Montag, 7. Januar 2013

Mein zweiter Trans-Ident Stammtisch

Essen hält Leib und Seele zusammen...
... ein alter Spruch, der auch heute noch Gültigkeit hat und gerade für Trans-Menschen sehr wichtig ist.
Obwohl ich als neues Trans-Mädel noch ganz besonders auf meine Figur achten muss (mein neues Ziel ist schließlich Größe 44) versuche ich doch, regelmäßig zu den Trans-Ident Stammtischen zu gehen.

Gewöhnlich verbringe ich in letzter Zeit meine Feierabende zu hause mit einem neuen Buch und einer Tasse Tee. Früher war ich viel unterwegs und habe auch das eine oder andere Glas Bier zu viel gehoben. Heute merke ich, dass mein Hauptgrund Alkohol zu trinken in meiner bekämpften und verdrängten Transidentität lag und seitdem geht es viel lockerer zu. Alkohol brauche ich nicht mehr.

Nette Menschen zwischen Griechenland und Schniegling
Mein erster Stammtisch in dem kleinen griechischen Restaurant hat mir schon gut gefallen, aber der zweite war noch besser und vor allem länger. Ich hätte wirklich nicht gedacht, dass ich erst kurz nach 23 Uhr den Weg nach Hause finde.

Nach Giros, Souvlaki und etwas Reis war ich ziemlich gesättigt. Ich bin solche Portionen einfach nicht mehr gewohnt. So nach und nach kamen die anderen Trans-Frauen und auch ein Trans-Mann dazu.
Trans-Männer sind gegenüber uns Mädels meistens in der Unterzahl. Aber sie lassen sich nicht unterkriegen - schließlich haben sie so ihre Erfahrungen.

Die Diskussionen gehen quer über Kleidung, Gesetzesthemen, zu alltäglichem und manchmal auch traurigen Geschichten. Trans zu sein ist immer noch sehr schwer in Deutschland.

Ich weiß, dass wir niemand etwas tun, aber das ist nur teilweise richtig. Um wir selbst sein zu können, müssen wir manchmal Eltern, Ehepartnern, Kindern, Nachbarn und Kollegen "etwas tun".
Wir müssen es ihnen sagen und sie müssen es verarbeiten - manchen fällt es leichter und manche kommen wohl nie darüber hinweg. Aber wir haben keine Wahl.

Obwohl ich von meinem Weg überzeugt bin, graut mir vor dem Tag, an dem auch ich meinem Umfeld meine Entscheidung "antun" muss. Ich werde mich nicht dafür entschuldigen, was ich bin - warum auch? aber ich weiß, dass es nicht nur für mich nicht einfach wird.

Sind Trans-Menschen gestört?
Das kann ich mir nun wirklich nicht mehr vorstellen! Vom Bauarbeiter bis zum Lehrer ist wirklich jede Berufsgruppe und jede soziale Schicht vertreten. Trans geht mitten durch unsere Gesellschaft.
Diese Menschen können nicht alle "gestört" sein. Sie zeichnen sich eher durch Toleranz, Verantwortungsgefühl und Offenheit aus. Viele dieser Eigenschaften müssen wir uns hart erarbeiten, weil wir sonst im Alltag nicht zurechtkämen.

Da das mein erstes Blog ist, schreibe ich nicht zu viele Details von diesem Stammtisch.
Alle Teilnehmer(innen) haben schließlich eine Privatsphäre und ich will nicht zu weit gehen.

Langsam
Ich bin immer noch sehr zurückhaltend und höre eher zu, außerdem bin ich immer noch zu dezent gekleidet. Einige meinen bestimmt ich bin unentschlossen, vielleicht halbherzig.
Aber das ist es nicht. Nach so vielen Jahren des Versteckens kann ich einfach nicht so schnell umschalten, aber ganz langsam wird es immer besser.
Ich will an so vielen Treffen wie möglich teilnehmen und bei jedem werde ich etwas lockerer.

Bart ade - erster Akt
Heute habe ich meinen ersten Termin zur Bartentfernung gemacht und bin schon sehr gespannt wie es wird. Ich habe meine Barthaare schon immer gehasst und werde ihnen bestimmt keine Träne nachweinen so oder so.
Einen Erfahrungsbericht gibt es im nächsten Beitrag.

So, mein Tee ist alle. Deshalb bis zum nächsten Mal.

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