Samstag, 19. Januar 2013

Trans-Frau und Kirche

Was Gott wohl von mir denkt?
habe ich mir oft gedacht. Nachts, wenn ich so im Bett liege und den vergangenen Tag nochmals Revue passieren lasse, schweifen meine Gedanken oft ab und ich denke über meinen Glauben nach.
Ich bete jeden Tag zu Gott für mich und meine Familie.

Obwohl ich, wie vielleicht viele selten in die Kirche gehe, bin ich doch gläubig. Daran ist nicht nur die frühkindliche Erziehung in einem katholischen Kindergarten (ich bin eh evangelisch) schuld, sondern auch die Überzeugung meiner Eltern und Großeltern an das Gute zu Glauben und immer wenn möglich Gutes zu tun.

Ein wirklich überragender Religionslehrer (sowohl als Mensch als auch als Lehrer) hat uns immer wieder auf die verschiedenste Weise dazu angeregt über andere Religionen und auch über unsere eigene nachzudenken und uns auch kritisch zu äußern. Auch das hat meinen Glauben sehr gefestigt.

Das habe ich nun fast vierzig Jahre so gehalten, und werde das auch nicht ändern.
In meinem Leben gab es einige Situationen, in denen mir bewusst wurde, dass es sehr wohl einen Gott gibt - aber der Glaube ist etwas sehr persönliches. Ich schreibe diesen Post nur, weil ich mich bei einem TG-Stammtisch darüber unterhalten habe und weil der katholische Papst auch seine Meinung über uns kund getan hat.

Obwohl ich evangelisch bin, war ich bisher immer der Überzeugung, dass der Papst der Katholiken ein kluger, vernünftiger und im Grunde herzensguter Mensch ist, der als Vertreter Gottes auf Erden in seinem Namen Gutes tun will. Das war bei Papst Johannes Paul II. so und bei Benedikt dem XVI nicht anders.

Dabei ist es mir vollkommen egal, aus welchem Land der gewählte Papst kommt.
Allerdings hörte ich aus meinem Bekanntenkreis (in dem einige Freundinnen bei der Kirche beschäftigt sind oder waren), dass Kardinal Ratzinger schon immer ein etwas rückwärts gewandter, eisenharter, konservativer Vorgesetzter war. Das kann nun jeder sehen wie er möchte - gerade über direkte oder indirekte Vorgesetzte gibt es ja immer kontroverse Meinungen.

Ich will hier auch keinesfalls Stimmung gegen den Papst machen, oder ihn irgendwie herabwürdigen.
Schließlich hat der Papst für alle Katholiken eine besondere Bedeutung und der katholische Glaube meiner Mitmenschen, wird von mir genauso toleriert wie ich es mir für mich und meinen eigenen Glauben wünsche.

Warum der Papst überhaupt in diesem Post auftaucht, hat den folgenden Grund: In einer Ansprache fühlte er sich dazu genötigt, das Thema Schwule, Lesben, Bi und Transgender anzusprechen.
Dabei sah er die Kirche auch als Hüter der Gesellschaft (was sie zweifellos unbedingt sein sollte) und lies die eben genannten Minderheiten nicht sehr gut wegkommen. Da wir Gottes Willen wohl nicht entsprechen.

Diese Rede hat mich als gläubige Christin doch in ein ziemlich tiefes Loch gestürzt und ich habe mir lange Gedanken darüber gemacht, wer oder was ich bin und ob ich vielleicht auf den falschen Weg - weg von Gott geraten bin.

Aber je länger ich darüber nachdachte, desto klarer wurde mir - wenn Gott Himmel und Erde und alles Leben geschaffen hat und wenn er allmächtig ist, warum hat er dann mich geschaffen?
Ich war und bin ein Kind der Liebe und nicht des Teufels.
Gott hat auch die Schwulen, Lesben, Bi und Transgender geschaffen - Menschen wie alle anderen.

Ich bin nun der festen Überzeugung, dass Gott mir meinen Weg, meine Entscheidungen und meine Sünden vergeben wird. Auch dafür ist sein Sohn gestorben.

Deshalb ist es nicht hilfreich, wenn sogar der Papst gegen uns Stellung bezieht und damit den Katholiken eine Richtung gegen uns weist. "Liebe Deinen Nächsten" war für alle Menschen gedacht.
Minderheiten und Andersgläubige waren dabei nicht ausgeklammert.

Das alles ist natürlich nur meine persönliche Meinung und meine persönlichen Gedanken und ich will niemand angreifen.
Aber eure Meinung dazu würde mich schon interessieren.
Wie fühlt ihr euch als Transgender vor Gott? oder wie ist eure Meinung von Bio-Männern und Bio-Frauen zu diesem Thema? teilt ihr die Meinung des Papstes?

So, der Kaffee ist alle - und ich verlasse meinen Lieblings-Starbucks am Josephsplatz um noch etwas bei Rossmann zu Shoppen.

Dieser Beitrag wurde übrigens in HD geschrieben (mit meiner neuen Brille auf der Nase).

Viele Grüße aus dem verschneiten Nürnberg.

Eure Birgit

1 Kommentar:

  1. Hallo Birgit, ich bin ganz deiner Meinung, das Gott uns wollte und zwar so, wie wir sind. Eigentlich müsste es so sein, das es gerade in der Kirche keine Menschen geben sollte, die ausgeschlossen werden. Jeder der sich zu Gott und seinen Sohn bekennt, hat so gesehen, etwas flachs ausgedrückt, einen Sitz in der Kirche. Wir Trans sind ja die Sünde in Person und kommen alle ohne Umweg in die Hölle. Ich frage mich bloß, welche Sünde?! Leider denke ich, das Trans in der Gesellschaft nicht anerkannt ist, auch mit Hilfe des Staates, da es Randgruppen geben muss, da sich eine Gesellschaft dadurch identifiziert. Lg. Alex

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