Damals...
Am 06.04.2013 hatte ich mich in einem Post gefragt, ob ich als Transfrau ein Leben haben würde.Damals war noch so viel passiert, ich besuchte die Selbsthilfegruppe in Nürnberg, machte meine ersten Erfahrungen mit Kleidung und im Alltag.
Damals ging es mir oft nicht gut. Mir fehlte die Anleitung, wie ich meinen Weg beschreiten könnte, Tage und Wochen gingen ohne große Fortschritte und Veränderungen ins Land. Das frustrierte mich.
Ich machte mir viele Sorgen, ob es für mich überhaupt möglich wäre aktzeptiert als Frau zu leben.
Ich stellte mir oft vor, wie es sein würde, wie es sein könnte und was alles schiefgehen würde.
...Heute
Über 4 Jahre später (oh! Ich hab ganz schön lange gebraucht) kann ich die Frage für mich besser beantworten. In den letzten Jahren habe ich viele Veränderungen und Erfahrungen er-, und durchlebt.
Wenn ich heute an meine damaligen Vorstellungen zurückdenke, kann ich nur eines mit völliger Sicherheit sagen - Es passieren und es gibt Dinge, die man sich einfach nicht vorstellen kann!
Das hört sich komisch an, ist aber so. Ich habe Situationen erlebt, Dinge gelernt, Fragen gestellt bekommen und Hilfe erhalten, die ich mir vorher einfach nicht vorstellen konnte.
Anfangs ist man oft auch sehr verzweifelt und in einer schlechten Verfassung, dass kann finde ich durchaus zu einer Art "Tunnelblick" führen, in dem man nur noch schlechte Dinge und Hoffnungslosigkeit erlebt.
Aber zum Glück trifft man immer wieder Menschen, die einem selbstlos helfen - und wenn es nur ein winziges, aber ernst gemeintes Kompliment ist, welches den Tag rettet und die Dunkelheit vertreibt.
Transmenschen haben ein Leben
Ich möchte behaupten, sie haben es aber erst dann, wenn sie es auch leben.
Vorher besteht unser Dasein aus einer Art "Koexistenz" unter anderen Menschen - wir sind zwar überall dabei, können aber nicht teilhaben und leben.
Ich habe erst während meiner Transition erkannt, was "Leben" überhaupt bedeutet (und ich lerne immer noch dazu).
Deshalb finde ich, ist es als Betroffene(r) ganz wichtig, das Thema und sich selbst anzunehmen, um nicht für immer in dieser Koexistenz gefangen zu sein.
Liebe & Partnerschaft
Eine meiner Ängste und Fragen 2014 war auch, ob ich mich als Frau wohl auf ein einsames Leben ohne Partner(in) und Beziehung einstellen muss.
Heute weiß ich, dass es nicht so ist. Es gibt Menschen, die einen akzeptieren und lieben wie man ist (Offenheit und Ehrlichkeit ist hier sehr wichtig).
Darum schreibe ich diesen Post auch an einem Freitag in der Mittagspause und nicht wie gewohnt Samstags beim Frühstück.
Meine Partnerin besucht mich und wir verbringen das Wochenende zusammen.
Darauf freue ich mich... darauf und auf das Leben, das auch wir Transfrauen haben.
Alles Gute.
Birgit
Natürlich haben wir ein Leben, aber bei vielen beginnt es erst in dem Moment wenn der erste Schritt getan ist. Wenn wir das erste mal über unseren Schatten gesprungen sind, wenn wir zum ersten mal die Zwänge des ersten Lebens abgeschüttelt haben. Das wird um so schwieriger ja länger wir brauchen um uns selber einzugestehen was wir sind. Auch danach kommen immer wieder Tiefpunkte, wir waren halt zu lange in einer Rolle gefangen als das wir das Positive sehen was auf uns zu kommt. Da haben diejenigen natürlich Glück die in einer Partnerschaft sind bei der die Partnerin zu einem hält, oder aber wenn man liebe Freunde hat, die einen unterstützen und bei Bedarf wieder aufbauen.
AntwortenLöschenliebe Grüße
Christine