Sonntag, 24. Januar 2016

Hairwalk

Testosteron - der lautlose Killer
Gestern war ich seit längerer Zeit wieder mal beim Friseur.
Meine Haare sind für mich immer noch ein Riesenproblem, weil sie bereits derart Testosterongeschädigt sind, dass ich sie fast hasse.
Deshalb erachte ich Friseurbesuche eher als notwendiges Übel, anstatt Styling und Entspannung zu genießen.

Der Salon war sehr gut besucht, es brummte wie in einem Bienenstock. Trotzdem war die Atmosphäre nicht unangenehm. Einige Damen guckten schon etwas seltsam, als ich zur Beratung im Damenbereich Platz nahm. Aber ich tat so als bemerke ich es nicht.

Meine Friseurin hatte ich telefonisch bei der Terminvereinbarung schon informiert das ich Trans* bin.
Sie hatte damit vordergründig kein Problem, war aber trotzdem sehr vorsichtig, weil die erste Transfrau war, die sie stylen durfte. Außerdem kannte sie ja meine Haare noch nicht.

Aus diesen Gründen waren wir beide erst mal vorsichtig. Ich bekam wieder einen sauberen Schnitt und dazu feine blonde Strähnen. Als wir fertig waren, war ich merklich blonder als vorher. Am Anfang war es etwas ungewohnt und ich hatte Angst, dass ich übertrieben habe. Aber noch einem Tag hatte ich mich daran gewöhnt. Mal sehen, was meine Kolleginnen und Kollegen morgen im Büro dazu sagen.

Insgesamt war es gar nicht so schlimm, aber wenn sie mir den Spiegel vorhalten, bekomme ich trotzdem jedes Mal einen Schock, wie dünn mein Haar an manchen Stellen schon geworden ist.
Hoffentlich bekomme ich bald Hormone und hoffentlich wirken sich diese auch etwas auf meinen Haarwuchs aus. Es ist wirklich deprimierend.

Der Tag war gelaufen. Ich bin erst mal nach Hause und habe mich hingelegt.
Dieses Testosteron wirkt wie ein heimliches Gift, das über die Jahre bis in den hintersten Winkel des Körpers gelangt, wie Säure - ich hasse es.

Ich werde mich wohl doch mit dem Gedanken anfreunden müssen, irgendwann mit Haarersatz herumzulaufen. Das muss ich erst mal verarbeiten.


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