Samstag, 6. April 2013

Transfrau - habe ich ein Leben?

Finsteres Loch
Seit nunmehr fast zwei Wochen bin ich ziemlich erkältet. Die blöde Erkältung schränkt meine alltäglichen Tätigkeiten genauso ein wie meine Planung für meine weitere Entwicklung.
Trotzdem war ich bisher größtenteils optimistisch und hatte normale bis gute Laune.

Gestern habe ich in einem Forum allerdings einen Beitrag gelesen, der meine ganze über die vergangenen Monate mühsam gesammelte Einstellung mächtig durcheinander gewirbelt hat.
Es war nur einige Wörter - ein paar wenige Zeilen, aber sie waren genau so brisant wie Sprengstoff.

Heute wollte ich eigentlich zum Trans-Ident-Stammtisch, darauf hatte ich mich schon die ganze Woche gefreut, aber die Erkältung hat mir wieder einen Strich durch die Rechnung gemacht.
Deshalb sitze ich ja auch an einem Samstag Abend bei einer Tasse Tee vor meinem Notebook und schreibe meine Gedanken in diesem Blog nieder.

Seit ich Ende letzten Jahres über mich nachgedacht habe, bin ich psychisch nicht mehr in ein finsteres Loch gefallen. Aber heute war ich wirklich nah dran.

Existenz
Ich war ja bisher weder beim Hausarzt noch beim Psychologen. Deshalb gibt es ja auch noch keine ärztliche Diagnose und demzufolge auch keine Hormone.

Um aber trotz meiner Erkältung wenigstens ein kleines bisschen voran zu kommen, habe ich mir Gedanken über meinen TS-Lebenslauf gemacht. Irgendwann brauche ich den ohnehin und ob ich jetzt oder später über mein früheres Leben schreibe ist wohl egal.

Bevor man einen Lebenslauf schreibt, macht man sich natürlich zuerst Gedanken.
Dabei ist mir aufgefallen, dass wenn ich mein Leben unter dem Trans-Gesichtspunkt betrachte, viele kleine Mosaiksteinchen zuerst auftauchen, dann an die richtige Stelle rücken und dann seltsamerweise fugendicht zusammenpassen.

Transsexuell bin ich wohl schon lange, dass war keine neue Erkenntnis - neu war allerdings, dass ich dachte, ich hätte nur mein gesamtes Umfeld getäuscht und daher gibt es niemand, aber auch wirklich niemand der mich kennt.
Aber wegen meiner Erziehung und Sozialisierung habe ich auch mich selbst jahrelang getäuscht.
So dass ich heute nicht mehr weiß, wer ich eigentlich bin. Sehr viele wichtige Entscheidungen meines Lebens habe ich nur getroffen, weil ich einfach nicht ich selbst sein durfte oder wollte.

Das hat dazu geführt, dass ich nun zwar existiere, arbeite und brav meine Steuern zahle - aber kein Leben habe.
Als Mann hatte ich wirklich fast alle Möglichkeiten, Frau, Liebe, Geld, Haus - alles hätte ich haben können - als Mann. Aber ich kann dieses Leben nicht führen. Ich ließ mich nie festlegen, weil sich einfach alles falsch anfühlte - seltsam unpassend.

"Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung." Diese Weisheit ist so einfach - wird so oft wiederholt, dass es langsam ziemlich abgedroschen klingt. Aber es stimmt!
Seit ich dabei bin mich selbst zu erkennen, entdecke ich logische, aber auch unschöne Dinge - trotzdem fühle ich, dass ich nicht anders kann.

Fazit
Das alles ist nicht schön - und ich mache das beileibe nicht zum Spaß.
Deshalb möchte ich alle Menschen die nicht "Trans" sind um Toleranz und Verständnis bitten.
"Seid froh, dass ihr diesen Weg nicht gehen müsst - wir haben es bereits schwer genug."

Heute mal ein nachdenklicher, grauer Post - aber alles wird gut.

1 Kommentar:

  1. In vielem von dem was du hier schreibst erkenne ich mich wieder. Das Einzige was dir hilft ist mutig voran zu gehen, alles Andere frustriert. Sei mutig und du wirst belohnt werden. Mir geht es nach nun 6 1/2 Monaten besser denn je.

    lg Nina <3

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