Samstag, 5. März 2016

Angst vor dem ersten Outing im Freundeskreis

Weniger als 2 Stunden

Ich sitze gerade wie so oft in einer meiner Lieblings-Starbucks-Filialen, schlürfe einen großen Kaffee und versuche dadurch krampfhaft zur Ruhe zu kommen.
Ich habe nämlich Angst.
Heute Abend will ich mich mit einem Pärchen treffen, mit dem ich bereits jahrzehntelang gut befreundet bin und ihnen sagen, dass ich trans-ident bin.

Gestern habe ich das ganze noch für einen notwendigen Schritt und für eine gute Idee gehalten.
Heute schwanke ich zwischen Angst, Nervosität und Verwirrung.

Was ist, wenn sie einfach aufstehen und gehen? Wenn sie... und wenn sie... usw. usw...
Ich weiß, dass diese Gedanken kompletter Blödsinn sind und es fast unmöglich zu erraten ist, wie sie reagieren werden.

Es ist nur so, dass mir diese Menschen wirklich etwas bedeuten. Wir sind bereits so lange befreundet und haben so einiges miteinander erlebt und durchgestanden.
Deshalb ist es für mich etwas vollkommen anderes, als mich in der SHG, beim Arzt, Friseur oder gegenüber unbekannten Menschen zu outen.
Es ist mein erstes Outing in meinem privaten Umfeld vor meinen Freunden und ich muss das Ganze noch mindestens viermal machen.

Ich denke bereits so lange über meinen Weg nach und bin mir über meine Gefühle klar... aber ich habe trotzdem eine Scheiß-Angst einige meiner besten Freunde zu verlieren. Schließlich sind es nicht mal eine Hand voll.
Ich würde am liebsten weglaufen oder das Ganze abblasen.
Aber das würde weder die Situation noch mich retten.
Ich bin, was ich bin und ich kann einfach nicht anders.

Eine kluge Transfrau hat uns in der SHG mit einem unergründlichen Lächeln verkündet: "Egal wie ihr es macht, machen müsst ihr es sowieso."

Ich weiß ja auch nicht, warum ich mich wie eine dusselige Kuh anstelle und hier mit zitternden Fingern auf meinem iPad herumtippe. Schliesslich spreche ich nur aus, was ich seit Jahren bin und will dabei offen und ehrlich zu meinen Freunden sein. Aber was ist, wenn es schiefgeht?

Egal, irgendwie wird es schon werden und ich werde es irgendwie durchstehen und überleben.
Wenn alles gutgehen sollte, freue ich mich über zwei noch bessere Freunde und sie freuen sich vielleicht über eine neue Freundin, die sich nicht immer verstecken und Theater spielen muss.

Den nächsten Post schreibe ich vielleicht mit einer Träne auf der Wange, oder mit einem Lächeln im Gesicht - wer kann das schon wissen?

Drückt mir die Daumen, Ja?

Birgit

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