Dienstag, 28. Juni 2016

Eine neue Tasche und neue Erfahrungen

Öfter mal was Neues...
Ich kaufe ja bekanntlich gerne ein. Am liebsten "in der Stadt".
Ich liebe es durch die Altstadt zu schlendern, in die Schaufenster zu gucken und nach erfolgreicher Shopping-Tour irgendwo einzukehren und einen Kaffee zu trinken oder eine Kleinigkeit zu essen.

Das kann Online-Shopping leider nicht bieten.
Leider ist es aber manchmal so, dass ich das Objekt meiner Begierde einfach nicht finden kann.
Schuhe, Schmuck und Taschen haben es mir ja besonders angetan.
Aber: Ich muss das Teil sehen und lieben - wenn dann auch noch der Preis passt, dann kaufe ich es (ich hasse es übrigens nach dem Preis zu fragen, weil kein Preisschild dran ist).

Weil in meiner Transition jetzt neben dem psychischen Teil auch langsam der physische beginnt, brauche ich auch langsam neben neuen Outfits auch einige Accessoires. Beim Trip von Arzt, Logopädin über Kosmetikern zum Friseur brauche ich eine neue, geräumige Tasche, in der auch mal einige (wichtige) Unterlagen knitterfrei transportiert werden können.

Vor einiger Zeit habe ich mir eine faltbare Tote-Bag gekauft. Sie ist praktisch, aber auch labberig. Von der Form war ich aber überzeugt. Deshalb wollte ich etwas ähnliches in einer besseren Qualität und in einem besseren Material (Leder).

Aber leider hat mich auf meiner langen Tour durch die Innenstadt keine Tasche "angelacht".
Also ab zu Amazon. Nach kurzer Zeit hatte ich meine neue Tasche gefunden, obwohl ich danach noch mindestens zweihundert andere angesehen habe, blieb ich doch bei dem Modell.

Outing hat Vorteile...
Weil ich im Büro schon geoutet bin, kann ich jetzt auch über meine Handtaschen-Probleme sprechen.
Zum Glück konnten meine drei Kolleginnen und ich das Problem der Farbwahl gemeinsam im Team lösen und die drei waren sich einig, dass Schwarz einfach am edelsten aussieht.
Vorher gaben sie mir natürlich noch Tipps, ob die Tasche auch alltagstauglich ist. Ist doch toll, wenn einem geholfen wird, falls einem noch die Erfahrung fehlt.

Da ist nun mein schwarzer Damen-Shopper, den ich auch als Schultertasche tragen kann.

Outing dauert...
Wenn ich dieses Starbucks (nicht mein Lieblings-Starbucks) verlasse, folgt eines meiner letzten Outings im privaten Umfeld. Den Freund und Kollegen kenne ich nun seit 25 Jahren und ich bin dementsprechend aufgeregt. Egal wie oft, aber bei den Menschen, die einem sehr wichtig sind ist es immer wieder ein schwieriger Moment. Hoffentlich geht alles gut.

Outing ist spannend...
...weil ich mich nicht mehr verstecken muss und es für mich und für meine Freunde ein komplett neues Erlebnis ist miteinander zu sprechen und wegzugehen. Richtig leben in der neuen Rolle kann man in der Wohnung oder beim einem Abend bei einer Selbsthilfegruppe nicht erleben.
Die Interaktion mit Menschen und das Einfinden in einem sozialen Gefüge sind komplett neu. Zum Glück habe ich gute Freunde und wir durchleben diesen Prozess gemeinsam, finden und erfinden uns neu.

Gesundheitsmarkt
Der Verein Trans-Ident e.V war am letzten Samstag mit einem Stand am Gesundheitsmarkt in Nürnberg vertreten. Eine gute Freundin hat die Gelegenheit genutzt, neue Menschen kennenzulernen und Fragen zu stellen. Für sie war es eine neue Erfahrung und sie war sehr angetan.
Das Glücksrad mit den vielen Fragen zur Transidentität hat mir sehr gut gefallen - eine gute Idee!

Die Stimme...
... kann der Feind einer Transfrau sein. Damit sie das nicht bleibt, habe ich Logopädie verschrieben bekommen. Morgen habe ich meinen ersten Termin und ich bin schon sehr gespannt, ob sich aus meiner Männerstimme etwas machen lässt. Über meine Erfahrungen blogge ich natürlich.

Danke
Manche Dinge müssen einfach mal raus.
In den letzten Monaten habe ich soviel Verständnis und Hilfe von so vielen Menschen erhalten, dass ich mich auch hier mal einfach dafür bedanken möchte.
Danke, dass es euch gibt.

Birgit

Dienstag, 14. Juni 2016

Urlaub

Der Grund, warum ich in letzter Zeit nicht gebloggt habe, ist sehr einfach: Ich hatte Urlaub und war im Ausland auf einer Rundreise.
Weil ich die Vornamens-, und Personenstandsänderung ja noch vor mir habe, war ich noch als MR und noch nicht als MRS mit meiner Reisegruppe unterwegs.
Das war auch wirklich der einzige negative Aspekt dieser Urlaubsreise - sonst war sie wirklich sehr interessant und voller schöner Momente.
Besonders im Gedächtnis geblieben ist mir natürlich die Besichtigung eines Frauenklosters, bei der ich eine Nonne erst nach mehrminütiger Diskussion davon überzeugen konnte, die Besichtigung ohne den für Frauen obligatorischen Rock zu machen, weil ich mich vor der Gruppe nicht zwangsouten wollte.
Den Rock hätte ich wirklich gerne angezogen - bei der nächsten derartigen Besichtigung mit Freuden.

Nach dem Urlaub warten nun auch viele Termine auf mich, welche ich absichtlich auf die kommenden Wochen verschoben habe.
Da gibt es noch so viel zu regeln und zu tun, dass ich nun fast ein wenig den Überblick verliere. Mir kommt die Transition manchmal wie eine alte Dampflok vor - anfangs träge und schwerfällig, nimmt sie langsam immer mehr Fahrt auf. Das Tempo kann ich ein wenig mitbestimmen.

Endokrinologe, Logopäde und Hautarzt sind meine nächsten Stationen. Bei jeder Station braucht es einen Termin und ggf. Vorbereitung und Unterlagen.

Angst habe ich eigentlich nur vor der Nadelepilation, auch nach mittlerweile 38 IPL-Sitzungen (die auch nicht angenehm sind) denke ich, dass diese Art der Epilation sehr schmerzhaft ist. Aber ich komme nicht darum herum.

Nebenbei steht ja auch noch das Outing vor dem Chef und der Belegschaft an.
Einige Kollegen und Kolleginnen wissen ja schon Bescheid, aber der Großteil weiß leider noch nichts.
Mit mehr als hundert Personen lässt sich eben nur recht schwer ein persönliches Gespräch führen.
Aber zumindest ist das Outing bei Freunden und Bekannten fast abgeschlossen.

Vor mir liegen also noch ein paar stressige, anstrengende aber auch interessante Wochen.
Vielleicht begleitet ihr mich ja ein Stück hier in meinem Blog und drückt mir ab und zu die Daumen?

Bis bald.

Birgit