Samstag, 19. November 2016

Update: Gutachten für die Vornamens-, und Personenstandsänderung

Herbst und Winter haben Nürnberg fest im Griff, es regnet wie aus Kübeln und mein Lieblingscafé ist vollkommen überfüllt.
Darum hab ich mir einen Platz in einem der ältesten Bistros Nürnbergs gesucht und schreibe jetzt ein wenig über meine letzten Wochen, die ganz im Zeichen der VA/PÄ standen.

Erstes Gutachten
Nach meinem Termin Ende September hatte ich nach ungefähr sechs Wochen Post vom Amtsgericht mit einer Abschrift des ersten Gutachtens im Briefkasten. Obwohl ich an diesem Abend von der Arbeit (oder den Hormonen?) ziemlich müde war, musste ich das Kuvert unbedingt öffnen um das Gutachten zu lesen.
Glücklicherweise war es positiv und die VA/PÄ wird ausdrücklich befürwortet. Es ist schon ein wenig seltsam ein "Gutachten" über sich selbst und seine komplette Lebensgeschichte zu lesen.
In diesen "Genuss" kommen wohl nur wenige Menschen und auch wenn es positiv ausgefallen und nun mal notwendig ist, finde ich dennoch, dass so etwas ein klitzekleinwenig die Menschenwürde verletzt.

Zweites Gutachten
Als zweiter Gutachter wurde ein Nürnberger Gutachter mit viel Berufserfahrung bestellt.

Während ich bei der ersten Gutachterin Ausweis und Trans-Lebenslauf benötigte, wollte dieser lieber Arztbriefe des Psychologen. So verlief das Gespräch auch etwas anders, weil ich frei weg erzählen konnte und keine Fragen aus dem Lebenslauf gestellt werden konnten. Am Ende des Termins vereinbarten wir noch einen Folgetermin (ich habe mir sagen lassen, dass bis zu fünf ganz normal sind) und beendeten das angenehme Gespräch.

Einige Wochen später folgte dann der zweite Termin und dieses Gespräch verlief ähnlich wie das erste.
Am Ende folgte noch ein Fragebogen und wir verabschiedeten uns ohne einen dritten Termin zu vereinbaren.
Nun hoffe ich natürlich, das dies ein gutes Zeichen ist und warte auf meine zweite Abschrift vom Amtsgericht.

Im Grunde verlaufen die Gespräche ja immer sehr ähnlich und ich finde, dass man irgendwann aufpassen muss, dass ganze nicht herunterzuleiern, etwas wichtiges zu vergessen und es auf die leichte Schulter zu nehmen. Dafür ist die Angelegenheit zu ernst und zu wichtig.
Nur fällt nach vielen Gesprächen die Nervosität, die Anspannung (und leider auch die Konzentration) weg und man wird lockerer. Das ist ja ganz gut, aber es sollte nicht zu locker werden.

Die Gespräche an sich sind nicht schlimm und Ängste sind unbegründet.
Schließlich tauchen wir ja nicht einfach so bei einem Gutachter auf, sondern haben schon viele ähnliche Gespräche mit unseren Begleitern hinter uns, bis wir die VA/PÄ beantragen können.
Es geht darum authentisch zu sein und das dürfte wohl keinem transidenten Menschen schwerfallen - es ergibt sich sozusagen von selbst.

Es ist schon ein merkwürdiges Gefühl, zu wissen, dass bald das nächste Mosaiksteinchen an seinen Platz fällt. Eben noch so weit weg und dann direkt vor der Haustür bzw. Im Briefkasten.

Was als nächstes kommt
Die letzte Stunde des zweiten Logopädie-Rezepts rückt näher und ich nehme sie nach Absprache mit der Logopädin nach einigen Wochen Pause um alles nochmal zu üben, zu verinnerlichen, Fragen aufkommen zu lassen um wichtige Dinge nochmals anzusprechen.

Trotz vieler IPL-Sitzungen brauche ich für ein paar Stellen im Gesicht trotzdem eine Nadelepilation, weil die Barthaare einfach nicht weichen wollen. Hier einen Termin zu bekommen, ist bislang das Schwierigste an meiner ganzen Transition.

Aber als nächstes kommt jetzt zuerst mein Mittagessen, weil mein zweiter Milchkaffee mittlerweile leer ist und es damit auch Zeit ist, diesen Post zu beenden.

Grüße aus dem Nürnberger Sumpfgebiet und bis bald.

Birgit

1 Kommentar:

  1. Ich gratuliere dir, das du es geschafft hast. Ich bin mittlerweile auch schon soweit. Am Montag schicke ich dem Amtsgericht eine Verzichtserklärung auf Rechtsmittel und hoffe nach 8 Monaten endlich den Beschluß bald in den Händen zu halten. Wie schnell ich dann eine neue Geburtsurkunde ausgestellt bekomme, wird sich ziegen.

    LG Andrea

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