Sonntag, 28. Mai 2017

Sommerhitze & kühle Blicke und Klimaerwärmung

Sommerhitze
Seit März lebe ich nun in wirklich allen Bereichen und Belangen als Frau.
In den vergangenen Wochen habe ich eine Menge Erfahrungen gemacht und sehr viele neue Dinge gelernt. Dabei ist mir auch klar geworden, dass ich noch viel mehr lernen und auch kennenlernen muss.

Dazu gehören auch die verschiedenen Jahreszeiten. Ich bin immer noch dabei meine Garderobe zu vervollständigen, weil nach meinem ersten Frühling nun mein erster Sommer angebrochen ist.
Jetzt genieße ich es meinen Stil zu finden und versuche gleichzeitig mutiger zu werden ohne zu übertreiben (gar nicht so einfach).

Zum Glück helfen mir Kolleginnen und Freundinnen mit Tipps und Ratschlägen und sagen mir auch offen, falls mal etwas schräg aussieht.

Kühle Blicke
Alle Bereiche und Belange bedeutet auch, dass ich immer wieder auf Gruppen alter Bekannter treffe, die zwar von meiner Transition gehört, mich aber bisher noch nicht gesehen haben.
Dabei entstehen immer wieder Situationen, bei denen ich "ins kalte Wasser springen muss."

Bei manchen Familien-, und Geburtstagsfeiern ernte ich so oft schnell mal kühle Blicke.
Aber ich habe gelernt, dass es ein ganz normaler Prozess ist, der mit beiderseitigem Einfühlungsvermögen gemeistert werden kann.

Ein mulmiges Gefühl und ein Anflug von Angst ist jedoch immer dabei.
Deshalb tut es richtig gut, wenn die Menschen merken, dass man trotz der ganzen Veränderungen grundsätzlich der gleiche Mensch geblieben ist.

Klimawandel
Das gibt Sicherheit und die schafft Raum für Fragen, deren Beantwortung wiederum Verständnis schafft. Die kühlen Blicke verschwinden, das Klima erwärmt sich und Vorbehalte und Ängste verschwinden.

Papierkram
Mit der Transition ist auch eine Menge Papierkram verbunden, Anträge, Infoschreiben wollen sorgfältig ausgearbeitet werden, damit für alle Beteiligten alles möglichst reibungslos abläuft.

Nach mittlerweile 18 Monaten ist nun auch bei mir der Zeitpunkt gekommen, mit der Vorbereitung der Krankenkassen-Anträge für meine geplante geschlechtsangleichende Operation zu beginnen.

Muss das sein?
Diese Frage habe ich mir bestimmt schon über tausendmal gestellt. Mir ist wirklich mulmig vor der OP, aber ich weiß auch, dass ich das unbedingt machen und durchstehen muss.
Manche gehen diesen Schritt aus unterschiedlichsten Gründen nicht.

Aber für mich muss das sein. Die bisherigen Schritte und Hilfen haben mein Leben (verglichen mit vor der Transition) enorm verbessert. Aber richtig passt es für mich nur mit dieser OP.

Ich habe oft gelesen, dass es nur das "Tüpfelchen auf dem I" darstellt.
Das mag für Äußerlichkeiten und Passing gelten, aber für mein Inneres und mein Körpergefühl eben nicht.

Es muss sein.

Schön, den heißen Sonntag bei einer Tasse Kaffee mit "House of the Rising Sun" in einem schönen Café zu genießen. Aber es wartet noch eben dieser Papierkram, der zu erledigen ist um weiter zu gehen.

Von nichts kommt eben nichts - geniesst den Sommer.

Birgit
 

1 Kommentar:

  1. Wichtig ist, dass man bei allen Veränderungen authentisch bleibt. Man muss einfach mit ich im Reinen sein. Das merken die Leute ziemlich schnell und dann bricht ganz schnell das Eis. Klar gibt es immer diejenigen, die damit nicht klar kommen, aber auf die legt Frau eh keinen Wert.
    Was die Op angeht, ich bin mal gespannt wie es mit Nina weiter geht und ob sie wirklich die "kleine Lösung" so bekommt wie sich sich es wünscht. Das wäre etwas, was ich mir auch noch vorstellen kann.

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