Haare können ja etwas Furchtbares sein...
Gerade für uns Transfrauen sind Haare ja oft nicht gerade der Quell der Freude.
Die dummen kleinen Dinger wachsen bei uns am liebsten an den Stellen, wo sie bei Frauen nun beim besten Willen nicht hingehören. Wie um das Auszugleichen glänzen sie an anderen Stellen durch hartnäckige Abstinenz.
Deshalb gehören bei uns seltsamerweise Haarentfernung und Haarpflege eng zusammen. Es ist geradezu schizophren.
Als ich im Januar damit begonnen habe, meine Barthaare durch IPL entfernen zu lassen, war mir meine Frisur zunächst weniger wichtig. Seit der Armee hatte ich immer rappelkurze Haare - hab es zwar nicht gemocht, war es aber so gewöhnt.
Irgendwann im April kam ich dann auf die Idee, mir die Haare einfach mal wachsen zu lassen nur um mal zu sehen, wie ich mit längeren Haaren aussehe.
Es ist wirklich unvorstellbar, wie kompliziert es für einen Mann in unserer Gesellschaft ist, seine eigenen Haare wachsen zu lassen! Anfangs von Freunden und Bekannten als "Langhaariger Bombenleger" tituliert zu werden geht ja noch irgendwie.
Danach kamen die Kolleginnen und fragten tatsächlich, wann ich mal wieder zum Friseur gehe.
Schließlich fing dann auch meine Familie damit an, sich um "meine" Frisur zu kümmern.
Es scheint nicht zu genügen, wenn man als erwachsener Mensch sagt, dass man gerne seine eigenen Haare wachsen lassen möchte. Also habe ich sie alle monatelang hartnäckig ignoriert.
Da das Testosteron auch bei meinen Haaren deutliche Spuren hinterlassen hat. Hatte ich nicht sonderlich viel Hoffnung um eine Perücke herumzukommen. Aber ich wollte es zuerst mit Koffein-Shampoo einer Volumen-Haarkur und Tabletten versuchen.
Nach über einem halben Jahr sind meine Haare nun deutlich länger und auch etwas dichter geworden und ich sehe auch gar nicht mehr so seltsam aus wie zu Beginn meiner kleinen "Rebellion".
Das geht sogar soweit, dass mich einige Leute auf der Straße gar nicht mehr erkennen.
Mein direktes Umfeld scheint sich nun auch damit abgefunden oder daran gewöhnt zu haben, dass es mich nun nur noch so gibt.
Endlich alles gut? nicht unbedingt! Denn mit längeren Haaren ähnelt man ohne richtigen Schnitt schnell mal einem Wischmopp. Davon bin ich nun nicht mehr weit entfernt.
Jetzt bekomme ich also eines meiner ersten richtigen Frauenprobleme - meine Frisur passt nicht.
Dazu bekomme ich aber gleich noch ein weiteres Problem mit Frei-Haus geliefert - ich bin eine Transfrau - meine Frisur passt nicht und ich brauche einen Friseur.
Nun werben Friseure (leider) äußerst selten (zumindest bei mir in Bayern) damit trans-freundlich zu sein und uns zu beraten. Genau das brauchen wir aber, weil unsere Eltern einen klein wenig anderen Erziehungsansatz hatten.
Da gibt es nun so viele Friseure - fast an jeder Ecke - viele verdienen wenig und fast keiner kommt auf die Idee uns Mädels etwas auf die Sprünge zu helfen und dafür unser Geld (und was noch wichtiger ist unseren Dank) zu bekommen.
Fast - weil einer tut es doch. Auf einem der letzten Gruppentreffs von Trans-Ident Ansbach (bei dem ich leider nicht dabei sein konnte) stellte Frau Scheuerecker von maXcut ihr Geschäft vor. Juhu!
Ein Termin dort steht auf meiner "Gute-Vorsätze-Liste 2014" ganz weit oben. Ganz in der Nähe von Hausarzt und Psychologen. Aber ich brauche immer ein wenig Zeit um Nachzudenken, mich zu beruhigen und Mut zu fassen. Wenn ich es dann aber angehe, bin ich konsequent.
Ich komme also doch noch zu meinem Rot-Ton und werde meinen Wischmopp besiegen.
LG
Birgit
Schöner Artikel :)
AntwortenLöschenEs grüßt dich herzlich
Sarah
(betweentwolifes.wordpress.com)