Freitag, 29. Dezember 2017

Hormonschwankungen

Unterhormonisiert?
Langsam wird mir klar, wie sich Frauen in den Wechseljahren fühlen müssen.
Nach über einem Jahr Hormonersatztherapie darf ich nun als Vorbereitung auf die OP keine Hormone mehr nehmen.
Obwohl mir vollkommen klar ist, dass es notwendig und richtig ist, fühle ich mich dabei physisch und psychisch nicht wirklich wohl.

Zum einen leide ich plötzlich entweder unter Hitzewallungen oder kalten Händen und Füßen und zum anderen bekomme ich langsam Stimmungsschwankungen.
Ich muss wirklich achtgeben, wie ich mich verhalte und was ich sage. Ich merke, wie mich der wohl langsam wieder ansteigende Testosteronspiegel zunehmend aggressiver werden lässt. Hoffentlich tue ich niemand unrecht - mein Umfeld tut mir jetzt schon leid.

Vorher kannte ich es ja nicht anders und es änderte sich eher langsam und schleichend. Aber nun, wo ich anderes kennen und lieben gelernt habe, stört es mich doch gewaltig, weil es eigentlich nicht zu meinem Wesen passt und ich auf keinen Fall zurück will.
Ich bin wirklich froh, wenn das nach der OP endlich vorbei ist.

Deshalb:
Stay calm and - Einen guten Rutsch ins neue Jahr.

(Heute aus einem Bürokomplex geschrieben :o))

Birgit.

Donnerstag, 28. Dezember 2017

Jahresrückblick 2017 und einige Updates...

Das Problem mit Updates...
...ist eben, dass sie leider oft auch Probleme verursachen.
Ich habe nun schon einige Monate nichts mehr geschrieben, dass lag aber nich daran, dass nichts passiert wäre oder ich keine Zeit und Lust gehabt hätte, sondern mit dem neuen iOS hat sich auch meine Blogger-App in die ewigen Jagdgründe verabschiedet, weil Google keine Lust mehr hatte Updates zu liefern.
Ich schreibe ja meistens, wenn ich mit meinem iPad unterwegs bin und mir einen Kaffee gönne.
Der Web-Editor ist auf dem iPad ebenfalls ein Graus und so musste ich ziemlich lange nach einer passenden App suchen.
Falls das jetzt funktioniert, schreibe ich wieder häufiger, weil meine Transition zur Zeit echt aufregend und spannend ist.

Was zwischenzeitlich so passiert ist und warum man sich das Unvorstellbare eben nicht vorstellen kann
Ja, wo fange ich da an? auch wenn es zeitweise nicht danach aussah, war doch eine ganze Menge los. Ich umreisse das mal kurz.
Ich lebe ja nun schon eine längere Zeit komplett als Frau und habe dabei einige Erfahrungen gemacht, die ich mir vor meiner Transition unmöglich hätte vorstellen können. Es ist etwas vollkommen anderes, ob man sich wünscht eine Frau zu sein, oder ob man tatsächlich eine ist und im Alltag wie eine behandelt wird.
Manche Dinge sind einfach nur wunderschön, es gibt aber auch (eher wenige) Nachteile.
Daran, dass ich in den vergangenen Monaten wenig bis keine Nachteile empfunden habe, sind wohl meine Mitmenschen Schuld - ich werde rundweg gut akzeptiert und kann mich nicht beklagen.

Als Frau behandeln einen (besonders andere Frauen) viel sorgsamer. Arztbesuche, und den täglichen Umgang miteinander empfinde ich viel sanfter und genieße das sehr.
Ich stehe mittlerweile zu meinen Schwächen gehe viel entspannter als je zuvor durchs Leben und nehme mir die Zeit Dinge wirklich zu genießen.
Mittlerweile habe ich auch eine Partnerin gefunden (sie wusste von Anfang an bescheid) und wenn wir zusammen sind, harmonieren wir sehr gut, obwohl ich manchmal auch zickig bin - ich will in dieser Verbindung nicht mehr die Hosen anhaben.

Zu den weniger tollen Dingen einer Transition zählen wohl die (für mich) häufigen Arztbesuche, die Nadelepilation (obwohl meine Kosmetikerin echt super nett und mein Bart fast besiegt ist) sowie ein paar Untersuchungen (Mammografie und Ultraschall) die Männer nicht über sich ergehen lassen müssen.

Der Tag X
Lag mein großer Tag bisher für mich gefühlsmäßig in weiter Ferne, so steht er doch in absehbarer Zeit vor meiner Tür und ich werde langsam von einer inneren Unruhe gepackt. Dabei habe ich keine Zweifel oder Angst vor der OP - ich mag nur wirklich keine Krankenhäuser.
Die Aussicht, dort eine längere Zeit zu verbringen, macht mich unruhig - aber vielleicht gewöhne ich mich.
Ich freue mich schon auf die OP, weil sie für mich auch ein Stück Freiheit bedeutet und mittlerweile passt das * wirklich nicht mehr zu mir und als Mann kann ich mich mittlerweile echt nicht mehr vorstellen...

Lebensfreude
Habe ich seit sehr, sehr langer Zeit erst in meiner Transition gefunden und mittlerweile gibt es keinen „Alltagstest“ mehr, sondern Alltag, den ich geniesse, wenn ich z. B. wie heute zum allerersten Mal im Rock im Büro war und es alle Kolleginnen und Kollegen entweder positiv oder alltäglich aufgenommen haben.
Das Gefühl, wenn ein langgehegter Traum nach und nach in Erfüllung geht und die daraus resultierende Lebensfreude kann ich kaum beschreiben.
Ich habe immer versucht positiv zu denken, aber es wirklich zu schaffen ist etwas anderes.

Langer Text
Aber ich muss ja auch den Editor ausprobieren. Was soll ich sagen. Unterlagen werden gesammelt, Sachen werden gekauft und bald geht es los nach München. Vorher (und auch nachher) schreibe ich weiter - weil es noch so viel Unvorstellbares zu entdecken gibt.

Das nächste mal wieder aus einem Café.

Birgit

Samstag, 9. September 2017

"Der" Termin

Auf das Posting "Der Antrag" folgt nun natürlich auch ein Termin.

Nach dem mittlerweile üblichen Papierkram konnte ich einige Wochen später im Klinikum Bogenhausen anrufen.
Die Mitarbeiterin des Patientenmanagements gab sich dann auch sehr geschäftsmäßig (Management eben :o)) und schwupps! Hatte ich einen Termin!

2017 wird es nun wie erwartet doch nichts mehr mit der OP (obwohl ich einen Termin bekommen hätte). Aber für mich wäre alles sehr hektisch abgelaufen und auch mit einer Menge Stress verbunden gewesen.

Nun, wer mich etwas kennt, der weiß, daß ich weder Hektik noch Stress mag und beides wenn irgend möglich vermeide. Gerade bei einer so wichtigen Entscheidung will ich so weit wie möglich die Zügel in der Hand behalten, um Fragen und Organisatorisches so gut wie möglich zu klären.
Das gibt mir dann ein gutes Gefühl - die OP ist für mich schon aufregend genug.

Deshalb habe ich jetzt noch Zeit für mich, um den kommenden Herbst und auch den Winter in Ruhe zu genießen. Ich freue mich wirklich schon auf die schönen Herbstfarben, etwas Entspannung und danach auf die Vorweihnachtszeit.

Aber so ganz untätig kann und will ich ja auch nicht sein. Da gibt es noch eine Menge zu tun, zu besorgen, persönliche Dinge sind zu regeln und Untersuchungen zu machen.
Daneben mache ich noch mein geliebtes Nürnberg unsicher - immer auf der Suche nach schönen Dingen.

Dieses Wochenende wird z. B. von einem mittelalterlichen Burggrabenfest, dem Trempelmarkt und leider auch von Dauerregen geprägt. Das verhagelt mir die Laune noch doch ein klein wenig.
Aber ich mag ja Herbst und Regen - ich wäre bestimmt auch eine tolle Londonerin geworden.

Aber wer will schon pitschnass werden? deshalb habe ich mich heute in eine Ecke meiner Lieblings-Starbucks-Filiale verkrochen, um euch einige Zeilen zu schreiben.
Der Kaffee wird hier aber genau so schnell leer, wie in jedem anderen meiner Stamm-Cafés.

Genießt jeden Tag eures Lebens - und wenn er nicht ganz so gut ist... versucht ihn für euch so gut wie möglich zu machen.
Im Februar nächsten Jahres habe ich wieder ein ganzes Stück meines Weges geschafft...

Grüße

Birgit

Montag, 14. August 2017

Vorbereitungen

Obwohl es derzeit nicht viel Neues gibt, muss ich doch schreiben, dass meine Krankenkasse meinen Antrag schon nach 5-wöchiger Bearbeitungszeit genehmigt hat.
Ich hab mich über das Schreiben mit dem neuen, grünen Logo natürlich sehr gefreut.

Jetzt wird es also langsam wirklich ernst und ich muss einen Termin mit der Klinik vereinbaren und eine ganze Menge Vorbereitungen treffen, damit ich neben dem Stress der OP nicht noch zusätzlichen bekomme.

Morgen rufe ich mal in der Klinik an und bin gespannt, auf welche Wartezeit ich mich einstellen darf.
Obwohl ich es furchtbar gefährlich finde, freue ich mich trotzdem total darauf - also wie Achterbahnfahren - nur leider hasse ich Achterbahnen...

Aber - alles wird gut.

Heute mal wieder kurz und knackig aus einem Café in der Nürnberger Altstadt gebloggt.

Liebe Grüße

Birgit

Freitag, 28. Juli 2017

Transfrau - habe ich ein Leben? aber sicher!

Damals...
Am 06.04.2013 hatte ich mich in einem Post gefragt, ob ich als Transfrau ein Leben haben würde.
Damals war noch so viel passiert, ich besuchte die Selbsthilfegruppe in Nürnberg, machte meine ersten Erfahrungen mit Kleidung und im Alltag.

Damals ging es mir oft nicht gut. Mir fehlte die Anleitung, wie ich meinen Weg beschreiten könnte, Tage und Wochen gingen ohne große Fortschritte und Veränderungen ins Land. Das frustrierte mich.
Ich machte mir viele Sorgen, ob es für mich überhaupt möglich wäre aktzeptiert als Frau zu leben.
Ich stellte mir oft vor, wie es sein würde, wie es sein könnte und was alles schiefgehen würde.

...Heute
Über 4 Jahre später (oh! Ich hab ganz schön lange gebraucht) kann ich die Frage für mich besser beantworten. In den letzten Jahren habe ich viele Veränderungen und Erfahrungen er-, und durchlebt.

Wenn ich heute an meine damaligen Vorstellungen zurückdenke, kann ich nur eines mit völliger Sicherheit sagen - Es passieren und es gibt Dinge, die man sich einfach nicht vorstellen kann!
Das hört sich komisch an, ist aber so. Ich habe Situationen erlebt, Dinge gelernt, Fragen gestellt bekommen und Hilfe erhalten, die ich mir vorher einfach nicht vorstellen konnte.

Anfangs ist man oft auch sehr verzweifelt und in einer schlechten Verfassung, dass kann finde ich durchaus zu einer Art "Tunnelblick" führen, in dem man nur noch schlechte Dinge und Hoffnungslosigkeit erlebt.
Aber zum Glück trifft man immer wieder Menschen, die einem selbstlos helfen - und wenn es nur ein winziges, aber ernst gemeintes Kompliment ist, welches den Tag rettet und die Dunkelheit vertreibt.

Transmenschen haben ein Leben
Ich möchte behaupten, sie haben es aber erst dann, wenn sie es auch leben.
Vorher besteht unser Dasein aus einer Art "Koexistenz" unter anderen Menschen - wir sind zwar überall dabei, können aber nicht teilhaben und leben.
Ich habe erst während meiner Transition erkannt, was "Leben" überhaupt bedeutet (und ich lerne immer noch dazu).
Deshalb finde ich, ist es als Betroffene(r) ganz wichtig, das Thema und sich selbst anzunehmen, um nicht für immer in dieser Koexistenz gefangen zu sein.

Liebe & Partnerschaft
Eine meiner Ängste und Fragen 2014 war auch, ob ich mich als Frau wohl auf ein einsames Leben ohne Partner(in) und Beziehung einstellen muss.
Heute weiß ich, dass es nicht so ist. Es gibt Menschen, die einen akzeptieren und lieben wie man ist (Offenheit und Ehrlichkeit ist hier sehr wichtig).

Darum schreibe ich diesen Post auch an einem Freitag in der Mittagspause und nicht wie gewohnt Samstags beim Frühstück.
Meine Partnerin besucht mich und wir verbringen das Wochenende zusammen.

Darauf freue ich mich... darauf und auf das Leben, das auch wir Transfrauen haben.

Alles Gute.

Birgit


Donnerstag, 13. Juli 2017

"Der" Antrag

Auf dem Weg der Transition gibt und gab es für mich einige größere Meilensteine.

Das sind für mich:

1. Das sog. "Inting" - also die Selbsterkenntnis und die  Akzeptanz transident zu sein.
2. Das "Outing" - damit an die Öffentlichkeit zu gehen und Familie, Freunde und Kollegen zu informieren.
3. Der Antrag für die Vornamens-, und Personenstandsänderung
4. Der Antrag für die geschlechtsangleichende Operation
...

Eben diesen letzten Antrag habe ich nun an meine Krankenkasse geschickt.
Das war für mich wieder ein großer Schritt, den ich mir reiflich überlegt habe, weil er ja doch mit gesundheitlichen Risiken verbunden ist.

Das Aufsetzen dieses Antrags fiel mir nicht ganz leicht, weil so viele Inhalte auch in den mitgeschickten Gutachten vorhanden sind und mir kaum noch Formulierungen einfielen, um das Problem mit meinem Körper und den Leidensdruck zu vermitteln, ohne alles doppelt und dreifach zu schreiben.

Nun warte ich also auf die Antwort des MDK bzw. meiner Krankenkasse.
Wenn die Antwort positiv ausfallen sollte, gibt es in jedem Fall mal eine kleine Party.
Falls sie negativ ausfällt, habe ich mir noch gar nicht so richtig überlegt, wie ich wohl damit umgehen würde.
Aber ich denke mal positiv - Stress kann ich mir ja immer noch machen.

Abwarten und Kaffee trinken - stur wie ein Esel.

Birgit

Samstag, 8. Juli 2017

Pieks - Piep - Aua: Meine Erfahrungen mit der Nadelepilation

Die hilfreiche "Roßkur"
Vor einiger Zeit hat mir meine Krankenkasse (der ich hiermit ganz herzlich danke) ein ganzes Stundenpaket für die Nadelepilation genehmigt.
Obwohl mein Bart wegen blonder und auch schon weißer Haare nicht sehr ausgeprägt war, ist diese Behandlung doch sehr sinnvoll und auch notwendig.

Neben Stimme, Statur und Haltung ist ein Bartschatten "der" Killer für jegliches Passing.
Die Unterschiede werden z. T. erst richtig sichtbar, wenn man schon ein paar Behandlungen hinter sich hat. Das Ergebnis ist wirklich erstaunlich und es dauerte bei mir einige Zeit, bis ich begreifen konnte, dass ich mich nun langsam kaum noch rasieren muss.

Juhu! Doch noch ein Termin
Zum Glück machte die liebe Janette (bei der ich mich ebenfalls recht herzlich bedanke) noch einen für mich passenden Termin möglich. Seither sehen wir uns nun 1x wöchentlich und ich besuche sie nach dem Büro.

Haare sammeln
Während es zu Beginn der Behandlungen noch überall sprießt (bäh!) und Janette die freie Auswahl im Gesicht hat, müssen mit zunehmender Behandlungsdauer "Haare gesammelt" werden.
Bei mir bedeutet das konkret 1x rasieren pro Woche. Kurz vor einem neuen Termin ist das natürlich nicht mehr so toll, weil mich mein Bart eben stört - aber es muss sein.

Emla ist Dein bester Freund
Gleich vor der ersten Behandlung sollte man bereits mit Emla Bekanntschaft gemacht haben.
Emla ist eine Art Betäubungscreme, die es Rezeptfrei in kleinen oder großen Tuben (ca. 30 Euro) in der Apotheke gibt.
Diese Creme trage ich ca. 2 Stunden vor der Behandlung auf Oberlippe, Kinn, Wangen und Hals auf und wiederhole das 2x im Abstand von einer halben Stunde.

Obwohl das Taubheitsgefühl wirklich nicht toll ist, würde ich die Schmerzen ohne die Creme wahrscheinlich nicht ertragen.

Was weh tut hilft
Die Schmerzen sind gerade an der Oberlippe trotz Creme kaum zu ertragen.
Es fühlt sich wirklich sehr unangenehm an und ist nicht vergleichbar mit dem kurzen Pieks einer Injektion oder dem Dauerpieksen beim Tätowieren.
Zudem verursacht der auf den Pieks folgende elektrische Impuls manchmal einen dumpfen Schmerz rund um die Einstichstelle.
Eine Sitzung dauert ca. eine Stunde, so dass eine ganze Menge Haarwurzeln behandelt werden können.

Danach
Nachdem eine kühlende Creme aufgetragen wurde sieht man wirklich nicht so gut aus.
Ich wurde anfangs an manchen Stellen sogar grün und blau.
Aber irgendwie gewöhnt sich der Körper daran und manchmal ist schon am übernächsten Tag nichts mehr zu sehen. An anderen Stellen dauert es aber auch mal mehr als eine Woche, bis nichts mehr zu sehen ist.

Fazit
Härter als diese Methode wäre wohl nur ein Bunsenbrenner oder die Atombombe.
Aber die Ergebnisse sind wirklich überzeugend. Mir hilft es im Alltag auf jeden Fall.

Jetzt habe ich ja schon länger nichts geschrieben, weil einfach nicht viel passiert ist.
Mittlerweile haben sich aber doch wieder 2-3 Themen angesammelt, so dass es in nächster Zeit wohl wieder mehr von mir zu Lesen geben wird.

Dieser Post kommt bei aktuell über 30 Grad mal nicht aus einem Café, sondern aus einem Biergarten in der Nürnberger Altstadt. Die alten Bäume hier werfen einen richtig "fetten" Schatten.

Liebe, erfrischende Grüße

Birgit


Sonntag, 28. Mai 2017

Sommerhitze & kühle Blicke und Klimaerwärmung

Sommerhitze
Seit März lebe ich nun in wirklich allen Bereichen und Belangen als Frau.
In den vergangenen Wochen habe ich eine Menge Erfahrungen gemacht und sehr viele neue Dinge gelernt. Dabei ist mir auch klar geworden, dass ich noch viel mehr lernen und auch kennenlernen muss.

Dazu gehören auch die verschiedenen Jahreszeiten. Ich bin immer noch dabei meine Garderobe zu vervollständigen, weil nach meinem ersten Frühling nun mein erster Sommer angebrochen ist.
Jetzt genieße ich es meinen Stil zu finden und versuche gleichzeitig mutiger zu werden ohne zu übertreiben (gar nicht so einfach).

Zum Glück helfen mir Kolleginnen und Freundinnen mit Tipps und Ratschlägen und sagen mir auch offen, falls mal etwas schräg aussieht.

Kühle Blicke
Alle Bereiche und Belange bedeutet auch, dass ich immer wieder auf Gruppen alter Bekannter treffe, die zwar von meiner Transition gehört, mich aber bisher noch nicht gesehen haben.
Dabei entstehen immer wieder Situationen, bei denen ich "ins kalte Wasser springen muss."

Bei manchen Familien-, und Geburtstagsfeiern ernte ich so oft schnell mal kühle Blicke.
Aber ich habe gelernt, dass es ein ganz normaler Prozess ist, der mit beiderseitigem Einfühlungsvermögen gemeistert werden kann.

Ein mulmiges Gefühl und ein Anflug von Angst ist jedoch immer dabei.
Deshalb tut es richtig gut, wenn die Menschen merken, dass man trotz der ganzen Veränderungen grundsätzlich der gleiche Mensch geblieben ist.

Klimawandel
Das gibt Sicherheit und die schafft Raum für Fragen, deren Beantwortung wiederum Verständnis schafft. Die kühlen Blicke verschwinden, das Klima erwärmt sich und Vorbehalte und Ängste verschwinden.

Papierkram
Mit der Transition ist auch eine Menge Papierkram verbunden, Anträge, Infoschreiben wollen sorgfältig ausgearbeitet werden, damit für alle Beteiligten alles möglichst reibungslos abläuft.

Nach mittlerweile 18 Monaten ist nun auch bei mir der Zeitpunkt gekommen, mit der Vorbereitung der Krankenkassen-Anträge für meine geplante geschlechtsangleichende Operation zu beginnen.

Muss das sein?
Diese Frage habe ich mir bestimmt schon über tausendmal gestellt. Mir ist wirklich mulmig vor der OP, aber ich weiß auch, dass ich das unbedingt machen und durchstehen muss.
Manche gehen diesen Schritt aus unterschiedlichsten Gründen nicht.

Aber für mich muss das sein. Die bisherigen Schritte und Hilfen haben mein Leben (verglichen mit vor der Transition) enorm verbessert. Aber richtig passt es für mich nur mit dieser OP.

Ich habe oft gelesen, dass es nur das "Tüpfelchen auf dem I" darstellt.
Das mag für Äußerlichkeiten und Passing gelten, aber für mein Inneres und mein Körpergefühl eben nicht.

Es muss sein.

Schön, den heißen Sonntag bei einer Tasse Kaffee mit "House of the Rising Sun" in einem schönen Café zu genießen. Aber es wartet noch eben dieser Papierkram, der zu erledigen ist um weiter zu gehen.

Von nichts kommt eben nichts - geniesst den Sommer.

Birgit
 

Montag, 8. Mai 2017

Neues & Altes

Momentan ist alles "normal"...
Was heißt hier "normal"? ganz einfach - Trans* war in den letzten Tagen kein großes Thema für mich.
Kollegen, Freunde und Bekannte gewöhnen sich langsam an Birgit und manche stellen verwundert fest, dass es "die gute, alte Birgit" und kein fremder Mensch ist.
Auch ich gewöhne mich an viele neue Dinge und Abläufe und das Tempo mit dem Eindrücke auf mich einprasseln nimmt etwas ab und läßt mir Zeit zum Nach-, und Überdenken.

Nürnberg ist meine Heimat
Hier gehe ich gerne Shoppen (ich brauche unbedingt noch alltagstaugliche Keilpumps...), aber ich habe nun auch wieder Zeit um mich umzusehen und meine Heimatstadt zu erleben.

Deshalb habe ich meinen Urlaub nicht nur deshalb zuhause verbracht, um Papierkram für die Änderung meiner Dokumente zu erledigen, sondern auch um endlich mal die "Blaue Nacht" eine jährliche Kulturverahnstaltung richtig zu erleben.

Neben Musik & Kunst gab es gerade in den Kirchen auch die Möglichkeit, stille Momente zu erleben.
Mein persönlicher "Höhepunkt" war aber die Besteigung des Südturms der Sebalduskirche - einer der ältesten Kirchen Nürnbergs.
Ich kann nur sagen, dass mir der Aufstieg über die wackligen, schmalen und steilen Treppen einiges abverlangt hat. Neben der Überwindung meiner Höhenangst habe ich vom Abstieg einen unglaublichen Muskelkater in den Beinen mitgenommen (deshalb die nächsten Tage nur flache Schuhe). Der Ausblick über die Stadt und auf die Burg war aber gewaltig.

Blick vom Südturm der Sebalduskirche auf die Nürnberger Burg

Nürnberg - nicht nur Bratwürste, Lebkuchen und Butzenscheiben
Ganz besonders freut mich auch, dass es in Nürnberg wohl eine jährliche Veranstaltung gibt, die sich insbesondere mit digitalen Themen beschäftigt, die "Nürnberg Web Week" oder auch "NUEWW".
Programm und Infos gibt es als Printmedium oder natürlich digital unter http://www.nueww.de

Passend zu meinem letzten Post interessiere ich mich selbstverständlich für die Digitalisierung, neue Trends und Gadgets und sehe diese Dinge immer erst als Chance. Deshalb werde ich mir die Veranstaltung auch ganz genau anschauen.

Gestern war ich auf der Nürnberger Tattoo-Convention. Wer mich näher kennt weiß, daß mich diese Art der Kunst schon viele Jahre fasziniert (und man sieht es mir auch ein wenig an).
Die Veranstaltung scheint jedes Jahr zu wachsen und mehr Besucher anzuziehen und ich glaube, dass es wohl nicht mehr lange dauern wird, bis nach dem Löwensaal auch die Location in der ARENA zu klein wird.
Gejuckt hat es mich ja schon - aber ich spontane Tattoos liegen mir nicht.
Ich habe aber eine nette Tätowiererin kennen gelernt, deren Studio ich bestimmt mal besuche.

Erster Geburtstag
Mit etwas gutem Willen ist heute mein erster Geburtstag. Prosecco, etwas Kuchen und eine Kerze warten schon in meiner Küche auf ihren Einsatz.
Deshalb (und weil mein Kaffee leer ist) verlasse ich jetzt die tolle Kaffeerösterei in der Äußeren Laufer Gasse und gehe durch den Regen nach Hause.

Grüße

Birgit

Samstag, 22. April 2017

Über welche Themen können Transfrauen nach ihrer Transition bloggen?

???
Das ist doch ganz einfach - natürlich über alles was sie möchten. Das soll aber nicht der Kern dieser Frage sein!

Der Kern wäre doch eigentlich "Welche Themen können Transfrauen aufgrund ihrer speziellen Lebenserfahrung besonders gut adressieren und welchen Nutzen hat das für die Gesellschaft?"
 
Wenn transidente Menschen bloggen, geht es oft um Ziele, oder um Dinge die sie (noch) nicht darstellen oder erreichen können - aber wenn wir einige Dinge nicht so gut können - welche können wir besonders gut oder sogar besser?

Toleranz & Technik?
Viele Transfrauen wurden mit männlichen, technischen Themen sozialisiert.
In Büchern wie "Was Frauen können sollten..." usw. finden sich immer wieder technische Dinge, wie Reifen-, und Zündkerzen wechseln, Bohren und Dübeln, oder IT-Themen - alles typisch männlich belegt.

Ich kenne viele Transfrauen, deren Interessen auch nach der Transition in den Bereichen IT, Technik, Fotografie oder Motorsport liegen - warum nutzen potenzielle Arbeitgeber diese besonderen Fähigkeiten selten oder gar nicht?

In Büchern, Zeitschriften, Seminaren e-Learnings oder eben auch Blogs bestünde die Chance, dass Frauen anderen Frauen teils trockene MINT-Themen kompetent vermitteln, deren Nutzen aufzeigen und Interesse für berufliche Aufgaben in diesen Bereichen wecken können.
Als Ergänzung zum "Girls-Day" oder Frauenquote.

Im Produktdesign könnten Transfrauen Technik und Design so miteinander verbinden, dass hochmoderne, leistungsfähige, feminine Produkte für die weibliche Zielgruppe entstehen.

Durch Integration in gemischten Teams könnten Transfrauen vermitteln und Austausch anregen - gratis dazu erweitert es den sozialen Horizont der Teammitglieder.

Also liebe Arbeitgeber - vielleicht liegen da unentdeckte Potenziale brach, die eurer Geschäft voranbringen können?

Vertreter von IHK, Weiterbildungsinstituten und Arbeitsagenturen, rein mit euch in die Selbsthilfegruppen - informiert euch über das Thema und gebt den Menschen Informationen, damit Transidentität nicht den sozialen Abstieg und Hartz 4 bedeuten muss.

Worüber ich irgendwann mal bloggen will.
Wenn die Transition mal nicht mehr so einen großen Teil meines Lebens einnimmt, erstelle ich ein neues Blog, in dem ich aktuelle IT-Trends und Themen aus weiblicher Sicht aufbereiten möchte.

Was meint Ihr?

Für euch noch zwei Blogtipps technisch bewanderter Transfrauen:

Svendura: Endurowandern mit Svenja. http://www.svendura.de
Michaela Bodensee: Themenvielfalt mit einer Prise Technik. http://www.michaela-bodensee.de

Heute aus meinem meinem "wiederauferstandenen" Lieblingscafé bei einer schönen, großen Tasse Milchkaffee an einem stürmischen, regnerischen Samstag gebloggt.

Bis zum nächsten Post.

Birgit




Samstag, 1. April 2017

Erster Frühling

Der Frühling ist da und Nürnberg platzt aus allen Nähten.
Alle wollen nach den Wintermonaten einfach nur raus an die frische Luft.

Diese Woche konnte ich nun meinen neuen Personalausweis und meinen neuen Reisepass abholen.
Somit geht nun auch mein Ergänzungsausweis in Rente und in meine Transitionsgeschichte ein.
Er gab mir immer ein Gefühl der Sicherheit, obwohl ich ihn glücklicherweise niemals benutzen musste.
Ob mein Passing so gut, oder vielleicht auch so schlecht war, dass er im Geldbeutel bleiben durfte, bleibt wohl für immer ein Geheimnis.

Durch IT werden Prozesse einfacher und transparenter...
...oder auch gerade deshalb nicht. Auf meinem Kampf durch Firmen und Behörden ist es oft (trotz neuem Ausweis) vollkommen unmöglich bestehende Accounts, Konten, Fahrausweise, Kundenkarten oder Dokumente zu ändern, weil das in der IT nicht vorgesehen ist.

Dabei ist es mir (und auch dem §5 Abs.1 TSG) vollkommen egal, was sich ein Programmierer irgendwann mal gedacht hat, oder was er meinte vorsehen zu müssen. Geltende Gesetze müssen schon aus Gründen der Compliance eingehalten werden und sich an Gesetze zu halten, ist keine optionale Möglichkeit, sondern ein Muss.

Mühsam nährt sich das Eichhörnchen
Änderungen durchzuprügeln ist langwierig und zeitraubend - ein Zeichen dafür, dass viele Unternehmen noch in der digitalen Steinzeit leben und keinen Durchgriff bei ihren Geschäftsprozessen mehr haben.
Leider habe ich aus Eigentinteresse nicht die Möglichkeit alle Unzulänglichkeiten auf sich beruhen zu lassen und ich will es auch gar nicht. Wir schreiben 2017, stehen an der Schwelle zur Digitalisierung und nicht mehr 1970. Also immer weiter machen und auch mal unbequem sein.

Nach Nemberch nei
Da es mein erster Frühling als "Vollzeit-Frau" ist, habe ich natürlich nichts anzuziehen.
Deshalb muss ich mich an meinem freien Samstag durch die Nürnberger Innenstadt quälen, wo ich auf Horden von Japanern, Amerikanern, Oberpfälzern und Oberbayern treffe, die "a amoi in'd Stodt eini gfohrn san." und am frühen Nachmittag schon ordentlich Bier getrunken haben.

Zu allem Unglück hat auch noch eines meiner Lieblingscafés wegen Pächterwechsel geschlossen und ich sitze nun etwas verloren in einem Bistro voller betrunkener "Bayerla". Das halte ich nicht sehr lange aus, weswegen heute auch nach einnem Kaffee Schluss ist.

Geniesst das schöne Wetter (vielleicht an einem ruhigen Ort)

Liebe Grüße

Birgit


Samstag, 25. März 2017

Reaktionen und erste Woche 24/7

Alles wird gut...
... und manchmal stimmt das auch! Obwohl die letzten Wochen für mich ziemlich aufregend, stressig und mit neuen Erfahrungen angefüllt waren, geht es mir so gut wie noch nie.

Diversity ist nicht nur ein Wort
Nach meinem Outing in der Firma habe ich sehr viele Zuschriften bekommen.
Ich hätte nicht in meinen kühnsten Träumen gedacht, wieviel Zuspruch ich bekommen würde und wie positiv meine Kolleginnen und Kollegen meine Transidentität aufnehmen.

Von allen wurde ich nach meinem Urlaub nett empfangen und bekam sogar einen Blumenstrauß.
Meine Vorgesetzten, das Management und die Personalabteilung haben sich sehr dafür eingesetzt, dass Türschilder, Ausweise, Abrechnungen, E-Mail-Adressen zügig geändert werden, um mir den Einstieg zu erleichtern und mein Team hat durch viele kleine Dinge dazu beigetragen, dass ich mich schnell eingewöhnt habe und mich wohlfühle.

Ich habe erfahren, dass Diversity in meinem Unternehmen nicht nur ein Wort ist.

Mein Willkommens-Blumenstrauß

24/7
Seit knapp einer Woche lebe ich nun rund um die Uhr als Frau und entdecke täglich etwas Neues.
Es ist einfach ein unglaublich befreiendes Gefühl - kaum zu beschreiben.

Natürlich gibt es noch eine Menge Papierkrieg, der wirklich seltsame Stilblüten hervorbringt.
Meine Krankenkasse hat es wirklich fertiggebracht, mir nach 4 Wochen eine neue Gesundheitskarte mit neuem Namen, aber altem Foto zuzusenden, obwohl ich alle Unterlagen inklusive einem neuen Passfoto eingeschickt hatte. Das ist derart unterirdisch, dass ich es nicht weiter kommentieren möchte.

Standes-, und Einwohneramt haben für Personalausweis und Reisepass nur knappe 3 Wochen gebraucht - so wird es gemacht.

Nadelepilation
Weil die blonden und weißen Barthaare IPL und Laser hartnäckig widerstanden haben, bekomme ich für die Reste nun Nadelepilation.
Menschlich habe ich mich in der Praxis gleich sehr wohlgefühlt, aber die Epilation ist nicht lustig.
Sowas macht niemand aus Spaß - Aua!
Danach ist rot, blau, grün und gelb angesagt, was jeden Morgen umfangreiche Restaurierungsarbeiten notwendig macht.

GAOP
Zwischendurch hatte ich auch noch ein Informationsgespräch beim Team von Dr. Liedl in München-Bogenhausen. Obwohl es für einen Kostenübernahmeantrag noch zu früh ist, bin ich mir ziemlich sicher, dass ich hier Patientin werden möchte und auch terminlich sieht es gar nicht schlecht aus.

Café
Obwohl ich wirklich sehr eingespannt bin, bleibt immer noch ein wenig Zeit für eine gute Tasse Café und einen Blogeintrag.

Alles ist gut - liebe Grüße

Birgit

Samstag, 4. März 2017

End of Business

Am Montag starte ich in meine letzte Arbeitswoche als "Mann".
Freitags dann eine E-Mail an über 200 Menschen - pünktlich zum "End of Business".
Es ist mein persönlicher Geschäftsschluß - mein Notizbuch, auf dem in silbernen Lettern mein alter Name prangt wird dann endgültig zugeklappt - ein neues, anderes liegt schon bereit...

Relaunch?
Neudeutsch ausgedrückt setze ich nach einer Woche Urlaub meine Arbeit unter leicht veränderten Umständen fort. So viel Vorbereitung, soviele Gedanken, ein gutes Gefühl und dennoch bin ich derzeit ein kleines Nervenbündel.

Support...
Ich kann wirklich mehr als froh sein, Kollegen und Vorgesetzte haben mich bisher in einer Weise unterstützt, die ich mir so nicht hätte ausmalen können. Das gibt mir ein gutes Gefühl.

Alltag?
Der Alltag ist und wird trotzdem nochmal anders. Kein "Alltagstest" bereitet einen auf die Erlebnisse und Gefühle vor, die einen überfluten, wenn der Neue Name und das neue Geschlecht gedruckt auf einem Behördenbriefbogen direkt vor einem auf dem Schreibtisch liegen - oder wenn man plötzlich wie selbstverständlich als Frau behandelt wird - nach über 35 Jahren innerem Kampf.

Ein Wirbel von Eindrücken, Situationen und Gefühlen, den man manchmal etwas verlangsamen oder anhalten möchte um einfach mal durchzuatmen - aber das gehört wohl auch dazu. Da muss ich durch.

Und sonst so?
Was soll ich schreiben? ich bin auf dem "Weg der Transition" schon eine weite Strecke gegangen, habe Berge über-, und Täler durchquert. Immer noch ein Schrittchen weiter - für ein Stückchen weiter... um am Ende an einem Ziel anzukommen, das nichts weiter wie der Anfang eines neuen Weges ist.

Nach soviel Philosophie könnte ich ja jetzt schreiben, dass ich endlich mal wieder nach einer ausgedehnten Shoppingtour die Zeit für einen Kaffee und einen Post gefunden habe - und weil ich noch ein gutes Stück Weg vor mir habe, folgen bestimmt noch einige Posts bei noch mehr Kaffee.

Geniesst die Sonne.

Birgit 
 

Donnerstag, 16. Februar 2017

Der Januar beginnt ereignislos, aber dann...

... geht es plötzlich mit Volldampf weiter und ehe ich mich versehe, rase ich wieder von einem Termin zum nächsten.

Gestatten?... mein Name ist Birgit... endlich Birgit
So hätte es wohl James Bond ausgedrückt. Aber bei mir ist das nicht so spektakulär.

James Bond würde es so machen...


Letzte Woche hatte ich einen schönen, gelben Umschlag mit dem Gerichtsbeschluss im Briefkasten.
Nach vielen Gesprächen, Terminen und Gutachten steht sinngemäß als Essenz auf einigen Blättern Recyclingpapier - Vorname: Birgit Geschlecht: weiblich.

Leider war ich zu dem Zeitpunkt ganz allein in meiner Wohnung. Deshalb kein Herumgehüpfe, kein Sekt, sondern nur eine Tasse Tee und neben einer winzigen Portion Unglauben, eine große Ruhe.
Puh! Erst mal zurücklehnen und die ganze Tragweite sacken lassen.
Das Gefühl ist unbeschreiblich - zumal es (zum Glück) nicht so viele Menschen gibt, die dieses Prozedere hinter sich bringen müssen.

Bald startet der Papierkrieg und ich bin schon auf die bürokratischen Stilblüten gespannt, die mich vielleicht erwarten.

Was es da sonst noch so gibt.
Viel Zeit zum Ausruhen gönne ich mir nicht und ich brauche sie auch nicht.
Der Antrag für eine Nadelepilation um auch noch die letzten blonden und weißen Haare loszuwerden, die der Laser noch nicht erwischt hat liegt bereits bei meiner Krankenkasse und in den nächsten Wochen lerne ich die Drs. Liedl und Taskov kennen, um mich noch genauer über geschlechtsangleichende Operationen zu informieren.

Momentan läuft also gerade mal alles bestens und ich kann wirklich nicht meckern.
Deshalb genieße ich das frühlingshafte Wetter und entspanne mich für die Dinge, die noch auf meinem Weg liegen.

Birgit (jetzt in "echt") ;o)

Donnerstag, 12. Januar 2017

Das Pronomen-Problem

Lieb gewonnene Gewohnheiten wollen wir nicht so schnell aufgeben.
So kommt es mir zumindest manchmal vor, wenn alte Freunde und Bekannte bei jedem Treffen auf alten Namen und Personalpronomen beharren, obwohl das Outing schon Monate zurückliegt und auch Kleidung und Aussehen nicht mehr zum alten Namen passen.

Hallo Frau...!?
Nachdem Freundinnen oder Kolleginnen geheiratet haben, rutscht auch mir noch manchmal der alte Familienname raus.
Aber ich bemühe mich und nach kürzester Zeit wird die Frischvermählte dann auch mit dem neuen Nachnamen angesprochen und der alte Name gerät langsam in Vergessenheit.
Das gehört sich doch so - das ist gut so - warum die Änderung in Frage stellen?

Der Transfrau und die Transmann
Nur bei Transmenschen scheint es in Ordnung zu sein, diesen Fauxpas fast schon zu kultivieren.
Den "kleinen" Fehler muss ich als Transfrau eben abkönnen - kann man(n) ja nicht verlangen - Akzeptanz und Toleranz wurden sowieso schon strapaziert - da ist diese "Kleinigkeit" ja wohl nebensächlich.

Der Transfrau fiel bis eben gar nicht auf...
... aber spätestens bei "Er muss auch noch zahlen! - Wir warten noch auf ihn!" ist auch das schlechteste Passing endlich vollkommen hinüber.

Dabei ist es gar nicht so schwer...
... wenn man sich bemüht, nicht gedankenlos zu sein oder auf der Vergangenheit beharrt.
Für Freunde, Bekannte und Kollegen ist es doch nur eine kleine Gefälligkeit - es tut doch nicht weh. Aber für den Transmenschen ist es oft unglaublich schwer nach dem langen, steinigen Weg mit dem falschen Pronomen angesprochen zu werden. Das kann einem wirklich den Tag versauen.

Schütteln, Krone richten und weitergehen
Ähnliches ist mir vergangene Woche passiert und als ich mich darüber geärgert habe, kam mir der Einfall für diesen Post. Dabei bin ich sogar ein wenig kreativ geworden und habe dieses Bildchen für euch entworfen.

Dokumente, Dokumente
Einige Personen in meinem Umfeld benutzen meinen alten Vornamen und das falsche Personalpronomen so lange, bis ich mit einem neuen Ausweis wedeln kann (sehr deutsch, Kaiser Wilhelm wäre stolz).
Dabei fällt mir wieder das Henne-Ei-Problem ein. Wer war zuerst da? die Person oder der Ausweis?
Zum Glück lag gestern die Abschrift des zweiten Gutachtens in meinem Briefkasten und wenn sich das Amtsgericht an seine eigenen Fristen hält, ist das Dilemma wenigstens endlich.

Komisches Gefühl
In meinem Alter befällt mich schon ein komisches Gefühl. Obwohl ich den alten Namen nicht sonderlich mochte und natürlich sehr froh bin, dass ich nun einen Namen bekomme, der zu mir passt, ist der Name fast wie eine liebgewonnene Gewohnheit ... und der Kreis schließt sich.

Alles Gute

Birgit (jaja ich weiß Wilhelm! Die Papiere!)