Dienstag, 30. Oktober 2012

Haare... eine schwierige Sache

Der heutige Tag war für mich wieder sehr ernüchternd und hat mich ziemlich niedergedrückt.
Eigentlich hatte dieser Tag ja auch schon schlecht begonnen. Das Wetter war eher mies, im Büro herrschte Hektik und nach dem Büro gab es wegen Wartungsarbeiten Probleme mit der U-Bahn.

Voller Zuversicht hatte ich nämlich einen Beratungstermin in einer Praxis für Haarentfernung ausgemacht. Weil ich endlich die hässlichen Haare auf meinen Händen und Armen loswerden wollte.
Die hab ich nämlich schon immer gehasst und ich dachte, die Stelle wäre ein guter Einstieg.

Nach einer kurzen Begutachtung, kam die nette Dame aber leider zu einem niederschmetternden Ergebnis: Weil viele Haare zu hell sind bzw. zu wenig Melanin enthalten, kam sie zu dem Schluß, dass eine Behandlung erfolglos sei, weil der Laser zu wenige erwischen würde.

Das machte mich im ersten Moment ziemlich fertig. Ich werde also diese hässlichen Dinger niemals wirklich los werden. Ich kann mir gerade gar nicht vorstellen, wie ich mit dieser Diagnose zurechtkommen soll - vielleicht helfen ja Hormone - oder ich Frage das nächste Mal in der Selbsthilfegruppe nach den Erfahrungen der Anderen.

Ich hasse diese affige Körperbehaarung - es ist einfach eine innere Qual, wenn ich mich im Spiegel betrachte. Fast wie ein Neandertaler - die Infos der Praxis hörten sich so vielversprechend an und nun das.

Um mich wieder etwas zu beruhigen, gab es nur zwei Möglichkeiten: Milchkaffee oder Shoppen.
Da es bereits nach 18 Uhr war, war es zu spät für einen Kaffee... also Shoppen.
Nach einem schicken Gürtel und einem Halstuch in den aktuellen Herbstfarben hatte ich mich soweit beruhigt, dass ich mit (der immer noch nicht funktionierenden) U-Bahn heimfahren konnte.

Die Haare sind sowieso immer irgendwie ein Problem. Da wo sie wachsen wollen will ich sie nicht und dort wo sie wachsen sollen wollen die blöden Dinger nicht.

Aber dazu ein andermal mehr - jetzt muss ich meine Einkäufe auspacken und anprobieren.

Montag, 29. Oktober 2012

Kalter Winter - warme Stiefel

Seit ein paar Tagen hält langsam der Winter Einzug in Mittelfranken.
Da das ja auch für mich der erste Winter ist, lerne ich jeden Tag etwas Neues dazu.

Jetzt kann ich auch alle anderen Mädels verstehen, die bei diesen Temperaturen vor Kälte schlottern.
Ohne dieses ungeliebte Männerfell wird es gerade an meinen frisch epilierten Beinen empfindlich kalt.
Da greift Frau fast freiwillig zur Strumpfhose und zu warmen Stiefeln.
Vernünftige Klamotten gibt es meistens auch nur mit einem großzügigen Halsausschnitt, so dass Schals und das zum Outfit passende Tuch nicht nur nette Accessoires, sondern nahezu überlebenswichtig sind.

Auch wenn einige (Männer) jetzt vielleicht nur wenig Verständnis aufbringen können - für mich fühlt sich momentan sogar das Frieren wunderbar, so irgendwie richtig an.
Lieber friere ich in dem Gewissen, endlich als ich selbst zu sein, als mich weiter zu verkleiden und weiter mein Rollenspiel zu spielen.

Ich bin ja erst kurz auf dieser Reise, und ich kann euch sagen, dass es Anfangs dank der wunderbaren männlichen Erziehung unheimlich schwierig ist, Frisur, Farben, Kleidung, Accessoires, Schmuck, Kosmetik und die vielen anderen kleinen Dinge auf die Reihe zu bekommen.

Die ersten Male vor dem Kosmetikregal sind wirklich eine Qual. Man(n) kommt sich wirklich dauernd beobachtet vor, so dass es fast unmöglich ist, die Sachen in Ruhe anzusehen, dazu mit den ganzen neuen Begriffen zurecht zu kommen, und dann auch noch etwas passendes auszuwählen.
Foundation, Conceiler, Base Coat, Top Coat - das sind nur einige Begriffe, die dir als Transmädel um die Ohren gehauen werden.
Beraten lässt Du dich natürlich nicht! Um Himmels Willen...
Aber nach ein paar Einkäufen werde ich so langsam ruhiger und dank YouTube und einigen hilfreichen Internetseiten entwirrt sich der Kosmetikdschungel so langsam.

Bekleidung ist auch so ein Thema.
In meinem männlichen Dasein, hatte ich einige T-Shirts, Pullover, Jeans, Hemden, Jacketts und einige Anzüge, die ich wunderbar miteinander kombinieren konnte, obwohl ich jeden Augenblick in dieser Kleidung gehasst habe (und immer noch hasse).
Männerkleidung ist im Vergleich mit Frauenkleidung unglaublich eintönig und langweilig.
Da macht das Shoppen wirklich keinen Spaß.

Als Frau hast Du das Land der unbegrenzten Möglichkeiten, aber eben auch das Problem, dass Du eine ganze Menge falsch machen kannst.
Deshalb ertappe ich mich dabei, dass ich jetzt genau das Outfit meiner Kolleginnen analysiere - schließlich muss ich meinen Stil erst noch finden.

Nach einigen interessanten Einkäufen im Internet, hatte ich so einige lustige Erlebnisse.
Gerade die Größentabellen bringen mich manchmal zur Verzweiflung.
Aber schließlich kam ich zu dem einzigen richtigen Schluss: Der Speck muss weg.
Als Trans-Frau kannst Du es drehen und wenden wie Du möchtest, wenn Du nicht unbedingt wie Charly's Tante aussehen möchtest, führt kein Weg daran vorbei ein paar Kilos abzunehmen.
Das ist natürlich nur meine persönliche Meinung.

Als ich noch als Mann lebte, hatte ich immer fürchterliche Probleme mit dem Abnehmen und meiner Figur. Da ich meinen männlichen Körper hasste, war es sowieso egal, ob ich dünn oder dick war.
Das hat sich seit einiger Zeit erheblich geändert - schon die Möglichkeit bestimmte Sachen tragen zu können, wirkt wahre Wunder und die Pfunde purzeln nur so dahin.

Sei`s drum - da ich fast noch keine Winterklamotten habe, wurde erst mal kräftig eingekauft und die Sachen sollten wohl so langsam bei der ungeduldigen Birgit eintrudeln.
Ich werde euch dann berichten, wieviel ich behalten und wieviel ich zurückschicken musste.

Jetzt hab ich soviel geschrieben, dass es wirklich für heute reicht, aber Frauen quasseln nunmal gern.


Sonntag, 28. Oktober 2012

Viele neue Eindrücke und Abdrücke

Der heutige Tag brachte gleich zwei absolute Nova mit sich (tolles Wort nicht?)

1. Ich habe den ersten Tag meines Lebens in Schuhen verbracht, die wirklich zu mir passen.
Obwohl sie auch einige Eindrücke an meinen Füßen hinterlassen haben, liebe ich meine Vagabond Chelsea Boots.
Da ich noch ganz am Anfang meiner Reise stehe, freut es mich auch, dass nicht jede(r) im Büro gleich merkt, welch tolle Schuhe sich das neue Mädel in der Belegschaft gekauft hat.
Anfangs ist alles halt fast noch unüberwindbar schwierig und ich war eh immer die Schüchterne und Zurückhaltende.
Einige Kolleginnen haben natürlich sofort erkannt, was ich da tolles anhab (Frauen sehen das eben).

2. Heute war ich zum ersten Mal bei einer Selbsthilfegruppe.
Obwohl ich schon einige nicht ganz einfache Dinge in meinem Leben gemacht habe, gehörte dieser Besuch zu einem der schwierigsten Dinge, die ich mir bis dahin vorstellen konnte.

Es ist ja nicht so, dass man da mal irgendwo ein paar Leute trifft, sich nett unterhält und danach wieder seiner Wege geht? es war für mich wohl wie das erste wirkliche Outing, vor anderen mir bis dahin fremden Menschen.
Tatsächlich war es ein bisschen von Beidem - ich habe offene, nette Menschen getroffen, wurde gut aufgenommen und ich fühlte mich gleich in die Gruppe integriert. Dafür allen meinen aufrichtigen Dank.

Es war ein seltsames, aber trotzdem sehr natürliches Gefühl, als ich mich wie alle anderen mit meinem Namen vorstellte. Als wäre es das Natürlichste der Welt.
Nach einem kurzen Vortrag folgte ein Gruppengespräch, bei dem ich sehr viele neue Eindrücke gewonnen habe.

Mir wurde bewusst, dass wir uns alle ähnlich, aber doch verschieden waren.
Das Transsexuelle zuerst einmal Menschen wie alle anderen sind mit all ihren Sorgen, Bedürfnissen, Nöten und Erlebnissen.
Das es Transsexuelle, Transgender, Transidente und alle möglichen Schattierungen dazwischen gibt, so dass es fast unmöglich ist, Menschen in eine dieser
SchubladenGruppen zu einzuordnen.
Den Kopf voll mit Eindrücken und Empfindungen machte ich mich auf den Heimweg - mit dem festen Entschluß wieder zu kommen.

So jetzt versuche ich mal das Ganze zu verarbeiten - und verabschiede mich für heute.

Dienstag, 23. Oktober 2012

Ein (wenn auch verspäteter) Anfang

Hallo liebe Leserin, lieber Leser!

Dies ist mein erstes Blog überhaupt.
Bis zu dem Zeitpunkt, an dem ich begann, mich wirklich mit mir - meinem Wesen zu beschäftigen, habe ich (wenn überhaupt) nur wenige Blogs gelesen und mich auch kaum mit ihnen beschäftigt.
Der Grund: Ich dachte, ich hätte keine Inhalte, welche andere Menschen interessieren könnten.
Auch jetzt bin ich mir nicht sicher, ob die Welt mein Blog wirklich braucht - aber ich bin mir sicher, dass ich es brauche.

Mein Thema ist (vielleicht leider) kein Allerweltsthema. Etwas, dass in unserer Gesellschaft oft gerade noch ignoriert, vielleicht auch manchmal gerade noch toleriert wird.
Vielleicht irre ich mich mit dieser Einschätzung aber auch.

Wenn ich hier mit Buchstaben mein jahrelang unterdrücktes, verleugnetes, verstecktes und auch bekämpftes Wesen erforsche, habe ich eine kleine Hoffnung, dass jemand diese Zeilen liest.
Da ich mit dem Bloggen keine Erfahrung habe, weiß ich aber auch nicht, inwieweit ein Dialog zwischen mir und euch stattfinden wird.

Verzeiht mir also eventuelle Fehler - ich stehe erst am Anfang.
Also springe ich jetzt einfach mal ins kalte Wasser, und fange einfach mit einem Zitat einer sehr mutigen und klugen Frau an, deren Blogs ich bisher komplett gelesen habe.

"Wo ein Wille ist, da braucht's auch keinen Weg" - Diana