Samstag, 7. Juli 2018

Planlos?

Kennt Ihr das auch?
Es gibt Abschnitte im Leben, da hat man das Gefühl, als wenn man unkontrolliert im Raum treibt.
Man kann Dinge tun - oder eben auch nicht - es scheint egal zu sein.

Ein "Techfrauen-Blog"?
Ich suche mir in einer solchen Situation am liebsten neue Herausforderungen oder neue Impulse aus meinem Alltag.
Schon länger trage ich mich mit dem Gedanken, einen weiteren Blog zu eröffnen, der sich mehr mit technischen, hippen Alltagsthemen für Frauen beschäftigt.
Was haben eigentlich Frauen von der IT? außer Instagram, YouTube, Facebook und Twitter? spielen sie Computerspiele? welche Gadgets benutzen sie im Alltag? haben Frauen Jobchancen in der IT-Branche? oder muss die Branche männerdominiert und manchmal trocken sein?

Ein Buch?
Oder ich schreibe ein Buch (noch eine Transgender-Bio?).
Lieber nicht - oder vielleicht doch? eines welches den Alltag und das Leben nach der Transition thematisiert?
Freunde, Familie, Kinder, Liebe, Gemeinschaft, Politik, Miteinander, Sport - alles Themen, die es neben Personenstandsänderung, GAOP, Logopädie und Epilation auch noch gibt.

Vielleicht auch einen Roman oder einen Krimi, evtl. auch eine Liebesgeschichte mit einer Transgender-Protagonistin?
Keine Schmuddel-Erotik, sondern ein ganz bodenständiges Buch - vielleicht...?

Aller Anfang ist schwer.
Aber ich denke, ein Mensch ist zu viel mehr im Stande, als täglich zur Arbeit zu gehen und den Rest seiner Zeit mit Netflix, sozialen Medien, oder dem Konsum zu verbringen (ok, das ist ziemlich übertrieben dargestellt, es gibt noch eine ganze Menge mehr im Leben). Aber faktisch ist Konsumieren doch deutlich einfacher und bequemer als etwas zu schaffen.

Licht & Schatten
Obwohl mein letzter Post kein positives Grundthema hatte, fand ich es wichtig, auch den Schattenseiten der Transition etwas Platz einzuräumen.
Transition ist kein Weg der Finsternis - aber auch nicht immer ein Weg des Lichts. Es ist eine Mischung aus beidem - und oft liegt es an einem selbst, welcher Seite man mehr Raum gibt oder aus welcher Konsistenz diese Mischung ist.

Salon in GoHo
Heute ist ein echt heißer Tag (das erste Mal in diesem Jahr offene Schuhe - hab mir extra die Nägel gemacht :o)) und ich sitze mal nicht in einem Café in der Innenstadt oder meinem klimatisiertem Starbucks, sondern in einem echten "Salon" in Nürnbergs Szeneviertel Gostenhof.
Fast kein Stuhl gleicht hier dem anderen - der Raum ist offen und lichtdurchflutet, dabei aber trotzdem angenehm kühl und gemütlich.
Das ist auch der Grund, warum ich mir jetzt eine zweite Tasse Kaffee gönne und diesen Post beende.

Macht es gut und bis zum nächsten Mal (irgendwo in Nürnberg).

Birgit

Sonntag, 24. Juni 2018

Trans* Leben: Gefühle, Ablehnung, Zugehörigkeit und Akzeptanz

Was so alles passiert ist:
Seit meinem letzten Post ist ja nun einige Zeit vergangen.
Zum einen deshalb, weil ich mich gerade in einer Phase meiner Transition befinde, in der ich eben nicht ständig Termine habe und deshalb nicht so viel passiert wie früher, als ich noch ständig zwischen, Endokrinologe, Psychologe und Logopädin gependelt bin und auch deshalb, weil ich einfach Material für einen Post über meinen Trans*-Alltag sammeln wollte.

Nach meiner OP hatte ich sehr viel Zuspruch und Akzeptanz erfahren. Das und der gute Verlauf machten ließen mich tatsächlich etwas euphorisch werden.
Mittlerweile ist die Euphorie etwas verflogen und ich kann einige Aspekte meines neuen Lebens wieder klarer sehen.
Es gab aber auch Alltagserlebnisse, welche mich ziemlich schnell wieder auf den Boden der Tatsachen zurückgeholt haben.

Alte Freunde - neue Freunde?
Während ich beruflich wieder mehr gefordert (und auch gefördert) werde und wirklich gut klar komme, sieht das in meinem privaten Umfeld mittlerweile schon etwas anders aus.
Einige Menschen, mit denen ich wirklich schon seit Jahrzenten befreundet bin, benehmen sich in letzter Zeit echt unglaublich, was mich persönlich teilweise wirklich zutiefst verletzt.
Interessant ist dabei auch, dass sie es selbst gar nicht zu bemerken scheinen.

Hier eine kleine Auswahl der letzten Wochen:

- Beschäftige Dich lieber mit Frauenthemen (soweit Du das überhaupt kannst).
- Möchtegernfrau
- Frauen sind dumm und sollten nicht bei Dingen mitreden, von denen sie sowieso nichts verstehen.
- Blöd wie eine Frau halt.
- Selber schuld, wenn Dir nach der OP mal was weh tut.

Das alles sind Aussagen von "Freunden", die ja tolerant sind, aber... sie haben ja "Anstand".
So etwas stürzt einen in eine "Gefühlskrise", weil man trotz solcher Aussagen, die lange Freundschaft nicht einfach wegwerfen möchte, auch wenn einem die Menschen dahinter schon lange nicht mehr gut tun.
Außerdem zerstört es mühsam aufgebautes Selbstvertrauen und beschädigt mein Selbstbild.

Trans*-Situationen
Neben diesen bewussten Verletzungen, gab es aber auch unbewusste Situationen, die mir sehr weh getan haben.
Am Tisch mit 2 Kollegen und einer Kollegin. Wir unterhalten uns alle miteinander. Dann kommt eine Kollegin dazu.
Fast sofort schwenkt alles: Die beiden Kollegen unterhalten sich und die beiden Kolleginnen unterhalten sich. Ich bin "übrig" - ein unglaubliches Gefühl.

Passing Ü40 und was es mit Dir macht
Erste Hilfe mit Haarersatz. Ich mag meinen Haarersatz nicht wirklich, aber ich habe mich damit arrangiert.
Aber Sport, Baden, Frisuren, Helme, Mützen, Tücher und viele körperliche Betätigungen (z.B. im Kurs stabile Seitenlage) gehen überhaupt nicht.
Auch die notwendigen Einlagen schränken mich bei körperlichen Betätigungen sehr ein.

Faktisch sind diese für mich für ein gutes Passing notwendigen Hilfsmittel ähnlich einer plötzlichen körperlichen Behinderung. Viele Dinge kann ich damit einfach nicht mehr.

All diese Dinge belasten mich psychisch. Dazu kommen ja noch die kleinen Probleme des Alltags (die jeder Mensch hat) und natürlich Herausforderungen im Job.

Trotzdem:
Es gab natürlich auch einige positive Dinge in den letzten Wochen und auch wenn die vorangegangenen Zeilen ein recht düsteres Bild malen, bereue ich meine Entscheidung keine einzige Sekunde. Ich könnte aber auch gar nicht anders.
Das ist etwas, das viele Menschen nicht verstehen - Wir können nicht anders!
Und es ist neben aller "Toleranz" und dem "Anstand" solcher Menschen ein unumstösslicher Fakt, dass SIE ein Problem mit anderen Menschen haben, an dem SIE dringend arbeiten sollten.

Was kommt:
Ich habe im November meinen zweiten Termin in Bogenhausen zur üblichen Korrektur-OP. Bisher sieht alles echt gut aus.
2019 möchte ich als letzte OP eine Brustvergrößerung machen lassen. Ich weiß aber noch nicht bei wem und ob die Krankenkasse etwas bezahlt.
Aber das ist eigentlich egal. Ich spare nun schon seit längerer Zeit und dann wird das Geld eben nicht für einen fahrbaren Untersatz sondern, für meine körperliche Freiheit ausgegeben.

Freiheit
Die Freiheit im Sommer in einem See zu baden, ein Wellness-Hotel zu besuchen, Sport zu treiben und sich zu bewegen und sich dabei wie jeder andere Mensch auf der Welt zu fühlen und das Leben zu genießen.

Birgit

Samstag, 7. April 2018

Zwei Monate nach der OP

71 Tage
Wie schnell doch die Zeit vergeht!
Seit meiner großen OP sind nun schon über zwei Monate ins Land gezogen.
Für mich war das eine ganz besondere Zeit. Warum?
Zum ersten Mal in meinem Leben war ich gezwungen mich täglich mehrmals mit meinem Körper auseinanderzusetzen.
Etwas, das ich vorher möglichst vermieden habe, weil ich an meinem männlichen Körper so vieles nicht mochte.

Klar, anfangs sind noch Schmerzen da - es ziept hier mal und dort mal, aber ich hatte doch sehr großes Glück, dass wirklich alles ohne jegliche Komplikationen verlaufen ist. Zu Beginn des Kennenlernens und Entdeckens ist es oft noch unangenehm und das Bougieren und Spülen sind noch ungewohnt. Aber nach einigen Wochen gewöhnt man sich an neue Möglichkeiten, Beschränkungen und Bedürfnisse seines neuen Körpers.

Was nun?
Juhu! Alles erledigt, alles vorbei?
Nein - noch nicht ganz. Mir geht es sehr gut und ich bin im Alltag angekommen. Aber neben all den täglichen Herausforderungen und kleinen, aber doch nervigen Begebenheiten genieße ich mein Leben - so ganz anders wie früher.
Ich würde behaupten, dass ich meine Umwelt nun sehr viel bewusster erlebe.

Aber neben all dem Genießen muss es natürlich auch noch Pflichten geben.
Beruflich stehe ich vor einem Umbruch, den ich zwar nicht wollte, aber nun so gut wie möglich meistern möchte.
Dazu muss ich in den nächsten Tagen auch den OP-Termin für meine Korrektur-OP im Klinikum Bogenhausen vereinbaren.
Hoffentlich klappt wieder alles so gut wie beim ersten Mal.

Kraft
Ich fühle, dass ich nach all der langen Zeit wieder Kraft zum Leben habe. Ich habe ja immer versucht mich nie unterkriegen zu lassen, immer das Beste aus der Situation zu machen, alles zu erledigen und immer das Positive zu sehen.

Aber jetzt fühle ich, dass ich langsam wieder die Kraft dazu bekomme etwas Neues aus mir heraus zu beginnen.
Nicht nur zurechtkommen und getrieben sein, sondern selbst planen und machen.

Dazu haben sehr viele Menschen beigetragen - manche mehr, manche weniger - manche kannte ich gut und manche kaum.
Aber ich wundere mich immer wieder aufs neue darüber, wieviel Zuspruch und Unterstützung ich bekomme und welche Kontakte sich ergeben.
Bei dieser geballten, positiven Energiewelle die da über mich zusammengeschlagen ist, muss ich wohl langsam selber daran glauben, dass ich wohl ein liebenswerter Mensch bin - auch wenn ich mich fast mein ganzes Leben gehasst habe. Ich lerne eben nie aus.

Bindungen
Ich bin auch sehr lange allein durchs Leben gegangen - aber vielleicht bringt die Zukunft Gemeinsamkeit mit meiner Partnerin.
Seit einem Jahr lernen wir uns nun schon kennen, sind vorsichtig, manchmal ängstlich und ergründen die Andere.
Teilen schöne Erlebnisse und manchmal auch finstere Stunden, springen manchmal jede für sich, manchmal zusammen ins kalte Wasser.
Aber wir sind frei und doch zusammen - das ist schön.

Feuer & Flamme
Ja, ich bin lesbisch - das war mir schon lange klar... und was mir sehr wichtig ist - das habe ich schon immer an mir akzeptiert.

Seit einiger Zeit lese ich die Zeitschrift LMAG - ein Magazin für lesbische Menschen.
Dort habe ich gelesen, dass Lesben-Kneipen und Lesbencafés wohl langsam aussterben.
Um so mehr hat es mich gefreut, dass meine Heimatstadt Nürnberg hier eine Ausnahme bildet, hier gibt es das Feuer & Flamme!
Dort wollte ich unbedingt hin - nicht um zu suchen, sondern um zu lernen. Ohne weibliche Sozialisierung ist man ständig am Lernen.
Es ist wichtig für mich. Aber ich hatte Angst hinzugehen - ich weiß gar nicht so genau warum. Es war mehr eine diffuse Angst oder ein schlechtes Gefühl.
Aber meine Partnerin begleitete mich - und was soll ich sagen? es war super!
Meine Bedenken und Ängste waren (wieder mal) kompletter Quatsch. Alle waren total nett und wir hatten einen sehr schönen Abend.

Veränderung
Ich verändere mich - mag, tue und rede über Dinge, die ich vorher nicht mochte. Anderes ist mir weniger wichtig geworden.
Bin manchmal sehr offen, aber jetzt oft auch sehr viel ängstlicher und zurückhaltender als früher - das darf ich jetzt.

Ich darf jetzt ich sein - manchmal wie früher, manchmal anders - aber ich.

Das Leben ist schön.

Bis bald.

Birgit

 

Freitag, 23. Februar 2018

4 Wochen nach der OP - 4 Wochen Post-OP

Die Zeit vergeht...
Heute vor genau 4 Wochen wurde ich von Dr. Markovsky in München-Bogenhausen operiert.
Auch wenn in der vergangenen Zeit nicht ganz so viel passiert ist, möchte ich doch meine Erlebnisse, Erfahrungen und Empfindungen zusammenfassen.

Was habe ich in den ersten Wochen nach der OP empfunden?
Naja... Schmerz. Das ist wohl ziemlich logisch. Aber so will ich das nicht sagen, sondern ich möchte meine Gefühle beschreiben.
Was empfindet man, wenn man ein Lebensziel erreicht? Freude? Genugtuung? Rührung? Erleichterung? Leere?

Was macht diese OP wirklich mit mir? Bin ich froh, dass ich nun auch „untenrum“ optisch eine Frau bin? unbedingt!
Aber das ist nur ein winziger Teil des Ganzen. Mir persönlich hat diese OP die Gewissheit gegeben, das ich ein weibliches Wesen bin.

Ich weiß, ich fühlte schon immer so, ich bekam das Urteil bei der VA/PÄ in die Hand gedrückt, aber das ist etwas vollkommen anderes.
Jetzt fühlst Du dich auch körperlich als Frau - das ist etwas Neues, etwas Unbekanntes und teilweise auch etwas Befremdliches.
Es dauerte einige Wochen, bis ich es nun endlich wirklich begriffen hatte. Dieses Gefühl ist unglaublich.

Wie sieht mein Alltag aus?
Na zuerst mal ist das Ganze eine große Wunde, die gut versorgt werden will.
Auch hier dauerte es seine Zeit, bis aus dieser „großen Wunde“ mein neues Genital und ein Teil meines Körpers wurde.
Spülen, Salbe, Bougieren - anfangs war ich doch noch sehr übervorsichtig.
Aber langsam lerne ich mit allem umzugehen und es als etwas „Alltägliches“ zu betrachten.

Unter Menschen
Ich versuchte ja immer so regelmäßig wie möglich unter die Leute zu gehen (auch zu Beginn des Alltagstests).
Aber die OP gibt einem einen solchen Schub an Sicherheit und Selbstvertrauen, dass es nun ein natürlicher Vorgang ist, das Haus zu verlassen.
Nach so vielen Jahren fühle ich endlich, wo ich hingehöre.
Mein erster Besuch beim Frauenarzt verlief deshalb auch äußerst entspannt und ich empfand ihn sogar als angenehm.

Lebensziele, Lebensträume und die neue Leichtigkeit
Seit Beginn meiner ersten Pubertät habe ich nicht mehr wirklich in mir geruht.
Ich verwende Entspannungstechniken schon seit vielen Jahren und bin gewiss kein hektischer Mensch, aber es ist ein großer Unterschied ruhig zu sein, oder in sich zu ruhen.

Ich fühle langsam, wie dieser ganze lange, manchmal beschwerliche und auch schmerzhafte Weg nun langsam Früchte trägt.
Ich bin älter geworden und erkenne, dass mich das Erreichen von Lebenzielen nun in die Lage versetzt, mir Lebensträume zu erfüllen.

Das Nostril-Piercing
Und weil ich jetzt langsam bei mir ankomme und eine Frau bin, habe ich mich piercen lassen.
Ich mag wirklich keine Schmerzen und werde wohl nie ein Piercing-Fan, aber das musste sein - ich habe mir das so lange gewünscht.
Also ab in die Stadt und nach einem kurzen Sitzung bei einer netten Piercerin habe ich nun mein kleines, unauffälliges Nostril-Piercing.
Ich persönlich finde es steht mir und ich fühle mich wohl damit.

Was kommt als nächstes?
Ich weiß es nicht. Momentan geht es mir sehr gut und bald dürfte mich der Alltag wieder haben.
Und nach all den aufregenden Erlebnissen der nächsten Wochen freue ich mich richtig auf meinen Alltag.

Macht es gut und folgt eurem Verstand, aber auch dem Bauch-, und Herzgefühl, damit ihr das erreicht, was euch wirklich wichtig ist.

Birgit 
  

Montag, 5. Februar 2018

Geschlechtsangleichende OP: Der Abschluss

Ende der Tages-Chronologie
Wie bereits angekündigt, breche ich jetzt mit der vorangegangenen Chronologie und erzähle einfach meine Erfahrungen der letzten Tage.

C darf nach Hause
Meine liebe C. durfte die Klinik am Samstag verlassen und wurde dann alsbald auch von ihrem Schatz abgeholt.
Ich freute mich für Sie, denn nunh konnte sie ja fast das ganze Wochenende wieder bei ihren Lieben verbringen.
Am nächsten Tag wuselte sie dann auch schon wieder mit ihrem Hund um den Bodensee.

Die „Entklammerung“
Bei mir ging es dann folgendermaßen weiter: Nachdem der „Panzer“ ja schon ein gewaltiges Stück abgenommen hatte, blieben eigentlich nur die lieben Klammern, welche ab und an für ein kleines „Zipperlein“ sorgten.
Am Sonntag wollte mich dann auch eine liebe Ärztin gleich nach der Visite von diesen kleinen Quälgeistern befreien.
Das ging aber leider schief, denn ich war einfach zur falschen Zeit am falschen Ort (nämlich auf der Toilette).
Irgendwie hörten wir uns gegenseitig nicht und das führte dann dazu, dass meine Klammern erst am Abend entfernt werden konnten.
Aber wir fanden uns schließlich doch und ganz sanft wurde ich meine Klammern dann doch noch los.
Der „Panzer“ war ab.

Das Ergebnis kennenlernen
Als die kleinen Dinger dann weg waren, lernte ich zum ersten Mal richtig das Ergebnis meiner Operation kennen.
Ich muss sagen, ich bin hochzufrieden (und mehr Details wird es dazu auch nicht geben).

Der Ausklang?
Ich weiß es nicht so genau. Denn ich kam in die Klinik mit dem Selbstverständnis, dass es nun mal so lange dauert, wie es eben dauert.
Ich fühle mich jeden Tag besser freue und mich über alles was so passiert.
Heute bekam ich z. B. unerwarteten Besuch von einer anderen C. ;o) und wir führten sehr interessante Gespräche zu diversen Themen.
Die Zeit kann einem im Krankenhaus schon leicht etwas lang werden und deshalb hat es mich schon sehr gefreut und ich werde das eine oder andere Argument nochmals in meinem Kopf Revue passieren lassen.

Was noch zu sagen ist
Aus der Klinik werde ich wahrscheinlich keine neuen Beiträge mehr schreiben. Deshalb hier kurz zum Abschluss, wie meine Eindrücke und Empfindungen waren:

Ich fühlte mich in der Klinik bei den Ärzten, den Schwestern und Pflegern, der Verwaltung und jeglichem anderen Personal gut aufgehoben.
Alle waren immer sehr freundlich zu mir (auch mitten in der Nacht) und ich habe immer gespürt, dass hier viel Fachwissen und eine große Menge Erfahrung vorhanden ist auch das Essen fand ich ausgesprochen gut und durchaus reichlich.
Die Ärztinnen und Ärzte waren immer sehr fokussiert - SmallTalk ist auch nicht notwendig. Ich fand immer Gehör und sie waren überaus gründlich, professionell und wo dringend nötig „sanft“ :o).

Ich hatte mir vorgenommen, alles zu nehmen wie es kommt und auch im Negativen die für mich positiven Aspekte zu entdecken.
Was soll ich sagen? es gab nichts Negatives. Das ist vielleicht auch eine Sache der Einstellung.
Ich bin in die Klinik gegangen, weil ich etwas wollte. Alle haben mir aktiv dabei geholfen, es zu erreichen und dadurch habe ich wieder eines meiner Lebensziele erreicht.
Der Aufenthalt ist, was man selbst daraus macht.

Aussichten
Ich werde wohl bald nach Hause fahren und mich dort weiter erholen.
In einigen Monaten werde ich wieder nach Bogenhausen kommen, um die zweite Operation zu überstehen.
Beim nächsten Besuch werde ich aber wohl noch weniger aufgeregt sein, weil ich sicher bin, dass ich gut aufgehoben bin.

Zum Schluß nochmal meinen ganz lieben Dank an die Belegschaft der Station 1 des CHKMB. Ihr wart alle ganz toll :o)

Bis ich wieder nach München gehe, schreibe ich natürlich den ein oder anderen Beitrag.
Kaffee werde ich dabei vielleicht weniger trinken, weil ich gemerkt habe, dass weniger Kaffee meinem Körper gut tut.

Aber ich habe da bei CHRIST dieses wunderbare Armband im Katalog gesehen... da komme ich bestimmt in den nächsten Wochen mal in der Breiten Gasse in Nürnberg vorbei und...

... macht es gut.

Birgit

Samstag, 3. Februar 2018

Geschlechtsangleichende OP: Die nächsten Tage

Nachdem im letzten Post ja alle Tage chronologisch aufgezählt wurden, unterbreche ich diese Chronololgie vielleicht, weil alle Krankenhaustage einer gewissen Struktur folgen und ich nur von den für mich relevanten Ereignissen erzählen möchte.

Tag 4: Laufen
Der vierte Tag war ein Sonntag. Normalerweise passiert ja an den Wochenenden im Krankenhaus nicht so viel.
Einige kleine Dinge möchte ich aber schon schreiben.

Der Tag verlief wie gewohnt, als Schwester N. mein Zimmer betrat und mir mitteilte, dass es natürlich nicht das Ziel sei mit der Matratze zu verwachsen, sondern wegen dem Kreislauf und um den Heilungsprozess zu unterstützen, sollte ich mich ganz vorsichtig einige Schritte auf den Flur hinauswagen, um wieder mobil zu werden.

Also nahm ich mir vor, alle 2 Stunden einige Minuten auf dem Flur auf-, und ab zu gehen.
Nach einigen Tagen im Zimmer war das eine willkommene Abwechslung und ich schaute den Schwestern und Pflegern bei ihren täglichen Pflichten zu.
Auf einer meiner „Wanderungen“ entdeckte ich sogar Dr. Markovsky mit einem Filmteam von SternTV, welches wohl gerade eine Reportage über Transmänner vorbereitete.

Nachmittags bekam ich unerwarteten Besuch von C. der Schwester N. erzählt hatte, dass ich ihr die Geschichte mit dem Umkippen aus dem Internet erzählt hatte. Wir unterhielten uns kurz und ich bekam ihre Visitenkarte.

Tag 5: Die Horde und ein neues Zimmer
Der Tag begann eigentlich ganz harmlos. Gerade aufgewacht (und in einem noch ziemlich derrangiertem Zustand) tunkte ich gerade meinen Teelöffel mühselig in einen kleinen Becher Birnenjoghurt, als sich die Tür öffnete und eine Unmenge von Ärzten mein kleines Zimmer betrat.
Ich muss wohl wie eine Schildkröte ausgesehen haben, der man gerade das Salatblatt weggenommen hatte, denn der Anführer entschuldigte sich und sie verschwanden genau so schnell, wie sie gekommen waren.
Ich war einigermaßen verwirrt, richtete mich schnell her und wartete - aber sie kamen nicht wieder zurück.

Dafür kam Schwester A.K. und teilte mir mit, dass ich in ein Mehrbett-Zimmer verlegt werden würde (ich hatte keine Zusatzversicherung).
Also packte ich alsbald meine Sachen und Schwester N. half mir dabei alles in das angrenzende 2-Bett-Zimmer zu verfrachten.
Dort wartete schon C. auf mich und wir verstanden uns auf Anhieb sehr gut und bildeten fortan das „Elfen-Team“.

Tag 6: Der Verband
Nach meinen bisherigen Erfahrungen beinhaltet der Heilungsprozess diverse Meilensteine. Wird einer erreicht, geht es weiter. Gibt es Komplikationen, verzögert sich der Ablauf.
Einer dieser Meilensteine ist die Entfernung des Verbandes.
In den ersten Tagen nach der OP ist Frau da unten ja überaus gut eingepackt - ich nenne es mal den „Panzer“.
Dieser besteht aus: Verband, Stent, Katheter und Klammern.
Das Entfernen des Verbandes war zwar eine ziemliche Sauerei, aber nicht schmerzhaft (auch weil die beiden Ärztinnen sehr vorsichtig waren).
Allerdings treten dabei sehr ungewohnte Gefühle an Stellen auf, an denen vorher weder Gefühle noch Stellen waren.
Leider hatte ich seit einigen Tagen am Abend eine erhöhte Temperatur > 38° Blut-, und Urinwerte waren zwar normal, aber es nervte mich doch etwas, weil ich mich eigentlich gut fühlte. Mir war lediglich Abends immer ein wenig kühl - ich schob es auf die unterbrochene Hormonersatztherapie.
Aber Pfleger R. (seeeehr viel Erfahrung) meinte, es könnte auch von meinem „Freund“ dem Stent kommen.

Die gute C. ist aufgrund ihrer Tätigkeit in einer SHG und für die dgti eine kleine Berühmtheit.
So ließ auch Besuch nicht auf sich warten und ich lernte einige nette Menschen kennen.

Tag 7: Der Stent
Mein Panzer wurde weiter abgebaut und nach kurzem, beherztem Zugreifen (und einer kleinen Sauerei) war ich auch den Stent los.
Meine Freiheit wuchs und ich konnte dadurch interessante Gespräche mit C. führen. Wir hatten eine Menge Spaß und blödelten auch mal herum, um unseren Alltag ein wenig aufzulockern.
Währenddessen gewöhnten wir uns auch an den Umgang mit unseren neuen Begleitern, dem Katheter, Binden und echt sexy Netzhöschen.
All das verschaffte uns wieder eine kleine Portion Selbstständigkeit und erleichterte uns das Leben.

Tag 8: Der Katheter
Dieser Katheter ist ein ganz besonderer Meilenstein. Komplikationen bei diesem Schritt können nämlich eine ganze Menge Probleme verursachen.
Bei der Visite teilte mir Dr. Markovsky mit, dass ich heute meinen Katheter loswerden würde.
Mein kleines Temperaturproblem bestand leider weiter fort und wurde weiter beobachtet, hinderte mich aber nicht weiter.
Nachdem alle Ärzte gegangen waren, erschein Pfleger M. und trennte kurzerhand (...Ziiip!) die Verbindung zu meinem fast schon liebgewonnenem „Freund“.
Nun hieß es wirklich „Abwarten & Trinken“. Denn klappte nach dem Ziehen des Katheters das natürliche Bedürfnis nicht, muss er ja wieder rein.
Bei Rein und Raus kann es aber immer zu Komplikationen kommen (dafür ist diese Körperregion ja nicht konzipiert).
Deshalb war ich echt froh, dass gleich alles gut funktionierte.
Der „Panzer“ hatte wieder ein Teil verloren und ich wurde somit wieder ein Stück beweglicher.

Nun hatte sich doch wirklich der erste Besuch angekündigt.
Ich rechnete eigentlich nicht mit Besuch (wer kann denn schon so einfach mal unter der Woche nach München fahren und einen Krankenbesuch machen?).
Ein guter Freund im Sabbatical und ein pensionierter Kollege (mit dem ich auch gut befreundet bin) nahmen die Strecke sogar bei Schnee auf sich um mich im Krankenhaus zu besuchen. Da geht einem wirklich das Herz auf. Sie akzeptieren und begleiten nicht nur Deine Transition und halten zu Dir, sondern sie kommen auch noch persönlich ins Krankenhaus.

Nach einem sehr kurzweiligen Nachmittag verabschiedeten sich beide gegen Abend und ich kroch mit feuchten Augen unter meine Bettdecke...

Das war wieder ein ganzes Stück Text. Natürlich ist noch viel mehr passiert - aber soviel will doch Niemand lesen oder?

Birgit 

Freitag, 2. Februar 2018

Geschlechtsangleichende OP: Die ersten Tage

Wichtig!
Die nachfolgende Zusammenfassung spiegelt natürlich nur meine ganz persönlichen Erlebnisse und Gefühle wider.

Vor etwas über einer Woche kam ich in München an, um die Erste meiner beiden geschlechtsangleichenden Operationen in der Chirurgischen Klinik München Bogenhausen von Dr. med. Oliver Markovsky durchführen zu lassen.

Tag 1: Ankunft in München
Mein ICE fuhr pünktlich um 08.12 Uhr los und nach einer ruhigen Reise kam ich um 09.21 Uhr im Hauptbahnhof München an.
Da ich noch ein üppiges Zeitpolster für meinen Termin um 11 Uhr eingeplant hatte, nutzte ich die Zeit um durch den Bahnhof zu schlendern und noch etwas zu trinken, dann fuhr ich mit der U4 Richtung Arabellapark bis zur Haltestelle Richard-Strauss-Strasse und zerrte meinen Trolley über gut gestreute Wege zur Anmeldung.

Die Anmeldung findet in einem anderen Gebäudekomplex um die Ecke statt, welcher aber in 5 Gehminuten erreichbar ist.
Im Erdgeschoss wurden nochmals einige Daten erfasst, und dann ging es auch schon in den ersten Stock, wo Fr. Dr. T. schon auf mich wartete und das erste Aufklärungsgespräch begann.
Hier war es sehr von Vorteil, dass ich die Befunde der Voruntersungung mitgebracht hatte, weil sie nicht extra herausgesucht werden mussten. Nach etwas Papierkram ging es dann einige Stockwerke höher zum Anästhestisten.

Nach einer kurzen Wartezeit holte mich Fr. P. ab, um mit mir in einem sehr netten Gespräch „das Vertragliche“ zu klären.
Kurz ins Wartezimmer und danach kam der Anästhestist zum Aufklärungsgespräch. Danach wurde mir kurz noch Blut abgenommen und (es war schon nach 14 Uhr huch!) ich packte meinen Trolley und lief damit um die Ecke zur Klinik.

Fr. P. hatte mich schon überholt und wartete bereits am Empfang auf mich.
Ich gab einen ganzen Packen Unterlagen, den ich im anderen Gebäude erhalten hatte ab und durfte mit dem Lift in den ersten Stock auf die Station 1 fahren.

Ich saß noch einige Minuten in der Besucherecke, dort begegnete ich dann zum ersten Mal C. wir grüßten uns kurz, weil ich Sie von ihrem Blog kannte und dann bekam ich auch schon ein gemütliches Einbett-Zimmer zugewiesen.

Dort begann ich einige Dinge (ich hatte viel zu viel unnützes Zeug eingepackt) in den wirklich kleinen Schrank zu packen, zog mich um und verwandelte mich in eine Patientin.

Es dauerte nicht lange, da betrat auch schon die nette Schwester A. K. mein Zimmer und brachte mir 3 Packungen eines Pulvers, einen 1-Liter Shaker und zeigte mir, wie ich mir jeweils eine 1-Liter Portion eines Drinks zubereiten sollte, von denen ich mindestens zwei trinken sollte.
Meine einzige Mahlzeit war eine einzige Breze gegen 8 Uhr und ich bekam an diesem Tag auch nur noch zwei Portionen klare Brühe.
Das Getränk schmeckte salzig mit einem Hauch Vanillearoma - ich fand nicht halb so schlimm, wie ich erwartet hatte und regte meinen Verdauungstrakt ungemein an. Es rumpelte furchtbar und ich konnte nur noch zwischen Bett und Toilette pendeln - ich hätte mich echt nicht getraut, dieses Zimmer zu verlassen. Nach insgesamt 3 Litern war mein Verdauuungstrakt gut geleert und ich legte mich ins Bett und schlief ein.

Tag 2: Die Operation
Ich hatte ziemlich gut geschlafen, als mich Schwester S. recht früh weckte und mich bat, ein modisches OP-Höschen und ein passendes Hemdchen anzuziehen. So ausstaffiert wartete ich in meinem Bett und Schwester S. fuhr mich in den Keller zum OP-Saal.
Dort bekam ich von OP-Schwester W. noch ein passendes Häubchen, schöne vorgewärmte Decken und einen Zugang an der linken Hand. Danach wurde ich aus dem Bett zuerst auf eine Art liege und nach kurzer fahrt auf dem OP-Tisch gehievt, wo man mich wie gekreuzigt festschnallte. Der Anästhesist kämpfte noch etwas mit der Blutdruckmanschette - ich bekam derweil eine kleine Infusion und eine Maske wurde auf mein Gesicht gedrückt. Ich lauschte dem Manschettenkampf noch eine Weile - dann war ich weg... ... ... und erwachte in einem Raum mit regem Treiben.
Ich lag mit mindestens 3 anderen Patienten im Aufwachraum und sie hatten irgendwie alle Hände voll zu tun. Ich sagte: “Das ging ja schnell.“ und bekam ein „Ja mei - 6 Stund“ zurück. Ich weiß nicht wie lange ich dort gelegen hatte, als man mich in mein Zimmer zurückbrachte.
Den Rest des Tages verschlief ich recht schmerzfrei und Schwester A. brachte mich gut durch die erste Nacht.

Tag 3: Aufstehen
Ich schlief sehr gut und völlig schmerzfrei. Als ich aufwachte, war ich sehr froh, gesund und am Leben zu sein. Ich schaute aus dem Fenster und genoss den Tag. Ich öffnete mein iPad und öffnete C‘s Blog, um ihre neuesten Posts zu lesen, weil ich ja wusste, dass die auf der gleichen Station war wie ich. Dort musste ich lesen, dass sie sich nach der OP echt fit fühlte, es dann aber ein wenig übertrieben und umgekippt sei. Ich nahm mir vor, sehr, sehr vorsichtig zu sein.
Nachmittags betrat dann Schwester N. mein Zimmer und fragte, ob ich mich fit genug fühlen würde, um kurz aufzustehen und mich kurz zu waschen. Falls ja, sollte ich versuchen meine Arme und Beine etwas zu bewegen, um den Kreislauf anzukurbeln.
Einige Zeit später krabbelte ich dann seeeehr vorsichtig mit ihrer Hilfe aus meinem Bett. Der Dauerkatheter war noch äußerst ungewohnt und ich hätte mich ohne sie wohl hoffnungslos verheddert. Aber ich stand schon mal.
Wir waren wohl beide leicht aufgeregt, als ich ins Bad tapste, um mir die Zähne zu putzen. Ich tapste immer von einem Fuß auf den anderen während Sie immer in Griffweite stand. Alles war gut, bis ich merkte, wie mir ein seltsames Kribbeln die Wirbelsäule hinauflief - ich dachte, wenn es oben ankommt, fällst Du um - also atmete ich tief ein, packte das Waschbecken fester... und es verschwand.
Schwester N. bugsierte mich ins Bett zurück und ich verbrachte den Rest des Tages mit Nachdenken, Dösen und Schlafen.

Puh! Das war ja nun schon ein echt langer Post. Im nächsten geht es weiter mit Tag 4.

Birgit