Samstag, 27. April 2013

Alltag - nicht immer schön, aber alles wird gut.

Manchmal...
... habe ich einfach zu wenig Zeit, oder vielleicht auch zu viel um die Ohren, um Nachzudenken, meine Gedanken zu sammeln und hier etwas sinnvolles zu schreiben.
Deshalb gab es leider in den letzten Wochen keinen Post und weil ich ab nächster Woche viel unterwegs bin, wird es wohl auch bis zum nächsten noch ein wenig dauern.

Hindernisse
Da mich momentan so etwas wie eine Dauer-Erkältung plagt, versuche ich meine Arbeit und die täglich anfallenden Pflichten zu erfüllen, dann geht's meistens ab ins Bett und Ausruhen.
Hoffentlich wird es bald wärmer und mein gesundheitlicher Zustand bessert sich.
Auch die anstehenden Reisen verhindern Termine für IPL, Hausarzt oder Psychologen, so dass ich wieder warten muss - das frustriert.

Wirrnisse
Nach längerer Zeit war ich mal wieder geschäftlich quer durch Deutschland unterwegs.
Früher hat mir das immer unheimlich Spaß gemacht, aber seit ich mir selbst eingestanden habe, dass ich "Trans" bin, empfinde ich das jetzt teilweise als eine lästige Pflicht.

Warum ist das so? Während ich im normalen Alltag in dezenter Frauenkleidung unterwegs bin, meine Haare wachsen lasse und meine Nägel nun auch schon eine ordentliche Länge haben, muss ich mich auf diesen Reisen in einen Vollblut-Mann zurückstutzen.
Hemden, Anzug, kein Schmuck nur eine Männeruhr, Krawatte - das ganze Programm.

Mich verwirrt nun dabei, dass ich mich noch vor einigen Monaten in Frauenkleidung wie ein verkleideter Mann gefühlt habe. Wenn ich nun verreise, komme ich mir in den Männersachen jetzt wie eine als Mann verkleidete Frau vor. Das bringt mich durcheinander und ärgert mich auch.

Pläne
Sobald ich das Gröbste hinter mir habe, und wieder etwas Ruhe in meinen Alltag eingekehrt ist, will ich unbedingt wieder zu Gruppentreffs, Stammtischen und zur IPL (da hab ich ja Dank Petra zum Glück schon einen Termin). Dann steht mein Hausarzt auf dem Programm.
In Vorbereitung auf den ersten Besuch beim Psychologen fange ich auch langsam mit meinem TS-Lebenslauf an, aber dazu gibt es wohl mal ein separates Posting.

Frisur und Haare
Das ist wirklich ein Reizthema für mich. Ich hege und pflege und sie wachsen auch - langsam zwar, aber stetig. Nun hat man als "Mann" leider anscheinend leider nicht die Freiheit, seine Haare länger zu tragen.

Sobald sie nicht mehr rappelkurz sind, fragen einen Freunde, Bekannte und Kollegen, ob man nicht mal wieder zum Friseur gehen möchte und man wird als "langhaariger Bombenleger" tituliert.
Männer färben ja auch ihre Haare nicht, wie uns die Werbung erklärt - sie "tunen".

Als ich mir vor einigen Tagen zum ersten Mal im Leben die Haare "getunt" habe, beschlich mich das Gefühl, wohl langsam alt zu werden. Nachdem ich aber etwas darüber nachgedacht hatte, fiel mir ein, dass sich Frauen schon als Twens oder vorher die Haare färben und schon fühlte ich mich wieder jung.

Wobei ich sagen muss, dass dieses "Tuning" so zart ausfällt, dass ich es am liebsten mal mit einem Färbemittel für Frauen in meinem Naturton probieren möchte.
Aber da ich das noch nie gemacht habe, hab ich Sorge, dass ich danach irgendwie verfärbt, Orange oder sonst wie aussehe, dass kann ich noch nicht gebrauchen.

Aber jetzt geht's erst mal weiter im Reisestress - und danach wird alles gut...

PS:
Obwohl ich in letzter Zeit wenig geschrieben habe, steigen meine Besucherzahlen von Tag zu Tag. Das freut mich natürlich. Ich hab sogar schon einen Kommentar bekommen (von Nina) - auch darüber hab ich mich gefreut.


Samstag, 6. April 2013

Transfrau - habe ich ein Leben?

Finsteres Loch
Seit nunmehr fast zwei Wochen bin ich ziemlich erkältet. Die blöde Erkältung schränkt meine alltäglichen Tätigkeiten genauso ein wie meine Planung für meine weitere Entwicklung.
Trotzdem war ich bisher größtenteils optimistisch und hatte normale bis gute Laune.

Gestern habe ich in einem Forum allerdings einen Beitrag gelesen, der meine ganze über die vergangenen Monate mühsam gesammelte Einstellung mächtig durcheinander gewirbelt hat.
Es war nur einige Wörter - ein paar wenige Zeilen, aber sie waren genau so brisant wie Sprengstoff.

Heute wollte ich eigentlich zum Trans-Ident-Stammtisch, darauf hatte ich mich schon die ganze Woche gefreut, aber die Erkältung hat mir wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Deshalb sitze ich ja auch an einem Samstag Abend bei einer Tasse Tee vor meinem Notebook und schreibe meine Gedanken in diesem Blog nieder.

Seit ich Ende letzten Jahres über mich nachgedacht habe, bin ich psychisch nicht mehr in ein finsteres Loch gefallen. Aber heute war ich wirklich nah dran.

Existenz
Ich war ja bisher weder beim Hausarzt noch beim Psychologen. Deshalb gibt es ja auch noch keine ärztliche Diagnose und demzufolge auch keine Hormone.

Um aber trotz meiner Erkältung wenigstens ein kleines bisschen voran zu kommen, habe ich mir Gedanken über meinen TS-Lebenslauf gemacht. Irgendwann brauche ich den ohnehin und ob ich jetzt oder später über mein früheres Leben schreibe ist wohl egal.

Bevor man einen Lebenslauf schreibt, macht man sich natürlich zuerst Gedanken.
Dabei ist mir aufgefallen, dass wenn ich mein Leben unter dem Trans-Gesichtspunkt betrachte, viele kleine Mosaiksteinchen zuerst auftauchen, dann an die richtige Stelle rücken und dann seltsamerweise fugendicht zusammenpassen.

Transsexuell bin ich wohl schon lange, dass war keine neue Erkenntnis - neu war allerdings, dass ich dachte, ich hätte nur mein gesamtes Umfeld getäuscht und daher gibt es niemand, aber auch wirklich niemand der mich kennt.
Aber wegen meiner Erziehung und Sozialisierung habe ich auch mich selbst jahrelang getäuscht.
So dass ich heute nicht mehr weiß, wer ich eigentlich bin. Sehr viele wichtige Entscheidungen meines Lebens habe ich nur getroffen, weil ich einfach nicht ich selbst sein durfte oder wollte.

Das hat dazu geführt, dass ich nun zwar existiere, arbeite und brav meine Steuern zahle - aber kein Leben habe.
Als Mann hatte ich wirklich fast alle Möglichkeiten, Frau, Liebe, Geld, Haus - alles hätte ich haben können - als Mann. Aber ich kann dieses Leben nicht führen. Ich ließ mich nie festlegen, weil sich einfach alles falsch anfühlte - seltsam unpassend.

"Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung." Diese Weisheit ist so einfach - wird so oft wiederholt, dass es langsam ziemlich abgedroschen klingt. Aber es stimmt!
Seit ich dabei bin mich selbst zu erkennen, entdecke ich logische, aber auch unschöne Dinge - trotzdem fühle ich, dass ich nicht anders kann.

Fazit
Das alles ist nicht schön - und ich mache das beileibe nicht zum Spaß.
Deshalb möchte ich alle Menschen die nicht "Trans" sind um Toleranz und Verständnis bitten.
"Seid froh, dass ihr diesen Weg nicht gehen müsst - wir haben es bereits schwer genug."

Heute mal ein nachdenklicher, grauer Post - aber alles wird gut.