Dienstag, 18. Dezember 2012

Trans-Frau und soziales Umfeld

Seit ich mich intensiv mit meiner Transsexualität auseinandersetze, beschäftigen mich einige Fragen ganz besonders.

Derzeit kreisen meine Gedanken neben Weihnachten, Lebkuchen, Glühwein, Christkindlesmarkt und Weihnachtseinkäufen hauptsächlich darum, wie ich auf meinem Weg weiterkommen kann und wie ich mich outen soll.

Am einfachsten wäre es vielleicht einfach loszulegen und den Fragen und Situationen offen und ehrlich zu begegnen. Je mehr ich mich allerdings mit dem Thema Trans beschäftigt habe, desto deutlicher wurde mir klar, dass unheimlich viel kaputt gehen kann.

Job, (Ehe-)Partner, Freunde, Kollegen, Nachbarn werden genau wie ich vor eine vollkommen neue Situation gestellt. Obwohl ich Tag und Nacht darüber grüble, wie ich wem am besten was erklären kann, so habe ich doch eine ziemliche Angst vor diesem wichtigen Schritt.
Wenn er nämlich einmal getan ist, werden sich Dinge ereignen, auf die ich nur noch reagieren kann.

Frei nach dem Zitat:"Wenn Worte erst einmal den Mund verlassen haben, sind sie nicht mehr aufzuhalten."

Einige wenige Menschen sind mir besonders wichtig und ich würde ihnen ungern weh tun, und sie auf meinem weiteren Lebensweg mitnehmen.

"Das kannst Du mir doch nicht antun!" Solche oder ähnliche Reaktionen wurden mir schon oft berichtet.
Es ist doch wirklich paradox, dass eines unserer vielleicht größten Probleme, das der anderen mit uns ist...

Ich möchte einen Mann sehen, zu dem man als Kind sagt: "So, Du bist ein Mädchen - jetzt sind erst mal 30 Jahre als Frau angesagt." Umgekehrt wäre der Gedankengang wohl genauso absurd.

Leider ist er das aber nicht. Bei Trans-Weib habe ich einen Artikel gelesen, wo ein Junge bereits als Kleinkind wusste, dass er ein Mädchen ist. Wenn ich aber über dreißig bin heißt es: "Das geht doch nicht! Das kannst Du mir doch nicht antun!"

Aber jahrzehntelang mit dem falschen Geschlecht leben zu müssen, ist in dieser Gesellschaft in Ordnung. Das kann man einem Menschen antun - anstatt etwas tolerant zu sein.

Meine bisher eiserne Disziplin (mein kleines Ziel ist Größe 44) wird derzeit auf eine harte Probe gestellt. Schoko-Elisen-Lebkuchen und Glühwein machen mir das Leben schwer.

Aber nach dem anstrengenden Kampf um die letzten Weihnachtsgeschenke genieße ich es einfach in einer Holzhütte mit einem Becher Glühwein an einem Holzofen zu stehen und meine Blicke und die Gedanken schweifen zu lassen.

Bis bald.


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