Samstag, 1. Oktober 2016

Erster Gutachtertermin

Gestern hatte ich den ersten meiner beiden Gutachtertermine und ich muss sagen, es war wirklich ein sehr angenehmes und entspanntes Gespräch.

Vorher war ich natürlich ziemlich aufgeregt, aber so einen Termin hat man ja nicht jeden Tag.
Also fuhr ich mit der U-Bahn ins benachbarte Fürth und kam pünktlich an der Praxis an.
Diese befand sich in einem Altbau mit hohen Wänden und schön gestalteten Stuckdecken.
Die ganze Praxis verströmte eine angenehme und ruhige Atmosphäre und ich fand, dass die Zimmer sehr liebevoll und schön gestaltet waren.

Nachdem ich den obligatorischen 4-seitigen Fragebogen ausgefüllt hatte, begann das Gespräch.
Ich hatte die Gutachterin bereits vor einigen Jahren auf einem Vortrag über Transidentität kennengelernt und sie als sehr angenehme und kompetente Person in Erinnerung behalten.
Deshalb war ich auch sehr froh, dass der Richter meinem Gutachtervorschlag folgte und ich bei ihr kurzfristig einen Termin bekam.

Ich gehe hier natürlich nicht auf Details ein, aber Kompetenz bedeutet eben auch unangenehme Fragen zu stellen um ein zutreffendes Gutachten erstellen zu können. Das gehört einfach dazu und es hilft wirklich niemand, hier wichtige Punkte auszuklammern.

Es war ein intensives und interessantes Gespräch, aus dem ich mit einem positiven Gefühl herausging.

Wie stehe ich zu Gutachten?
Ich möchte hier mal kurz meine persönlichen Gedanken zum Verfahren und zu den Gutachten niederschreiben.
Ich persönlich finde, dass dieses gesamte Verfahren in einigen wenigen Punkten vereinfacht werden könnte (ein Gutachten für Vornamensänderung und OP sollte doch reichen), halte es aber nicht für so schlecht, wie es oft dargestellt wird.

Natürlich erscheint es im Kontext der Menschenwürde fragwürdig, sich begutachten lassen zu müssen, zum Psychologen und Psychiater und zu verschiedenen Ärzten geschickt zu werden.
Diesen dann Rede und Antwort zu stehen und sie in einer Art und Weise auch zu überzeugen, dass sie das Richtige tun, wenn sie Betroffene unterstützen.

Aber: Verbesserungspotenziale gibt es in jedem Prozess. Ich finde es für mich nicht sinnvoll, gegen das Verfahren an sich zu kämpfen und nur die negativen Punkte zu betrachten und zu verteufeln, sondern sich darauf einzulassen, die positiven Aspekte in dieser Zeit zu suchen, zu nutzen und sich helfen zu lassen (auch wenn es mir manchmal nicht ganz leicht fällt).

Fast alle an dem Verfahren beteiligten Menschen machten nur ihre Arbeit und wollten mir helfen.
Dafür bin ich wirklich dankbar und ich hoffe, dass es auch in Zukunft ähnlich bleibt.

Deshalb mein Rat aus einem Nürnberger Café:
Denkt positiv und konzentriert eure Energie auf die wichtigen Dinge euerer Transition, versucht stark zu bleiben und Hilfe anzunehmen - lasst euch auf andere Menschen ein.

Liebe Grüße

Birgit

1 Kommentar:

  1. Hallo, schön das alles gut gelaufen ist bei dir. Ich hatte meinen 2. positiven Gutachtertermin am 29.09. bei Dr. Müller. Er hat mich danach noch gefragt, ob ich ihm bei einer Studie über TS unterstütze, was ich natürlich gleich wahrgenommen habe. Leider wird das Ergebnis erst in 2 Jahren ausgewertet.
    Ich stimme auch mit deiner Meinung zu den Gutachten überein. Anfangs hatte ich ja bedenken, warum das alles von einem verlangt wird. Aber nachdem ich es hinter mir habe, finde ich es schon richtig so.

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