzen soll.

"Leben Sie es - ohne sich dabei weh zu tun."

In diesem Sinne einmal anonyme Grüße an Svenja und Pieps von Svenja and the City.
Ein echtes Super-Blog auch wenn "trans" nun in den Hintergrund tritt - das Leben geht weiter.

So, der Schnupfen meldet sich gnadenlos zurück und mein Tee ist nun auch alle.
Ich wünsche euch einen schönen Sonntag und einen guten Start in die neue Woche.

Donnerstag, 15. November 2012

Anders...

"Wann hast Du eigentlich gemerkt, dass Du anders bist?"

Vor einiger Zeit habe ich ja geschrieben, dass ich nicht glaube, dass jemand transsexuell werden kann. Ich halte mich eher an die neuesten Erkenntnisse und die lassen den Schluss zu, dass wir schon transsexuell geboren werden.

Warum bin ich transsexuell?
Ich habe mich lange mit der Frage beschäftigt, warum ich mich als Frau fühle und ob das vielleicht eine Phase, eine sexuelle Orientierung, Wunschdenken, Alltagsflucht, Davonlaufen vor Verantwortung oder was auch immer ist.

Tatsächlich mache ich mir schon länger als 17 Jahre bewusst Gedanken darüber, zuerst ob und danach warum ich transsexuell bin.
Wie ich schon geschrieben habe, fiel meinem Umfeld schon bevor ich 6 Jahre alt war auf, dass ich anders als andere Jungen war. Ich spielte am liebsten mit Mädchen, verkleidete mich in den Sachen meiner Mutter und meine Eltern und Großeltern machten sich echt Sorgen.

In der Schule war ich immer eher der schüchterne, zurückhaltende und sanfte Typ.
Mathematik und Naturwissenschaften lagen mir nicht besonders, Zeichnen, Malen, Musik, Kalligrafie - alles Kreative war meine Welt.

Die Sorgen meiner Eltern hörten wohl erst auf, als ich das erste Mädchen mit nach Hause brachte.
Dass ich vorher schon Röcke, Badeanzüge, Nylons und Pumps anprobiert hatte, wussten sie natürlich nicht.

Der Rhythmus
So verlief mein ganzes Leben nach einem bestimmten Rhythmus:
Ich bekämpfte mein Wesen und meine Gefühle, schmiss die Frauenklamotten weg, suchte mir eine Freundin, kämpfte mit mir, wurde depressiv, trennte mich, kaufte Frauenkleidung und wieder von vorn...

Woran liegt es?
Als ich älter wurde, wollte - ja musste ich der Sache auf den Grund gehen. Sonst würde ich mich irgendwann selbst zerstören. Es gab ja keinen Ausweg aus diesem Kreislauf.

Zuerst dachte ich, dass sei eine Flucht vor der Realität, Problemen oder Verantwortung.
Aber warum war ich schon so in meiner glücklichen Kindheit? keine Schule, Arbeit, Beziehungen, Verpflichtungen - keine Probleme. Stattdessen merkte ich, dass es mir besser ging, wenn ich es zuließ.

Eine Phase? eine sehr komische "Phase", wenn sie nun schon fast 40 Jahre andauert.
Egal was ich machte, wo ich war, ob als Single oder in einer Beziehung, ob glücklich oder traurig.
Es war nie anders...

Eine sexuelle Sache? Bin ich ein Crossdresser? ein Transvestit? machen mich Frauenkleider an?
Ja schöne Frauenkleider (speziell an schönen Frauen) machen mich schon sexuell an.
Aber das Tragen von Frauenkleidung gibt mir einfach ein gutes, richtiges Gefühl. Da ist es egal, ob das Hausschuhe oder High-Heels sind.
Deshalb hab ich eine zeitlang auch unbequeme und nicht so tolle Frauenkleidung getragen, ich wollte einfach sehen, ob ich irgendwann über hab und lieber in meine "bequeme" Männerkleidung schlüpfe - Fehlanzeige.

Wie geht es weiter?
Hier bin ich also nun - nicht schlauer, aber ich kann nicht anders.
Obwohl ich keine Ahnung habe, wie es weitergehen soll und obwohl ich mir jedes Mal verkleidet vorkomme, wenn ich Frauen auf der Straße umherstöckeln sehe geht es nicht anders als irgendwie weiterzumachen.

Ich finde keinen anderen Weg - keinen leichteren, schöneren, angepassteren - keinen für mich.

Immer weiter...

Dienstag, 13. November 2012

Der Lieblingspulli

Habt Ihr einen Lieblingspulli?

Habt ihr auch so einen Lieblingspulli? oder irgendein anderes Lieblingskleidungsstück?
Kennt ihr das? Sonntag morgen oder ein beliebiger Tag, vielleicht mit wirklich schlechtem Wetter, an dem ihr euch wohlig auf dem Sofa zusammenrollt und das Haus auf keinen Fall verlassen wollt.

Und da kommt er ins Spiel - der Lieblingspulli! Er wurde schon hundertmal gewaschen, ist vollkommen außer Form und sieht wirklich nicht mehr gut aus. Eigentlich hätte er schon lange in die Altkleidersammlung gehört, aber ihr kämpft jedesmal wie eine Löwin mit euch oder eurem Partner(in) dass er bleiben darf.

1998 - alles anders und doch nicht richtig

Mein Lieblingspulli ist von 1998 - 14 Jahre begleitet er mich schon. Die Farbe ist naja... hm... grau, einen tollen Aufdruck hatte er auch. Er hat soviel mit mir erlebt und durchgestanden und er ist doch nur ein Kleidungsstück. Aber das Leben besteht nicht nur aus materiellen Werten sondern auch aus ideellen Werten, die oft viel wichtiger für uns sind.

Vor 14 Jahren war so vieles anders. Ich hatte gerade eine Frau kennengelernt, in die ich über alles verliebt war. Wir reisten um die Welt und genossen das Leben in vollen Zügen.
Noch heute denke ich gerne an diese Zeit zurück, obwohl die Geschichte kein gutes Ende nahm - aber auch das gehört zum Leben dazu.

2012 - ein neuer Pulli für Birgit muss her

Ich habe meinen alten Pulli wirklich immer noch gerne. Aber er passt einfach nicht mehr zu mir.
Erstens bin ich seither ein Stückchen älter geworden und zweitens passt er (hoffentlich nur momentan) zwar äußerlich noch, aber innerlich verbindet uns nicht mehr viel.

Also bin ich heute nach dem Büro mit dem festen Vorsatz in die Innenstadt gefahren einen neuen Lieblingspulli für mich zu finden.

Ein Lieblingspulli muss toll sein

Ich hab mir natürlich vorher genaue Gedanken und Vorstellungen gemacht, wie er sein muss:
  • Er muss von guter Qualität sein, schließlich will ich ihn lange haben.
  • Es muss natürlich ein Damenpulli sein, feminin aber nicht zu verspielt.
  • Er darf keine Männerfarbe haben.
  • Es muss ein Rundhals-Pulli sein, kein V-Ausschnitt, Rolli oder tief ausgeschnitten (Winter?) 
Auf der Jagd

Also mutig rein in das große Damenmodengeschäft. Warum mache ich das?
Ganz einfach - noch vor kurzer Zeit hatte ich fast Horror davor in der Damenabteilung einzukaufen.
Da muss ich durch. Entweder mit dem Holzhammer oder aber - was eher meinem Stil entspricht in kleinen aber niemals zögerlichen Schritten.

Zum Glück weiß ich langsam welche Größe ich habe und wenn der Schnitt nicht vollkommen verkorkst ist, komme ich mittlerweile gut zurecht.
Also schlendere ich äußerlich vollkommen ruhig durch die Damenabteilung und sehe mir alle, aber auch wirklich alle Pullover genau an.
Aber das ist nicht so einfach, denn Frauen haben eine wirklich große Auswahl.

Stecken Modedesigner und Pharmaunternehmen unter einer Decke?

Nach meinen alten männlichen Maßstäben Pullover zu finden ist wirklich nicht einfach.
Überall hängen Westen, Cardigans, dünne Shirts - alles Mögliche, aber keine "normalen" Pullis.
Sogar mitten im Winter gibt es Kurzarm-Pullis bei denen es mich beim Ansehen schon friert.

Außerdem haben die wenigen Pullis, die ich in der ersten Viertelstunde finde alle einen wirklich tiefen Ausschnitt - will ich jetzt was anziehen oder mich ausziehen? Hallo?
Es ist Winter! Kalt! Zugig und überhaupt Brrr! Und die machen an die Dinger einen Sommerausschnitt dran. Vielleicht haben die ja Exklusivverträge mit Apotheken oder Pharmaunternehmen.
Ich weiß - wir Mädels nehmen dazu ein wirklich schönes Halstuch oder einen Schal als Accessoire.
Die Teile sind wirklich total kuschelig und ich finde, dass die Männer mit diesen groben, kratzigen Hundeschals diskriminiert werden. So ohne Bart möchte ich Halstücher am liebsten den ganzen Tag tragen.

Da ist er ja

Aber es muss einer mit einem schönen Kragen sein. Nach einiger Zeit finde ich ihn.
Ein wunderschöner, nicht zu weit geschnittener Rundhalspulli, am Halsausschnitt leicht verspielt gerafft (soll ja für'n Mädel sein), himmlisch weich, nicht zu dünn und nicht zu dick und gleich in mehreren Farben.

Finger weg von alten Gewohnheiten

Beherzt greife ich mir einen in meiner Größe vom Ständer und - Au! Haue mir selbst auf die Finger.
Biggi du dumme Pute! denke ich. Nicht den Schwarzen! und auch keinen Blauen. Die Farben tragen wir zwar noch, aber wir brauchen, ja wir müssen nicht. Nicht mehr...
Jetzt wird's kompliziert - Beige? Petrol? Lila? - Lila?

Anprobieren - aber wie? und wo?

Weil ich bisher meistens immer im Internet nach der Try-and-Error-Methode bestellt habe, hatte ich ja nie dieses Anprobier-Problem.
Wie geht das denn jetzt als Trans-Frau? so weiblich sehe ich nicht aus um einfach in die Damenumkleide reinzumarscheren. Die Männerabteilung ist aber in einem anderen Stockwerk.
Wie macht ihr das?
Ich hab heute keine Lösung gefunden. Also - passt scho! Und ab zur Kasse.

Daheim und los

Kaum daheim, rein in das Teil. Siehe da oh' ich Glückliche! Es passt wie angegossen - meiner Diät sei Dank. Er steht mir wirklich gut und ich liebe ihn jetzt schon.

Morgen laufe ich nochmal los - ich will ihn auch noch in Petrol, oder in Beige oder.....


Sonntag, 11. November 2012

Eingezogen

November-Sonntag
Weil ich immer noch nicht ganz gesund bin, wird das heute eher ein kurzer Eintrag.
Wie ich gestern schon geschrieben habe, ist rumsitzen nicht so meine Lieblingsbeschäftigung und der Tee kommt mir wahrscheinlich langsam aber sicher zu den Ohren raus.
Was kann man an so einem verregneten November-Sonntag schon so machen?

Es ist ja nicht so, dass ich nichts zu tun hätte, aber verschnupft und verschwitzt hab ich als Mädel nicht ganz so viele Möglichkeiten.
Klamotten anprobieren und neue Kombinationen finden will ich verschwitzt nicht. Schminken fällt bei dem Schnupfen auch flach. Die Wohnung ist auch aufgeräumt.

Birgit zieht bei mir ein
Also dachte ich mir, dass ich meinen kleinen und vollen Kleiderschrank mal wieder ausmisten könnte. Ich kann mich eh' nur schlecht von Klamotten trennen - sogar von Männerklamotten.
Ja die lieben Männerklamotten - bisher waren in meinem Kleiderschrank nur Männerklamotten (wie es sich gehört - natürlich...).

Meine Frauenkleidung war bisher immer verschämt in einer kleinen Kommode fast versteckt.
Da kaufte ich mal da ein Teil, mal dort ein Teil, aber seit einiger Zeit ist ja eher Frauenoutfit angesagt und ich brauchte natürlich mehr Kleidung.
Gerade am Anfang braucht ein Mädel ja eine Grundausstattung. Von der Jacke bis zur Socke.
Frauen brauchen natürlich auch mehr Kleidung als Männer - es soll ja zusammenpassen und dann sind da noch die Accessoires - die kleinen Dinge, auf die wir Frauen in keinem Fall verzichten können.

Also stopfte ich alles in die Kommode und verlor teilweise auch mal den Überblick.
Deshalb alles ausräumen und erst mal fein säuberlich gefaltet auf mein Bett drapiert.
Da hab ich mich schon gewundert, was sich da so im Laufe der Zeit alles angesammelt hat, so viele Kleidungsstücke. Ein Sinnbild für meine lange Leidenszeit.
Die rote Bluse, die ich mir im Herbst 2010 mal gekauft hab. Die grauen Leggins, der grüne Cardigan, der mir immer noch nicht so richtig passt - alles mögliche.

Also alles sortieren - Fächer ausräumen und rein in den Schrank!
Da hängen sie nun, Frauenjeans und Röcke neben den Anzughosen meines alten Ichs.
Ich finde, dass es langsam an der Zeit ist Platz zu machen für Neues, für mich - nicht für den, den ich spielen darf.

Morgen geh ich als braves Mädel wieder ins Büro und danach kommen noch ein paar neue Sachen in den Kleiderschrank. Platz hab ich noch und ich hab immer noch nichts anzuziehen...

Jetzt werd ich mir mal den Tatort angucken - ich hab ja immer noch die Hoffnung, dass mal ein spannender dabei ist - die Hoffnung nicht aufgeben, das ist ja besonders als Trans-Frau besonders wichtig.

Samstag, 10. November 2012

Erkältungstee, Bodylotions, Ansichten und Einsichten

Teestunde mit Hindernissen
Da ich ja momentan meinen Zwangsurlaub in vollen Zügen genießen darf, bleibt mir ja sehr viel Zeit um Tee zu trinken.
Obwohl ich mir gerne mal eine kleine Auszeit von der Hektik und dem Alltagsstress gönne, bin ich doch keine Freundin von langem Herumsitzen.
Deshalb hab ich den Tag mit Dingen zugebracht, die ich auch mit meiner Erkältung und ohne viel zu reden erledigen kann.
Der Tag hat aber  nicht so gut angefangen. Als ich die Besteckschublade in der Küche wie immer aufgemacht habe, hatte ich das Teil plötzlich in der Hand - irgendwie auseinandergefallen.
Aber nach einer Viertelstunde wilden Herumbastelns war das Ding wieder an seinem Platz.
Bevor ich Tee trinken konnte wollte ich im Schlafzimmer noch schnell mal Stoßlüften, dabei kam mir auch schon die Gardine entgegen... Grummel.
Wo ein Hocker ist gibt es auch einen Weg - also hab ich die Gardine eben wieder eingehängt und konnte mir endlich die erste Tasse gönnen.

Bodylotion: Frauen haben Recht - Männer aber auch
Als Trans-Frau habe ich ja den "Vorteil" bei einigen Dingen beide Seiten kennenlernen zu dürfen bzw. zu müssen.
Eine Frau zu sein und als eine Frau zu leben ist ja bei Trans-Frauen nicht immer selbstverständlich.
Neben eiskalten Beinen und der ebenso einfachen wie angenehmen Abhilfe durch Strumpfhosen oder kuschelige Strümpfe habe ich heute wieder etwas dazugelernt.

In meiner Männerrrolle konnte ich wirklich nie verstehen, warum meine Bekannten oder auch meine Freundinnen ständig Bodylotions verwendet haben.
Das Zeug war irgendwie fettig, schmierig, klebte in allen Körperhaaren und ich konnte mir einfach nicht vorstellen, wozu das gut sein sollte.
Eine Freundin sagte einmal:"Probier, doch mal. Fettet gar nicht, fühlt sich gut an und wird dir guttun." Also hab ich mir eine gaaanz dünne Schicht Bodylotion aufgetragen - mit dem oben beschriebenen Ergebnis.

Seit einigen Wochen bekämpfe ich ja nun gezielt meine wirklich unbeliebte Körperbehaarung und da sieht die Sache ganz anders aus.
Gerade in der Winterzeit neigt meine Haut dazu leicht trocken zu werden. Jetzt kann eine Bodylotion wirklich nicht schaden.
Und es stimmt - ohne diesen Pelz zieht die Lotion superschnell ein - fettet gar nicht und macht die Haut wunderbar zart und geschmeidig. Es fühlt sich einfach toll an.
Frauen haben also doch recht - Bodylotions brauchen wir unbedingt! Männer haben aber auch recht.

Ansichten und Einsichten
So bei der zweiten Kanne Tee kam mir wieder einer meiner November-Gedanken in den Sinn:
"Was für Ansichten und Meinungen hattest/hast Du von Deinen Mitmenschen - und warum?"

Meinungen und Ansichten sollte man sich immer selbst bilden. Aber so einfach ist es nicht - Eltern, Familie, Schule, Umfeld, Medien - alles und jeder bildet die Meinung mit.

Von Kindheit an wurde ich darauf hingewiesen, das Schwule, Lesben, Transvestiten, Tätowierte usw. Menschen sind, von denen man sich am besten fernhält - denn sie üben einen schlechten Einfluss aus.
Zu meiner Schulzeit wurde das Thema gar nicht behandelt und später in der Armee war die Meinung zu diesen Personengruppen eher negativ - auch meine eigene.

Ob es jugendliche Dummheit, Ignoranz oder andere Gründe hatte weiß ich immer noch nicht.
Ich weiß nur, dass man als "Mann" diesen Themen oder Personengruppen eher negativ entgegentreten sollte, wenn "Mann" nicht veräppelt und immer brav im Mainstream mitschwimmen möchte.

Homosexualität
Nun hätte ich ewig so in meiner vorgefertigten Selbstzufriedenheit mit dieser wunderbaren Meinungen weiterleben können wenn... ja wenn sich nicht ein guter Freund als homosexuell geoutet hätte. Er hatte in der Beziehung auch den weiblichen Part. Genau so trat er mir auch damals entgegen. Mit blond gefärbtem Haar, blauen Kontaktlinsen und in sehr femininer Kleidung.

Was soll ich sagen... ich war geschockt - und ich hatte gerade ein hartes Jahr in der Armee hinter mir.
Meine Reaktion war eindeutig. Wir sahen uns nicht mehr wieder - bis zum heutigen Tag nicht. Allerdings schreiben wir uns seit einigen Monaten.
Wenn ich heute darüber nachdenke, denke ich, dass ich ein ziemlich großes Rindvieh war.
Gerade ich. Ausgerechnet ich. Zu meiner Verteidigung kann ich nur sagen, dass mich das Auftreten und das Outfit einfach überrollt haben.

Tätowiert na und?
Das zweite Thema waren Tätowierungen. Sie haben mich auf irgendeine Art und Weise schon immer fasziniert - weil sie so schön farbig sind, sich dem Körper so gut anpassen und weil sie für immer sind.
Wie fast alles sind natürlich auch Tätowierungen Geschmackssache. Auf charakterliche Eigenschaften des Trägers oder der Trägerin lassen sie aber nicht schließen.
Trotzdem werden Tätowierte genau wie Transsexuelle stigmatisiert und müssen ihre teuren Kunstwerke oft genug verstecken. Aufgrund von Meinungen, die noch vom Beginn des letzten Jahrhunderts herrühren.

Wir Transsexuellen haben nur leider die Eigenschaft uns ganz schlecht verstecken zu können bzw. zu wollen. Deshalb wird sich die Gesellschaft (auch die Arbeitgeber) über kurz oder lang an uns gewöhnen müssen - wir sind ein Teil der Gesellschaft.

Als ich mir vor Jahren nach fast zehn Jahren Nachdenken mein erstes Tattoo stechen ließ, machte ich mir auch die Mühe, mich mit den Menschen dahinter zu beschäftigen und ich habe nur ganz "normale" nette Menschen mit all ihren Sorgen und Nöten - aber auch mit einer großen Portion Lebensfreude kennengelernt.

Interessant finde ich nur, dass sich jede(r) Erwachsene(r) stundenlang bis zum Exzess tätowieren lassen kann. Ohne Psychologen, Alltagstest und anderen Dingen. Solltest Du nicht vorher mal ein Jahr ausprobieren, ob Du mit einem farbigen Arm im Alltag zurechtkommst?
Aber schließlich bist Du erwachsen und kannst selbst entscheiden, welche Dinge Du mit Deinem Körper anstellst.

Wenn Du aber weißt, dass Du eben kein Mann sondern eine Frau (oder auch ein Trans-Mann) bist.
Dann gibt es da Psychologen, Gutachten, Tests - alles Mögliche. Transsexuell "wird" man nicht. Genauso tut sich das Ganze niemand aus Spaß an. Psychologen, Medikamente, Stigmatisierung, Operationen und nicht zu vergessen die emotionale Dauerbelastung.

Aber ich verstehe, dass die Krankenkassen nicht einfach so Geld ausgeben können.
Die Menschen, die es uns aber im Alltag so schwer machen wir selbst zu sein und zu werden, kann ich immer weniger verstehen.

Heute schaue ich zum Glück genauer hin, bin offener geworden und hüte mich davor Menschen aufgrund irgendwelcher Dinge vorzuverurteilen.

Wenn ich aber an die vorher erzählte Geschichte zurückdenke. Kann ich wohl kaum Verständnis für mich selbst erwarten.
Es ist schwierig - und es wird noch schwieriger werden...

So, mein Tee ist alle und jetzt hab ich auch noch Kopfschmerzen. Zeit das Notebook zuzuklappen und wieder brav ins Bett zu gehen.


 


Freitag, 9. November 2012

Warum? Warum?... Nachdenken in der Erkältungszeit

Geschafft! Nun hat es mich endlich auch erwischt.
Nachdem in den letzten Wochen sämtliche Menschen auf der Straße, in der U-Bahn und auch in meinem Büro total erkältet waren, und ich bisher so schön durchgehalten habe, ist die Stimme seit heute morgen komplett weg.

Einige Trans-Frauen berichten, dass sie wegen der Hormone den ganzen Tag schlafen können.
Hmm... das kann ich leider jetzt schon und ich nehme noch gar keine.
Hoffentlich komme ich dann noch zum Schreiben, wenn ich welche verschrieben bekommen sollte und liege nicht den lieben langen Tag irgendwo rum.

Heute morgen war es auf jeden Fall nichts mit Arbeiten - vernünftigerweise hab ich dann den ganzen Tag im Bett oder oder auf der Couch verbracht - dabei Unmengen von meinem geliebten Cay-Tee getrunken und Bücher und Blogs gelesen.
Ich hab es tatsächlich fertiggebracht "Stolz und Vorurteil" fertig zu lesen. Ich finde, für eine Trans-Frau ist das doch eine beachtliche Leistung. Viele Dialoge und Sichtweisen konnte ich verstehen - einige waren mir jedoch zu heftig. Das neunzehnte Jahrhundert ist doch schon etwas länger her.
Nun gibt es wieder leichtere Kost, der jüngste Band der Albae-Reihe von Markus Heitz schlummert noch auf meinem e-book-reader.

Ausgerechnet jetzt muss ich mir so eine blöde Erkältung einfangen! Wo ich mir doch für die nächste Zeit so einiges vorgenommen habe.
  • Ich muss in Nürnberg endlich mal einen vertrauenswürdigen Hausarzt finden, der mich dann auch endlich mal zu einem Psychologen überweist. Ich will das nicht noch länger hinausschieben. Ich hab mich entschieden und so ist es.
  • Nachdem ich mich als "Mann" wirklich nicht ausstehen kann - wäre es der Gipfel gewesen, das auch noch mit einer Brille zu krönen.
    Birgit sieht das jedoch vollkommen anders. Zum einen ist wirklich mal Vernunft angebracht und zum anderen gibt es für uns Mädels wirklich todschicke Brillengestelle.
    Also muss ich auch noch eine gute Augenärztin finden.
  • Als letztes passt mir meine Frisur überhaupt nicht. Um eine Perücke werde ich wohl (hoffentlich nur am Anfang) nicht herumkommen. Obwohl ich schon mit einigen herumexperimentiert habe sind nur die wenigsten tageslicht-, und alltagstauglich.
    Zum Glück gibt es bei uns im Ort die Firma Special Trade. Da lass mich mich mal im Showroom beraten und vielleicht finde ich gleich eine passende.
Jetzt darf ich hier rumliegen - zu allem Überfluss liegt in der Packstation auch noch ein Päckchen mit neuem Wintermantel, Jeans und einem Pulli. Ich halt's vor Neugier kaum noch aus.

In meinem Post November-Gedanken hab ich mir ja über Verschiedenes Gedanken gemacht und euch damit gedroht, das Ganze noch zu vertiefen. Zuerst will ich mich deshalb mit der Frage
"Warum hast Du damals dies oder jenes gemacht - oder auch nicht gemacht?" beginnen.

Mir ist klar geworden, dass transsexuell zu sein immer Auswirkungen auf mein gesamtes Leben hatte - egal ob ich mich selbst bekämpft oder es verleugnet habe, ob ich meine Frauenkleider mal wieder entsorgt hatte, oder wieder eine neue Beziehung anfing.
Auch Aussehen, Kleidung, Körpergewicht, Bildung, Beruf, Wohnung, Beziehungen, Freunde und Hobbies sind davon nicht verschont geblieben - der innere Kampf wird unbewusst und auch unbemerkt auf allen Ebenen ausgetragen.

Da meine Eltern und Großeltern schon in meiner frühesten Jugend befürchteten, ich könnte mich zu mädchenhaft verhalten dass ich eine beste Freundin und keinen Freund, dass ich eher mit Mädchen als mit Jungen spielte, führte dazu, dass ich "hintenrum" immer ermahnt wurde.
Sei mutig, sei hart, sei kein Scheißkerl, trau dich was, Du bist auch wer waren nur einige davon.

Also war ich in der Grundschule in einer ziemlich berüchtigten Jungenbande. Anstatt Tanzen zu lernen, lernte ich verschiedene Kampfkünste, danach kam ein Intermezzo in einer Eliteeinheit der Bundeswehr - wo ich die Grenzen meines Theaterspiels sehr bald und sehr genau kennenlernte.
Auch jetzt im alltäglichen Berufsleben - bin ich rau, spröde und hart - der "Erfolg" des Theaterspiels stellte sich auch hier ein.

Aber es gibt auch den "Anderen" - introvertiert, verträumt, zurückhaltend, trotzdem immer lustig, nie schlecht gelaunt, ein gern gesehener Gast auf jeder Party - exzessiv.
Entgegen meinen Kumpels hat es mich nie lange bei einer Frau gehalten - obwohl ich auch jetzt noch auf Frauen stehe. Aber dazu mehr an anderer Stelle.

Bei diesem ganzen Chaos war es ein Wunder, nicht einfach zusammenzubrechen, obwohl ich die Nächte nicht mehr zählen kann, in denen ich ziellos nach "schönen Abenden" in der Stadt umhergeirrt und nach dem Sinn dieses ganzen Wirrwars gesucht habe.
Bier war ein guter Helfer - auf den ich jetzt - seltsamerweise auch gut verzichten kann.
Mitte des Jahres kam dann der erste Beinahe-Zusammenbruch. Mir liefen die Tränen nur so herunter und in meiner abgrundtiefen Verzweiflung hätte ich fast vor einem guten Freund geoutet.

Und da es nicht so weitergehen kann und ich wie vorher geschrieben - vor nichts und niemand davonlaufen soll bin ich nun hier.
Und obwohl ich keine Ahnung habe, wie ich das alles schaffen soll, an wen ich mich wenden soll und wie es weitergehen soll... fühle ich mich ruhig und gut.

Das Leben ist so seltsam...

Dienstag, 6. November 2012

Vor dem Outing - Mein Weg zu mir selbst

Mein Alltag als Trans-Frau wird zur Zeit von den verschiedensten Gefühlen geprägt.
Zuerst mal von einer irgendwie tiefen inneren Entspannung, weil ich mir endlich selbst erlaube das zu sein was ich bin.

Viele Menschen werden mich vielleicht nicht verstehen, aber das ist nicht schlimm, weil zum Glück nicht jede(r) das Pech hat in einem unpassenden Körper geboren zu werden.
Natürlich hat bestimmt jeder Mensch seine persönlichen Problemzonen - es gibt wohl kaum jemand, der mit seinem Körper rundum zufrieden ist.

Aber es ist trotzdem etwas vollkommen anderes, wenn Du dich von Kind an verstellen musst, jahrzehntelang mutig und nicht ohne Erfolg Deine Rolle spielst, aber in letzter Konsequenz doch nicht Du selbst sein kannst.

Viele flüchten sich in Alkohol, Drogen, das Internet oder verzweifeln an Problemen, die in einigen Fällen mit etwas Hilfe vielleicht lösbar sind.
Ich bin als Trans-Frau fast um die ganze Welt gereist, hatte mehrere Beziehungen mit Frauen und habe ständig nach meinem Glück gesucht. Aber auch wenn Du mit einem Cocktail in einem teuren Hotel am weißen Sandstrand unter Palmen liegst, so musst du doch deinen Körper und die Gedanken in deinem Kopf mitnehmen.

Das zweite Gefühl ist Unsicherheit. Auch wenn ich täglich als Mann aus dem Haus gehe, trage ich oft verschiedene unauffällige weibliche oder zumindest androgyne Kleidungsstücke.

Anfangs war die Unsicherheit noch sehr groß und ich hatte, das Gefühl, dass z. B. der ganze U-Bahn-Wagen bemerkt, dass meine Nägel lackiert sind, oder dass ich Damenschuhe trage. Auch wenn diese flache Absätze haben und mit einer Jeans vielleicht auch als Männerschuhe durchgehen.
Ich trage diesen Stil momentan ganz bewusst, um meinen oft noch sehr hohen Stresslevel langsam zu senken und damit immer mutiger zu werden.

Und da ist da natürlich noch die Angst. Obwohl ich in meinem Leben vielleicht Dinge getan und erlebt habe, die nicht jeder erlebt, so habe ich doch eine Scheißangst.
Angst davor meinen Job und meine Familie zu verlieren - gerade meine Familie ist mir das Wichtigste auf der Welt. Aber ich kann diese Rolle einfach nicht mehr weiterspielen.
Ich weiß ganz genau, dass irgendwann in vielleicht nicht ferner Zukunft der Tag kommt, an dem ich vor meiner Mutter oder meinem Chef stehe und mich outen muss.

Aber ich habe es mir nicht ausgesucht - ich wurde so geboren und ich tue nur das was ich tun muss um meinen inneren Frieden zu finden und mich selbst zu mögen.
Ich kann mir heute noch nicht vorstellen, wie sich das anfühlen wird - aber es wird trotz allem besser sein als heute.

Meine Fassade scheint immer mehr zu bröckeln - obwohl ich nichts überstürzen will.
Heute hat mir eine Kollegin nebenbei in der U-Bahn erzählt, dass am Mittwoch eine Reportage über Transsexuelle im Fernsehen kommt.
Das kann totaler Zufall sein, aber Frauen sind feinfühliger als Männer und sie schauen viel genauer hin.
Es hätte mich fast nicht gewundert, wenn sie mich direkt gefragt hätte, ob ich transsexuell bin.
Und ich muss mir eingestehen, dass ich keine Ahnung habe, was ich geantwortet hätte...

Samstag, 3. November 2012

November-Gedanken

Es vergeht kein Tag - vielleicht nicht mal einige Stunden, daß ich mich als Trans-Frau gedanklich mit meiner Transsexualität beschäftige.

Jetzt, da ich mich nicht mehr bekämpfe oder verstecke, sondern ungeschminkt über kommende und vergangene Ereignisse meines Lebens nachdenke, sehe ich viele Stationen meines bisherigen Lebens in einem anderen Licht und aus einem anderen Blickwinkel.

Wenn ich morgens nach dem Aufwachen noch kurz im Bett liegen bleibe, oder bei einem Kaffee in meinem Lieblings-Starbucks die Menschen durch die großen Fenster beobachte, schwirrt mir die eine oder andere Frage im Kopf herum:
  • Warum hast Du damals dies oder jenes gemacht - oder auch nicht gemacht?
  • Was für Ansichten und Meinungen hattest/hast Du von Deinen Mitmenschen - und warum?
  • Wann hast Du eigentlich gemerkt, dass Du anders bist?
  • Wie wurdest/wirst Du von Deinem Umfeld aufgenommen und behandelt?
  • Geht es Dir jetzt besser bzw. wird es Dir besser gehen - auch wenn der Weg schwierig ist und wird?
  • Willst Du dich verändern? musst Du dich überhaupt groß verändern?
  • Willst Du nur vor irgendetwas davonlaufen?
  • Wie stellst Du Dir dein Leben als Frau vor? was willst Du noch erreichen? welche Zukunftspläne hast Du?
  • Kannst Du das Deiner Familie, antun? - Wie werden Freunde, Bekannte und Kollegen reagieren?
  • Was wird mit Job und Wohnung - droht Dir der soziale Abstieg?
  • Trans-Frau und Selbstmord
  • Trans-Frau und Partnerschaft
Mit dem was ich bisher erlebt, gesehen, gehört und gelesen habe - bin ich der festen Überzeugung, dass sich Niemand, aber auch wirklich Niemand freiwillig dazu entscheidet Transsexuell zu werden.
Entweder man ist es - oder man ist es nicht.

Ich hatte das Glück einige Jahre mit einer Kollegin zusammenarbeiten zu dürfen, die obwohl sie sehr viel jünger und neu im Job war - auch erheblich klüger war als ich.
Aus dieser Zeit habe ich einige Weisheiten und Tipps mitgenommen, die ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufe:

  • Das Leben ist nicht Schwarzweiß - in keiner Hinsicht. Es gibt so viele Facetten, die sich ständig verändern.
  • Du kannst und darf nicht in Schubladen denken.
  • Sei immer offen - betrachte das Neue, denke darüber nach - bewerte es für Dich, wenn Du unbedingt musst.
  • Finde neue Wege.
  • Entdecke jeden Tag die Welt für dich neu.
  • Hinterfrage alte Meinungen und Ansichten - scheue Dich nicht davor Deine Meinung zu ändern.
  • Vergiss dabei nicht was Du bist und wo Du herkommst. Wandel und Tradition gehören zusammen.
  • Laufe keinen vorgefertigten Meinungen einfach hinterher - bilde Dir immer eine eigene.
  • Ändere Dinge, die Dir schaden oder nicht gefallen - oder lasse sie hinter Dir.
  • Gib Dich niemals auf.
Das ist vielleicht heute eine ganze Menge Zeugs auf einmal - einer der Klitschko Brüder würde sagen: "schwere Kost" nach meinen bisherigen Einträgen über teils banale Alltagsdinge.
Aber ich will in diesem Blog ja alle Dinge erwähnen, die mich bewegen - Trans-Frau sein ist eben schwere Kost.

Viele der Gedanken, die ich da heute geschrieben habe, werde ich in der nächsten Zeit wieder aufgreifen (neben Schuhen, Schmuck, Uhren ... ich hab mir einen total tollen Wintermantel bestellt ;-)).

So, jetzt sind meine Kaffeetasse und mein Kopf für heute leer.
Vielleicht gibt's bald wieder leichte, schwere oder auch Trennkost von mir.

Donnerstag, 1. November 2012

Strümpfe und mehr

Bei meinem Frustbewältigungskauf nach der Praxis waren diesmal auch verschiedene Strümpfe dabei.
Da ich ja relativ gesehen noch ein verhältnismäßig junges Mädel bin, hab ich natürlich auch keine "normalen" Strümpfe oder Socken gekauft - nein auch bei den Strümpfen will Frau etwas Besonderes zum Ausprobieren.

Deshalb hab ich mir in meinem jugendlichen Leichtsinn natürlich laaange Strümpfe in den Farben gekauft, die ich schon immer haben wollte. Eben auch ein Paar Overknee-Strümpfe.

Ich weiß, dass ist eigentlich nichts mehr für meine Altersgruppe, aber ich hab eben soviel verpasst, was junge Frauen schon Jahrzehnte vor mir ausprobiert haben.
Ich mache, das um meinen eigenen Bekleidungstil zu finden - einfach herausfinden was steht Dir? wie siehst Du damit aus? kannst Du das tragen? und ganz wichtig - was ist das für ein Gefühl?

Also flugs rein in die Overknee-Strümpfe und auf den Weg ins Büro gemacht.
Bereits auf dem Weg zur U-Bahn-Station in der Nähe meiner Wohnung wurde es interessant.
Ich hatte ständig das Gefühl, dass diese Overknee-Strümpfe lieber zu Underknee-Strümpfen mutieren wollten.
Nun kann ich mir ja nicht irgendwo mitten auf der Straße mal kurz diese Art von Strümpfen hochziehen. Deshalb Augen zu und durch.

Im Bürogebäude angekommen, dachte ich, dass sich die Strümpfe nun irgendwo an meinen Knöcheln eingependelt hätten, deshalb ab in die Toilette und ein paar Dinge geraderücken.
Zu meiner totalen Verwunderung waren die Strümpfe aber genau dort, wo sie hingehören - das Gefühl ist wirklich unglaublich.

Vielleicht werde ich sie nun ab und an tragen, so übel sehen meine Beine darin gar nicht aus - und auch der Ganzkörperspiegel sagt ok.

Da nun das Thema dauerhafte Haarentfernung erst mal zurückgestellt ist, habe ich wieder meinen alten Bodygroomer aus der Schublade gezogen. Nach einiger Zeit war das Ding auch aufgeladen und nahm bereitwillig seinen Dienst auf - dachte ich.
Mitten auf den Unterarmen hatte der Akku leider keine Lust mehr und gab den Geist auf.
Da kann Frau doch verrückt werden! Dieses elende Akkuzeugs könnte ewig halten, wenn nicht immer die (nicht wechselbaren) Akkus kaputt gingen!
Toller Grund alle heilige Zeit mal wieder was neues zu kaufen - jetzt muss ich auch noch das dumme Ding ersetzen.

Als nächstes versuche ich mal mit Makeup und Frisuren - ich hab ja immer noch kein vernünftiges Profilbild. Ein kleines Fotoshooting wäre gut, da kann ich auch meine neuen Sachen anziehen...

Dienstag, 30. Oktober 2012

Haare... eine schwierige Sache

Der heutige Tag war für mich wieder sehr ernüchternd und hat mich ziemlich niedergedrückt.
Eigentlich hatte dieser Tag ja auch schon schlecht begonnen. Das Wetter war eher mies, im Büro herrschte Hektik und nach dem Büro gab es wegen Wartungsarbeiten Probleme mit der U-Bahn.

Voller Zuversicht hatte ich nämlich einen Beratungstermin in einer Praxis für Haarentfernung ausgemacht. Weil ich endlich die hässlichen Haare auf meinen Händen und Armen loswerden wollte.
Die hab ich nämlich schon immer gehasst und ich dachte, die Stelle wäre ein guter Einstieg.

Nach einer kurzen Begutachtung, kam die nette Dame aber leider zu einem niederschmetternden Ergebnis: Weil viele Haare zu hell sind bzw. zu wenig Melanin enthalten, kam sie zu dem Schluß, dass eine Behandlung erfolglos sei, weil der Laser zu wenige erwischen würde.

Das machte mich im ersten Moment ziemlich fertig. Ich werde also diese hässlichen Dinger niemals wirklich los werden. Ich kann mir gerade gar nicht vorstellen, wie ich mit dieser Diagnose zurechtkommen soll - vielleicht helfen ja Hormone - oder ich Frage das nächste Mal in der Selbsthilfegruppe nach den Erfahrungen der Anderen.

Ich hasse diese affige Körperbehaarung - es ist einfach eine innere Qual, wenn ich mich im Spiegel betrachte. Fast wie ein Neandertaler - die Infos der Praxis hörten sich so vielversprechend an und nun das.

Um mich wieder etwas zu beruhigen, gab es nur zwei Möglichkeiten: Milchkaffee oder Shoppen.
Da es bereits nach 18 Uhr war, war es zu spät für einen Kaffee... also Shoppen.
Nach einem schicken Gürtel und einem Halstuch in den aktuellen Herbstfarben hatte ich mich soweit beruhigt, dass ich mit (der immer noch nicht funktionierenden) U-Bahn heimfahren konnte.

Die Haare sind sowieso immer irgendwie ein Problem. Da wo sie wachsen wollen will ich sie nicht und dort wo sie wachsen sollen wollen die blöden Dinger nicht.

Aber dazu ein andermal mehr - jetzt muss ich meine Einkäufe auspacken und anprobieren.

Montag, 29. Oktober 2012

Kalter Winter - warme Stiefel

Seit ein paar Tagen hält langsam der Winter Einzug in Mittelfranken.
Da das ja auch für mich der erste Winter ist, lerne ich jeden Tag etwas Neues dazu.

Jetzt kann ich auch alle anderen Mädels verstehen, die bei diesen Temperaturen vor Kälte schlottern.
Ohne dieses ungeliebte Männerfell wird es gerade an meinen frisch epilierten Beinen empfindlich kalt.
Da greift Frau fast freiwillig zur Strumpfhose und zu warmen Stiefeln.
Vernünftige Klamotten gibt es meistens auch nur mit einem großzügigen Halsausschnitt, so dass Schals und das zum Outfit passende Tuch nicht nur nette Accessoires, sondern nahezu überlebenswichtig sind.

Auch wenn einige (Männer) jetzt vielleicht nur wenig Verständnis aufbringen können - für mich fühlt sich momentan sogar das Frieren wunderbar, so irgendwie richtig an.
Lieber friere ich in dem Gewissen, endlich als ich selbst zu sein, als mich weiter zu verkleiden und weiter mein Rollenspiel zu spielen.

Ich bin ja erst kurz auf dieser Reise, und ich kann euch sagen, dass es Anfangs dank der wunderbaren männlichen Erziehung unheimlich schwierig ist, Frisur, Farben, Kleidung, Accessoires, Schmuck, Kosmetik und die vielen anderen kleinen Dinge auf die Reihe zu bekommen.

Die ersten Male vor dem Kosmetikregal sind wirklich eine Qual. Man(n) kommt sich wirklich dauernd beobachtet vor, so dass es fast unmöglich ist, die Sachen in Ruhe anzusehen, dazu mit den ganzen neuen Begriffen zurecht zu kommen, und dann auch noch etwas passendes auszuwählen.
Foundation, Conceiler, Base Coat, Top Coat - das sind nur einige Begriffe, die dir als Transmädel um die Ohren gehauen werden.
Beraten lässt Du dich natürlich nicht! Um Himmels Willen...
Aber nach ein paar Einkäufen werde ich so langsam ruhiger und dank YouTube und einigen hilfreichen Internetseiten entwirrt sich der Kosmetikdschungel so langsam.

Bekleidung ist auch so ein Thema.
In meinem männlichen Dasein, hatte ich einige T-Shirts, Pullover, Jeans, Hemden, Jacketts und einige Anzüge, die ich wunderbar miteinander kombinieren konnte, obwohl ich jeden Augenblick in dieser Kleidung gehasst habe (und immer noch hasse).
Männerkleidung ist im Vergleich mit Frauenkleidung unglaublich eintönig und langweilig.
Da macht das Shoppen wirklich keinen Spaß.

Als Frau hast Du das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aber eben auch das Problem, dass Du eine ganze Menge falsch machen kannst.
Deshalb ertappe ich mich dabei, dass ich jetzt genau das Outfit meiner Kolleginnen analysiere - schließlich muss ich meinen Stil erst noch finden.

Nach einigen interessanten Einkäufen im Internet, hatte ich so einige lustige Erlebnisse.
Gerade die Größentabellen bringen mich manchmal zur Verzweiflung.
Aber schließlich kam ich zu dem einzigen richtigen Schluss: Der Speck muss weg.
Als Trans-Frau kannst Du es drehen und wenden wie Du möchtest, wenn Du nicht unbedingt wie Charly's Tante aussehen möchtest, führt kein Weg daran vorbei ein paar Kilos abzunehmen.
Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung.

Als ich noch als Mann lebte, hatte ich immer fürchterliche Probleme mit dem Abnehmen und meiner Figur. Da ich meinen männlichen Körper hasste, war es sowieso egal, ob ich dünn oder dick war.
Das hat sich seit einiger Zeit erheblich geändert - schon die Möglichkeit bestimmte Sachen tragen zu können, wirkt wahre Wunder und die Pfunde purzeln nur so dahin.

Sei`s drum - da ich fast noch keine Winterklamotten habe, wurde erst mal kräftig eingekauft und die Sachen sollten wohl so langsam bei der ungeduldigen Birgit eintrudeln.
Ich werde euch dann berichten, wieviel ich behalten und wieviel ich zurückschicken musste.

Jetzt hab ich soviel geschrieben, dass es wirklich für heute reicht, aber Frauen quasseln nunmal gern.


Sonntag, 28. Oktober 2012

Viele neue Eindrücke und Abdrücke

Der heutige Tag brachte gleich zwei absolute Nova mit sich (tolles Wort nicht?)

1. Ich habe den ersten Tag meines Lebens in Schuhen verbracht, die wirklich zu mir passen.
Obwohl sie auch einige Eindrücke an meinen Füßen hinterlassen haben, liebe ich meine Vagabond Chelsea Boots.
Da ich noch ganz am Anfang meiner Reise stehe, freut es mich auch, dass nicht jede(r) im Büro gleich merkt, welch tolle Schuhe sich das neue Mädel in der Belegschaft gekauft hat.
Anfangs ist alles halt fast noch unüberwindbar schwierig und ich war eh immer die Schüchterne und Zurückhaltende.
Einige Kolleginnen haben natürlich sofort erkannt, was ich da tolles anhab (Frauen sehen das eben).

2. Heute war ich zum ersten Mal bei einer Selbsthilfegruppe.
Obwohl ich schon einige nicht ganz einfache Dinge in meinem Leben gemacht habe, gehörte dieser Besuch zu einem der schwierigsten Dinge, die ich mir bis dahin vorstellen konnte.

Es ist ja nicht so, dass man da mal irgendwo ein paar Leute trifft, sich nett unterhält und danach wieder seiner Wege geht? es war für mich wohl wie das erste wirkliche Outing, vor anderen mir bis dahin fremden Menschen.
Tatsächlich war es ein bisschen von Beidem - ich habe offene, nette Menschen getroffen, wurde gut aufgenommen und ich fühlte mich gleich in die Gruppe integriert. Dafür allen meinen aufrichtigen Dank.

Es war ein seltsames, aber trotzdem sehr natürliches Gefühl, als ich mich wie alle anderen mit meinem Namen vorstellte. Als wäre es das Natürlichste der Welt.
Nach einem kurzen Vortrag folgte ein Gruppengespräch, bei dem ich sehr viele neue Eindrücke gewonnen habe.

Mir wurde bewusst, dass wir uns alle ähnlich, aber doch verschieden waren.
Das Transsexuelle zuerst einmal Menschen wie alle anderen sind mit all ihren Sorgen, Bedürfnissen, Nöten und Erlebnissen.
Das es Transsexuelle, Transgender, Transidente und alle möglichen Schattierungen dazwischen gibt, so dass es fast unmöglich ist, Menschen in eine dieser
SchubladenGruppen zu einzuordnen.
Den Kopf voll mit Eindrücken und Empfindungen machte ich mich auf den Heimweg - mit dem festen Entschluß wieder zu kommen.

So jetzt versuche ich mal das Ganze zu verarbeiten - und verabschiede mich für heute.

Dienstag, 23. Oktober 2012

Ein (wenn auch verspäteter) Anfang

Hallo liebe Leserin, lieber Leser!

Dies ist mein erstes Blog überhaupt.
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich begann, mich wirklich mit mir - meinem Wesen zu beschäftigen, habe ich (wenn überhaupt) nur wenige Blogs gelesen und mich auch kaum mit ihnen beschäftigt.
Der Grund: Ich dachte, ich hätte keine Inhalte, welche andere Menschen interessieren könnten.
Auch jetzt bin ich mir nicht sicher, ob die Welt mein Blog wirklich braucht - aber ich bin mir sicher, dass ich es brauche.

Mein Thema ist (vielleicht leider) kein Allerweltsthema. Etwas, dass in unserer Gesellschaft oft gerade noch ignoriert, vielleicht auch manchmal gerade noch toleriert wird.
Vielleicht irre ich mich mit dieser Einschätzung aber auch.

Wenn ich hier mit Buchstaben mein jahrelang unterdrücktes, verleugnetes, verstecktes und auch bekämpftes Wesen erforsche, habe ich eine kleine Hoffnung, dass jemand diese Zeilen liest.
Da ich mit dem Bloggen keine Erfahrung habe, weiß ich aber auch nicht, inwieweit ein Dialog zwischen mir und euch stattfinden wird.

Verzeiht mir also eventuelle Fehler - ich stehe erst am Anfang.
Also springe ich jetzt einfach mal ins kalte Wasser, und fange einfach mit einem Zitat einer sehr mutigen und klugen Frau an, deren Blogs ich bisher komplett gelesen habe.

"Wo ein Wille ist, da braucht's auch keinen Weg" - Diana