Dienstag, 15. Januar 2013

Brillenschlange

Biggi wird zur Brillenschlange
Einige Begebenheiten im Leben sind wirklich sehr seltsam.
Zeit meines bisherigen Lebens habe ich mich trotz Testergebnissen, Attesten und Ratschlägen standhaft wohl aus Eitelkeit oder Bequemlichkeit geweigert eine Brille zu tragen.

Das Fossil
Aus Sicherheitsgründen und natürlich für meine Mitmenschen galt dies nicht für's Autofahren.
Dort musste bisher immer meine alte Bundeswehr-Brille aus den Neunzigern herhalten, deren Stärke trotz ihres Alters immer noch ok war. Aber da ich selten fuhr, störte ich mich nicht daran, dass dieses Fossil wirklich hässlich war.

Seit ich mir eingestanden habe, dass ich transsexuell bin, hat sich mein Blickwinkel auf Brillen sprichwörtlich verändert und jetzt ist mir auch klar, warum ich die Dinger bisher immer so innig gehasst habe - Meine bisherigen Brillen haben mich immer männlicher gemacht. Mann -> Männerbrille -> igitt!

Brillen sind gut
Dagegen fand (und finde) ich Brillenträgerinnen meistens attraktiv. Warum weiß ich auch nicht.
Aus meiner jetzigen Sicht betrachte ich die Brille als ein Accessoire, das mich weiblicher aussehen lassen kann. Deshalb trage ich heute gerne Brille - eine tolle Brille kann eine Frau hübscher machen.

Nach einem sowieso notwendigen Augenarztbesuch hab ich mir deshalb gleich vorgenommen, das Fossil ins Museum zu schicken und mir eine schöne, neue Brille machen zu lassen.
Weil ich schon einige Freundinnen beim Brillenkauf begleitet habe fiel meine Wahl gleich auf Fielmann in der Breiten Gasse. Die VerkäuferInnen waren bisher immer sehr nett und haben alle meine Mädels gut beraten - also nichts wie hin.

Brille Fielmann
Etwas aufgeregt war ich ja schon und ich war froh, dass sich gleich nach Betreten der Filiale zwei Verkäuferinnen um mich bemühten. Da ich neutral angezogen war, hoffte ich auf eine Verkäuferin, weil es mir immer noch schwer fällt einem Mann zu sagen, dass ich transsexuell bin und deshalb eine Damenbrille möchte.

Die junge Dame nahm es aber scheinbar sehr gelassen und zog gleich zielsicher eine tolle Brille aus dem Regal. Die anderen Frauen am Damenregal guckten doch etwas verwundert, als ich eine Brille nach der anderen anprobierte und ausgiebig mit der Verkäuferin diskutierte.

Die Qual der Wahl
So eine Brille will ja gut ausgesucht sein. Schließlich muss ich ja den ganzen Tag mit dem Teil rumlaufen und sie verändert das Aussehen schon ziemlich.
In einer Hinsicht bin ich wirklich ganz Frau: Ich kann mich schwer entscheiden.
Die Auswahl war so groß und ich fand gleich mehrere Modelle toll. Derweilen reichte mir die nette Dame ein Gestell nach dem anderen - Kunststoff, Metall, Titan - alles kam mal auf die Nase.
Dann muss ja auch noch die Farbe passen. Ich liebe dunkelbraun - oder zumindest braun und weil das auch gut zu meinen Haaren passt wurde es auch eine braune... mit etwas grün.

Gestatten? Ban - Ray-Ban
Quelle: Ray-Ban
Das ist sie nun - eine Ray-Ban RB5206 2445.
Weil Grün auch eine meiner Lieblingsfarben ist, passte mir die Grünfärbung innen voll in den Kram. Die Designelemente zusammen mit den gestylten Bügeln geben dem ansonsten klassischen Design mehr Pep.

Ich finde, für meine Transition ist das die optimale Brille. Weiblich und doch klassisch. Passt gerade noch so in meine alte Rolle und super in mein neues Leben. Genau was ich gesucht habe und von den 20 anprobierten Modellen übrigens die erste, die aus dem Regal genommen wurde. Die Verkäuferin hatte wohl doch einen Kennerblick und ein glückliches Händchen.

In einer Woche kann ich mein Schätzchen dann abholen.
Danach ist Biggi eine Brillenschlange - und das ist endlich gut so.

Zum Schluss muss ich noch sagen: Fielmann ist wirklich super. Ich wurde echt toll ohne irgendwelche Vorbehalte beraten und das hat mir in einer für mich schwierigen Situation gut getan.
Danke Fielmann!

Mit einem Zwinkern ...


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