Samstag, 3. November 2012

November-Gedanken

Es vergeht kein Tag - vielleicht nicht mal einige Stunden, daß ich mich als Trans-Frau gedanklich mit meiner Transsexualität beschäftige.

Jetzt, da ich mich nicht mehr bekämpfe oder verstecke, sondern ungeschminkt über kommende und vergangene Ereignisse meines Lebens nachdenke, sehe ich viele Stationen meines bisherigen Lebens in einem anderen Licht und aus einem anderen Blickwinkel.

Wenn ich morgens nach dem Aufwachen noch kurz im Bett liegen bleibe, oder bei einem Kaffee in meinem Lieblings-Starbucks die Menschen durch die großen Fenster beobachte, schwirrt mir die eine oder andere Frage im Kopf herum:
  • Warum hast Du damals dies oder jenes gemacht - oder auch nicht gemacht?
  • Was für Ansichten und Meinungen hattest/hast Du von Deinen Mitmenschen - und warum?
  • Wann hast Du eigentlich gemerkt, dass Du anders bist?
  • Wie wurdest/wirst Du von Deinem Umfeld aufgenommen und behandelt?
  • Geht es Dir jetzt besser bzw. wird es Dir besser gehen - auch wenn der Weg schwierig ist und wird?
  • Willst Du dich verändern? musst Du dich überhaupt groß verändern?
  • Willst Du nur vor irgendetwas davonlaufen?
  • Wie stellst Du Dir dein Leben als Frau vor? was willst Du noch erreichen? welche Zukunftspläne hast Du?
  • Kannst Du das Deiner Familie, antun? - Wie werden Freunde, Bekannte und Kollegen reagieren?
  • Was wird mit Job und Wohnung - droht Dir der soziale Abstieg?
  • Trans-Frau und Selbstmord
  • Trans-Frau und Partnerschaft
Mit dem was ich bisher erlebt, gesehen, gehört und gelesen habe - bin ich der festen Überzeugung, dass sich Niemand, aber auch wirklich Niemand freiwillig dazu entscheidet Transsexuell zu werden.
Entweder man ist es - oder man ist es nicht.

Ich hatte das Glück einige Jahre mit einer Kollegin zusammenarbeiten zu dürfen, die obwohl sie sehr viel jünger und neu im Job war - auch erheblich klüger war als ich.
Aus dieser Zeit habe ich einige Weisheiten und Tipps mitgenommen, die ich mir immer wieder ins Gedächtnis rufe:

  • Das Leben ist nicht Schwarzweiß - in keiner Hinsicht. Es gibt so viele Facetten, die sich ständig verändern.
  • Du kannst und darf nicht in Schubladen denken.
  • Sei immer offen - betrachte das Neue, denke darüber nach - bewerte es für Dich, wenn Du unbedingt musst.
  • Finde neue Wege.
  • Entdecke jeden Tag die Welt für dich neu.
  • Hinterfrage alte Meinungen und Ansichten - scheue Dich nicht davor Deine Meinung zu ändern.
  • Vergiss dabei nicht was Du bist und wo Du herkommst. Wandel und Tradition gehören zusammen.
  • Laufe keinen vorgefertigten Meinungen einfach hinterher - bilde Dir immer eine eigene.
  • Ändere Dinge, die Dir schaden oder nicht gefallen - oder lasse sie hinter Dir.
  • Gib Dich niemals auf.
Das ist vielleicht heute eine ganze Menge Zeugs auf einmal - einer der Klitschko Brüder würde sagen: "schwere Kost" nach meinen bisherigen Einträgen über teils banale Alltagsdinge.
Aber ich will in diesem Blog ja alle Dinge erwähnen, die mich bewegen - Trans-Frau sein ist eben schwere Kost.

Viele der Gedanken, die ich da heute geschrieben habe, werde ich in der nächsten Zeit wieder aufgreifen (neben Schuhen, Schmuck, Uhren ... ich hab mir einen total tollen Wintermantel bestellt ;-)).

So, jetzt sind meine Kaffeetasse und mein Kopf für heute leer.
Vielleicht gibt's bald wieder leichte, schwere oder auch Trennkost von mir.

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