Nachdem in den letzten Wochen sämtliche Menschen auf der Straße, in der U-Bahn und auch in meinem Büro total erkältet waren, und ich bisher so schön durchgehalten habe, ist die Stimme seit heute morgen komplett weg.
Einige Trans-Frauen berichten, dass sie wegen der Hormone den ganzen Tag schlafen können.
Hmm... das kann ich leider jetzt schon und ich nehme noch gar keine.
Hoffentlich komme ich dann noch zum Schreiben, wenn ich welche verschrieben bekommen sollte und liege nicht den lieben langen Tag irgendwo rum.
Heute morgen war es auf jeden Fall nichts mit Arbeiten - vernünftigerweise hab ich dann den ganzen Tag im Bett oder oder auf der Couch verbracht - dabei Unmengen von meinem geliebten Cay-Tee getrunken und Bücher und Blogs gelesen.
Ich hab es tatsächlich fertiggebracht "Stolz und Vorurteil" fertig zu lesen. Ich finde, für eine Trans-Frau ist das doch eine beachtliche Leistung. Viele Dialoge und Sichtweisen konnte ich verstehen - einige waren mir jedoch zu heftig. Das neunzehnte Jahrhundert ist doch schon etwas länger her.
Nun gibt es wieder leichtere Kost, der jüngste Band der Albae-Reihe von Markus Heitz schlummert noch auf meinem e-book-reader.
Ausgerechnet jetzt muss ich mir so eine blöde Erkältung einfangen! Wo ich mir doch für die nächste Zeit so einiges vorgenommen habe.
- Ich muss in Nürnberg endlich mal einen vertrauenswürdigen Hausarzt finden, der mich dann auch endlich mal zu einem Psychologen überweist. Ich will das nicht noch länger hinausschieben. Ich hab mich entschieden und so ist es.
- Nachdem ich mich als "Mann" wirklich nicht ausstehen kann - wäre es der Gipfel gewesen, das auch noch mit einer Brille zu krönen.
Birgit sieht das jedoch vollkommen anders. Zum einen ist wirklich mal Vernunft angebracht und zum anderen gibt es für uns Mädels wirklich todschicke Brillengestelle.
Also muss ich auch noch eine gute Augenärztin finden. - Als letztes passt mir meine Frisur überhaupt nicht. Um eine Perücke werde ich wohl (hoffentlich nur am Anfang) nicht herumkommen. Obwohl ich schon mit einigen herumexperimentiert habe sind nur die wenigsten tageslicht-, und alltagstauglich.
Zum Glück gibt es bei uns im Ort die Firma Special Trade. Da lass mich mich mal im Showroom beraten und vielleicht finde ich gleich eine passende.
In meinem Post November-Gedanken hab ich mir ja über Verschiedenes Gedanken gemacht und euch damit gedroht, das Ganze noch zu vertiefen. Zuerst will ich mich deshalb mit der Frage
"Warum hast Du damals dies oder jenes gemacht - oder auch nicht gemacht?" beginnen.
Mir ist klar geworden, dass transsexuell zu sein immer Auswirkungen auf mein gesamtes Leben hatte - egal ob ich mich selbst bekämpft oder es verleugnet habe, ob ich meine Frauenkleider mal wieder entsorgt hatte, oder wieder eine neue Beziehung anfing.
Auch Aussehen, Kleidung, Körpergewicht, Bildung, Beruf, Wohnung, Beziehungen, Freunde und Hobbies sind davon nicht verschont geblieben - der innere Kampf wird unbewusst und auch unbemerkt auf allen Ebenen ausgetragen.
Da meine Eltern und Großeltern schon in meiner frühesten Jugend befürchteten, ich könnte mich zu mädchenhaft verhalten dass ich eine beste Freundin und keinen Freund, dass ich eher mit Mädchen als mit Jungen spielte, führte dazu, dass ich "hintenrum" immer ermahnt wurde.
Sei mutig, sei hart, sei kein Scheißkerl, trau dich was, Du bist auch wer waren nur einige davon.
Also war ich in der Grundschule in einer ziemlich berüchtigten Jungenbande. Anstatt Tanzen zu lernen, lernte ich verschiedene Kampfkünste, danach kam ein Intermezzo in einer Eliteeinheit der Bundeswehr - wo ich die Grenzen meines Theaterspiels sehr bald und sehr genau kennenlernte.
Auch jetzt im alltäglichen Berufsleben - bin ich rau, spröde und hart - der "Erfolg" des Theaterspiels stellte sich auch hier ein.
Aber es gibt auch den "Anderen" - introvertiert, verträumt, zurückhaltend, trotzdem immer lustig, nie schlecht gelaunt, ein gern gesehener Gast auf jeder Party - exzessiv.
Entgegen meinen Kumpels hat es mich nie lange bei einer Frau gehalten - obwohl ich auch jetzt noch auf Frauen stehe. Aber dazu mehr an anderer Stelle.
Bei diesem ganzen Chaos war es ein Wunder, nicht einfach zusammenzubrechen, obwohl ich die Nächte nicht mehr zählen kann, in denen ich ziellos nach "schönen Abenden" in der Stadt umhergeirrt und nach dem Sinn dieses ganzen Wirrwars gesucht habe.
Bier war ein guter Helfer - auf den ich jetzt - seltsamerweise auch gut verzichten kann.
Mitte des Jahres kam dann der erste Beinahe-Zusammenbruch. Mir liefen die Tränen nur so herunter und in meiner abgrundtiefen Verzweiflung hätte ich fast vor einem guten Freund geoutet.
Und da es nicht so weitergehen kann und ich wie vorher geschrieben - vor nichts und niemand davonlaufen soll bin ich nun hier.
Und obwohl ich keine Ahnung habe, wie ich das alles schaffen soll, an wen ich mich wenden soll und wie es weitergehen soll... fühle ich mich ruhig und gut.
Das Leben ist so seltsam...
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