Donnerstag, 8. September 2016

Schritte...

In den letzten Wochen musste ich größtenteils unfreiwillig eine kurze Rast auf meinem Weg einlegen.
Denn auch Ärzte brauchen mal Urlaub und dann verschieben sich einige Dinge eben nach hinten.
Trotzdem kann ich mich nicht beklagen und war auch nicht vollkommen zur Untätigkeit verdammt, weil Logopädie und Alltagstest ja unvermindert weiterlaufen.

Erkenntnisse und Erfolge
Für mich ist es nach über dreißig Jahren Leidensweg nicht so ganz einfach meine neuen Freiheiten zu genießen. Mir schießt da das Bild eines Kettenhundes durch den Kopf, der nach sehr langer Zeit seine Kette loswird und den Zwinger verlassen darf.

"... nun werd' doch mal locker!"
Zum Glück habe ich einige liebe Freundinnen, die mich auf meinem Weg unterstützen.
Dabei haben wir es nicht leicht. Ich bin oft noch verkrampft und ängstlich, weil viele Erlebnisse und Gefühle für mich einfach neu sind und mich regelrecht überfluten. Dann würde ich am liebsten für einen Augenblick die Zeit anhalten, um zu analysieren, zu bewerten und nachzudenken.

Das geht natürlich nicht und so prasseln die ganzen Eindrücke und Informationen wie ein Hagelschauer auf mich nieder und Einzelheiten fallen mir erst Tage später auf bzw. ein.
Es gibt soviel zu lernen, zu begreifen und zu verarbeiten und ich genieße es trotz des hohen Tempos.

Mittlerweile fühle ich, wie ich mich in klitzekleinen Schritten entspanne und langsam öffne. Das ist etwas vollkommen neues für mich und es fühlt sich wunderbar an.
Das hat nichts mit Kleidern, Schuhen und Pronomen zu tun, sondern mit meinem Wesen.
Ich kann mich langsam auf Menschen und Dinge einlassen - ein großer Erfolg für mich.

Anhörung
Diese Woche hatte ich auch meine Anhörung vor dem Nürnberger Amtsgericht und ich war schon Tage vorher furchtbar aufgeregt, weil ich bisher nie ein Gericht von Innen erlebt habe.
Der Richter war aber sehr nett und lobte meine eingereichten Unterlagen.
Nachdem er den Verfahrenswert festgesetzt hatte, bestimmte er noch zwei Gutachter aus meiner näheren Umgebung, so dass ich nicht weit zu fahren brauche.
Nach ca. dreissig Minuten verließ ich dann auch sichtlich entspannter das Gerichtsgebäude und hatte wieder einen Schritt auf meinem Weg getan.

Termine
In den nächsten Wochen folgt ein Termin dem anderen, so dass ich auch wieder mehr zu berichten haben werde.
Bis dahin genieße ich die Zeit mit einem fatalen Abendessen und freue mich schon auf das diesjährige Burggrabenfest, welches ich ganz bestimmt nicht versäumen werde.

Alles wird gut - entspannt euch...

Liebe Grüße

Birgit


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